Bielefelder Mordfall Strohmidel aufgeklärt? DNA-Spur führt nach 31 Jahren zu Verdächtigem

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Foto vom damaligen Tatort. Foto: Polizei Bielefeld

Bielefeld-Oldentrup. Ein DNA-Treffer hat am Dienstag, 8. April, zur Festnahme eines 45-jährigen Mannes geführt, der im Verdacht steht, im Jahr 1994 den Kioskbetreiber Heinz-Georg Strohmidel ermordet zu haben. Nach Angaben der Polizei markiert dieser Ermittlungserfolg den Abschluss einer jahrelangen, intensiven Arbeit der Ermittlungsgruppe Cold Cases.

Das Morddezernat hatte den Fall neu aufgerollt und in akribischer Detailarbeit erneut untersucht. Mithilfe modernster forensischer Technik sowie der Analyse weiterer Speichelproben sei es gelungen, die Identität des Tatverdächtigen zu klären, teilte die Polizei mit.

So sah der Tatort nach dem Mord rund um den Tresen aus. Zu sehen ist auch der Handschuh, der nun zur Festnahme des mutmaßlichen Täters führte. Foto: Polizei Bielefeld

Ein zentraler Beweisgegenstand sei dabei ein Arbeitshandschuh gewesen, den der Täter vermutlich am Tatort zurückließ. Der Handschuh sei damals offenbar getragen worden, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Laut Polizei fanden Spezialisten eines niedersächsischen Instituts für forensische Molekulargenetik darin mikroskopisch kleine Hautpartikel, aus denen später eine DNA-Spur isoliert werden konnte – diese war zunächst jedoch keiner konkreten Person zuzuordnen.

Ein öffentlicher Aufruf, der sich über regionale und überregionale Medien verbreitete, brachte Hinweise auf einen erweiterten Personenkreis, der mit dem Handschuh in Verbindung stehen könnte. Den Durchbruch erzielte die Ermittlungsgruppe jedoch durch eine gezielte Recherche in der Einwohnermeldedatei: Gesucht wurden Männer mit den Initialen M. T., die im Jahr 1994 im Bielefelder Postleitzahlengebiet 33719 gemeldet waren und zur Tatzeit ein Alter zwischen 14 und 60 Jahren aufwiesen.

In einer daraufhin durchgeführten Reihen-DNA-Analyse wurden mehr als 200 Männer zur Abgabe von Speichelproben gebeten. In einem Fall hätten die beauftragten Wissenschaftler genetische Auffälligkeiten festgestellt, die auf eine nahe Verwandtschaft mit dem unbekannten Spurenleger hindeuteten. Die Ermittlungen im familiären Umfeld führten schließlich zur Identifizierung des heute 45-jährigen Tatverdächtigen.

Laut Polizei handelt es sich bei dem damals 15-jährigen Bielefelder um einen Jugendlichen im Sinne des Strafrechts, weshalb das aktuelle Strafverfahren nach Jugendstrafrecht geführt wird.

Der Leiter der Ermittlungsgruppe, Erster Kriminalhauptkommissar Markus Mertens, sprach von einem „großen Erfolg“ für sein Team. Die Festnahme sei ein Zeichen dafür, dass Täter auch nach Jahrzehnten noch zur Verantwortung gezogen werden können. Es sei wichtig gewesen, dass dieser Fall nicht unbearbeitet bleibe.

Auch Wolfgang Niewald, Leitender Kriminaldirektor und Leiter der Direktion Kriminalität, äußerte sich zuversichtlich, dass dieser Ermittlungserfolg Motivation für die weitere Bearbeitung offener Altfälle sei. Die Aufklärung sende ein wichtiges Signal an die Angehörigen von Opfern, dass selbst nach vielen Jahren Gerechtigkeit möglich sei. (lwz/Polizei Bielefeld)