Autonomes Fahren: In Herford fahren Busse bald ohne Fahrer [Update]

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Um herauszufinden, wie autonomes Fahren das Busnetz in Herford verbessern kann, werden stufenweise weitere autonome Fahrzeuge in den regulären Busverkehr integriert. Ziel ist es, verschiedene Fahrzeuggrößen und verschiedene Betriebsformen (Linienverkehr, On-Demand-Betrieb) im gleichen Gebiet einzusetzen und einen autonomen integrierten Verkehr aufzubauen. Fotos: Deutsche Bahn

Herford. In Bad Salzuflens Nachbarstadt Herford beginnt heute eine neue Ära der Mobilität: Ein autonomes Fahrzeug geht erstmals in den Testbetrieb und markiert damit einen weiteren Schritt in der Revolution auf vier Rädern. Dieser Test ist Teil des von der Deutschen Bahn (DB) koordinierten europäischen Projekts „Ultimo“.

Der elektrisch betriebene Kleinbus ist ein Symbol für die mobile Revolution und wird vorerst ohne Passagiere unterwegs sein. Ein Sicherheitsfahrer überwacht alle Fahrmanöver und kann jederzeit eingreifen. Das Fahrzeug bietet Platz für neun Personen sowie eine rollstuhlgerechte Beförderung. Zu Beginn fährt es mit einer maximalen Geschwindigkeit von 40 km/h, soll aber später auf mindestens 50 km/h beschleunigt werden. Der Technologiekonzern ZF entwickelt das System gemeinsam mit dem Shuttle-Hersteller eVersum aus Österreich, der die Elektro-Shuttles liefert.

Die Bildergalerie zeigt die Testfahrten vom Montag, 31. März, erzählt und fotografiert von Jörn Fries für die LIPPISCHE WOCHENZEITUNG.

In Herford beginnt die Zukunft des ÖPNV

Die ersten Wochen des Betriebs stehen im Zeichen der sogenannten Einlesefahrten. Dabei wird das Kartenmaterial des autonomen Systems aktualisiert, um höchste Präzision auf der Strecke zu gewährleisten. Nach etwa vier Monaten wird das Shuttle einen regulären Linienverkehr im südwestlichen Bereich von Herford aufnehmen, ausgehend vom Bahnhof. Ab Sommer 2025 können dann die ersten Fahrgäste das innovative Angebot nutzen – ein entscheidender Schritt, um das Vertrauen der Menschen in autonome Mobilität zu stärken.

Eine Sensoren-Armatur im „Stirnbereich“ des Busses macht das autonome Fahren möglich.

Die Deutsche Bahn betrachtet das autonome Fahren als essenziellen Bestandteil der Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs auf dem Land. Gerade in ländlichen Regionen könnten fahrerlose Fahrzeuge das Verkehrsangebot erheblich verbessern und den ÖPNV ausweiten. In den kommenden Jahren sollen deshalb schrittweise weitere autonome Fahrzeuge in das Busnetz von Herford integriert werden, um verschiedene Betriebsmodelle zu erproben – vom klassischen Linienverkehr bis hin zu bedarfsgesteuerten On-Demand-Diensten.

Das „Ultimo“-Projekt gilt als entscheidender Meilenstein, bevor autonome Fahrzeuge serienreif werden. Ziel ist es, europaweit Standards zu entwickeln, die es ermöglichen, Fahrzeuge unterschiedlicher Hersteller gemeinsam im öffentlichen Nahverkehr einzusetzen. Neben Herford sind auch Oslo und Genf Teil dieser Initiative. Während in Norwegen bereits erste Fahrzeuge im Einsatz sind, soll Genf 2026 folgen.

Die Europäische Union fördert das Projekt mit rund 24 Millionen Euro. Bis 2026 wird sich zeigen, wie die autonome Mobilität die Zukunft des öffentlichen Verkehrs in Europa nachhaltig verändern kann.