
Detmold-Jerxen-Orbke. Manchmal muss man nur mal miteinander sprechen und einfach anfangen. So passierte es im Frühjahr 2024 in Jerxen-Orbke. Einmal im Jahr treffen sich alle Vereine im Ort, bringen sich auf den aktuellen Stand und schmieden Pläne.
Das langweilige bis trostlose Aussehen der Gartenanlagen rund um die Oetternbachschule und das Vereinshaus störte viele Vereinsmitglieder schon seit Jahren. Zwar wurden Sträucher auf die Rasenfläche vor dem Vereinshaus gepflanzt, aber Blühwiesen-Ideen und anderes wurden immer wieder verschoben oder verworfen.
Bei diesem Treffen kam die Idee von einem blühenden Staudengarten auf. Peter Keißelt, Vorsitzender des Sportvereins Eintracht Jerxen-Orbke, sagte: „Das kommt unserer Idee einer Blühwiese sehr nahe. Außerdem feiern wir 2025 unser 100-jähriges Bestehen.
Zum Jubeljahr wäre eine sichtbare Verschönerung doch toll.“ Heinz Gehring, unter anderem sehr aktiv beim DRK und zuständig für das Vereinshaus, ergänzte: „In unseren Vereinsreihen gibt es auch einen Verein, der sich um die Natur kümmert, das ‚Aktionsbündnis: Detmolder Westen e. V. – das würde doch passen.“
Von der Idee angetan, versprach Ortsbürgermeister Klaus Lömker eine Anschubfinanzierung. Für die Organisation wurde Annette Heuwinkel-Otter ausgeguckt, als ehemalige Schülerin der Schule, Mitglied in mehreren regionalen Vereinen und Gründerin
des Lipper-Stammtisch-München. Ihren lippischen Wurzeln blieb sie bislang treu.
Mittlerweile pendelt sie seit 40 Jahren zwischen München und Detmold. Sie plädierte für ein Gemeinschaftsprojekt, unterstützt von allen Vereinen im Dorf, von der Schule, den Eltern, den Kindern, Sponsoren und sagte: „Mal sehen, was geht.“ Haben sich Jerxen-Orbker
mal zu etwas entschlossen, wird nicht lange gezögert.
Im September 2024 wurden die Sträucher auf der Rasenfläche ausgebuddelt und bekamen einen neuen Platz. Eine gemietete Rasenfräse kam zum Einsatz. Sie ließ sich nur schwer auf dem feuchten Boden schieben. Schweißtreibend, egal. Alle Helfer packten an. In ein paar Stunden lag der Rasen oben auf. Rasenbüschel mit Erde fanden Platz unter den Kastanienbäumen, um dort den Boden aufzufüllen.
Der andere Teil wurde portionsweise in der Biotonne entsorgt. Die Bodenvorbereitung ist
wichtig, aber auch kräfteraubend. Schweißnasse Kleidung und Muskelkater waren wohl bei allen Helfern die Folgen. Aber was hilft es: Wer A sagt, muss auch B sagen.
Christiane Kröger, Leiterin der Oetternbachschule, war sofort von dem geplanten Staudengarten begeistert. Sie sagte: „Einige andere Ecken könnten auch schöner werden. Der Schulgarten hinter dem Schulgebäude braucht einen neuen Style. Matthias Than, Vorsitzender des Fördervereins Oetternbachschule, legte bereits Hand an und schnitt die Hecke. Beete wären noch schön. In dem Schulhofbeet direkt gegenüber dem Haupteingang
wächst nur Giersch. Das zu verschönern, wäre auch toll.“
Das nicht allzu große Beet, dachte sich Heuwinkel-Otter, müsste doch schnell zu machen sein. Unterschätzt hatte sie den Giersch, der sich mit seinen Wurzeln tief in die Erde krallt. Einen ganzen Nachmittag brauchte sie zum Ausgraben und Entfernen. Der Blumengarten
ihrer Mutter wurde geplündert und nach Ablegern gefahndet. Am darauffolgenden Tag fanden Blumenstauden im Schulhofbeet ihren Platz. Fette Henne, Lilien, Klematis
ersetzten den alles verschlingenden Giersch.
Pünktlich zum Spendenlauf und Schulfest im September 2024 sah das Beet schon ganz anders aus. Ob der Giersch wieder kommt, bleibt abzuwarten. Der Vorgarten musste tief
umgegraben werden, um die letzten Rasenreste zu entfernen. Ein Walnuss- und ein Bergahornbäumchen sollten ausgegraben werden.
Mitglieder des DRK Jerxen-Orbke brachten erste Blumenstauden, die parallel eingepflanzt wurden. Weitere Stauden spendierten Freunde aus Horn-Bad-Meinberg. Sie wurden vorerst in Erde eingeschlagen. Zum Pflanzen war es zu nass. Helmut Krüger, Vorsitzender des
Aktionsbündnisses, organisierte zwei Anhänger Kompost, der verteilt werden soll, wenn der Boden umgegraben ist.
Bei der Baumverschenkaktion der Stadt Detmold konnte Heuwinkel-Otter einen Mispelstrauch ergattern. Mit einer Gruppe von Kindern aus der Ganztagsbetreuung, der OGS 3, wurde er Ende November vom Bauhof aus der Georgstraße abgeholt. Die Kinder waren so begeistert, dass sie den Strauch abwechselnd zur Schule trugen, und ein letztes Blatt, das noch am Strauch hing, durfte nicht verloren gehen.
Der Mispelstrauch erreichte heile die Schule und wurde ruckzuck in den Schulgarten gepflanzt. Das schlechte Wetter, die fehlende Zeit der Helfer, Erkältungen und Krankheitsausfall führten zu Verzögerungen. Manchmal stand Heuwinkel-Otter allein auf
dem Grundstück, da sie nur tageweise Zeit in Detmold verbringen kann. Aufeinander
warten, bis jemand Zeit hat, funktioniert nicht.
Das Wetter wurde schlechter, die Weihnachtszeit nahte und das neue Jahr brach an. Die Arbeit musste ruhen. Da das Projekt jedoch über einen Zeitraum von zwei Jahren geplant ist, gibt es keinen Zeitdruck. Im Januar noch schnell 180 Blumenzwiebeln gesetzt: Tulpen, Narzissen, Krokusse, Märzenbecher, Schneeglöckchen und Winterlinge.
Die werden im Frühjahr schon leuchten. Sobald die Sonne dann höher steht, geht es weiter. Ende März 2025 wird es soweit sein.