100 Tage im Amt: Diethelm Küther, neuer Ortsbürgermeister von Klüt, im LWZ-Gespräch

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Seit Jahreswechsel ist Diethelm Küther der neue Ortsbürgermeister des Detmolder Ortsteils Klüt. Foto: Robert Pairan

Detmold-Klüt. Seit Jahreswechsel ist Diethelm Küther der neue Ortsbürgermeister des Detmolder Ortsteils Klüt. Nach etwa 100 Tagen im Amt zieht er im Gespräch mit LWZ-Reporter Robert Pairan – der selbst in Klüt wohnt – eine erste Bilanz seiner Amtszeit.

Küther ist in Detmold geboren und in Klüt aufgewachsen. Anschließend hatte es ihn in den Osten der Republik verschlagen, von wo aus es ihn später aus beruflichen Gründen für 20 Jahre nach Bad Oeynhausen zog. Seit 1982 wohnt er wieder in Klüt.

LIPPISCHE WOCHENZEITUNG (LWZ): Wie ist es dazu gekommen, dass Sie Ortsbürgermeister von Klüt geworden sind?
Diethelm Küther: In meinem Fall war es so, dass ich von der SPD-Fraktion angesprochen wurde. Soweit ich weiß, hat man sich in Klüt umgehört, wer das Amt übernehmen könnte, und ich wurde als Kandidat empfohlen.

LWZ: Sind Sie denn schon vorher in der Politik engagiert gewesen?
Küther: Nein, ich bin weder in der SPD noch in irgendeiner anderen Partei.

LWZ: Trotzdem haben Sie das Amt übernommen, obwohl es auch nicht bezahlt wird?
Küther: Für mich ist das eine Frage der Ehre. Die Aufgabe des Ortsbürgermeisters besteht darin, zu vermitteln oder Informationen zu geben – vom Bürger zur Stadt oder von der Stadt zum Bürger.

LWZ: Schon fast 100 Tage im Amt – Wo liegen die besonderen Aufgaben in Klüt und gibt es Kontakt zu anderen Ortsbürgermeistern?
Küther: Der Austausch mit den anderen Ortsbürgermeistern steht noch aus, aber ein erstes Treffen mit den Kollegen aus Bentrup-Loßbruch und weiteren Ortschaften ist bereits in Planung. Darüber hinaus gibt es auch die übergeordneten Treffen aller Ortsbürgermeister, an denen ich bislang allerdings noch nicht teilgenommen habe.
Die Aufgaben hier in Klüt sind bekannt – an erster Stelle steht nach wie vor der Hochwasserschutz. Meine Aufgabe sehe ich darin, die Informationen, die ich von der Stadt Detmold erhalte, an die Bürger weiterzugeben.
Das klingt zunächst einfach, ist aber oft mit erheblichem Zeitaufwand verbunden. Ich kann nicht einfach mal so beim Bürgermeister anklopfen – man braucht einen Termin, und viele Anliegen laufen zusätzlich über die entsprechenden Stabsstellen in den verschiedenen Ämtern.
Aktuell beschäftige ich mich neben der anstehenden Müllsammelaktion auch mit dem geplanten Bau eines Funkmastes – ausgerechnet an dem Ort, an dem traditionell das Osterfeuer stattfindet. Wäre der Mast dort errichtet worden, hätte dieses langjährige Brauchtum an dieser Stelle nicht weitergeführt werden können. Deshalb habe ich mich dafür eingesetzt, eine alternative Lösung zu finden. Leider gab es auf dem Gelände des RSV Klüt keine geeignete Ausweichfläche. In enger Absprache mit dem Detmolder Bürgermeister habe ich mich daher klar dagegen ausgesprochen, den Mast direkt am Sportplatz zu errichten.
Natürlich brauchte ich dafür auch das Einverständnis von Bürgermeister Frank Hilker – und das habe ich bekommen. Er hat klargemacht, dass das Osterfeuer als alter Brauch unbedingt erhalten bleiben muss.
Solche Themen reichen bis in kleinste Alltagsfragen hinein – zum Beispiel: Wann wird das Wasser auf dem Friedhof wieder angestellt? Solche Dinge kläre ich lieber direkt mit der Stadt, bevor hundert Klüter beim Friedhofsamt anrufen. Für die schnelle Kommunikation nutzen wir eine WhatsApp-Gruppe, über die wir die Dorfgemeinschaft informieren. Außerdem gibt es natürlich unsere Aushänge und die Dorfzeitung, über die wir regelmäßig Neuigkeiten weitergeben.

LWZ: Was steht als Nächstes an?
Küther: Meine Agenda ist immer das Zusammenbringen der Vereine. Da kann noch mehr passieren. Mein Ziel ist es, dass mehr gemeinschaftliche Projekte entstehen – insbesondere für die Jugend. Solche Ideen lassen sich aber nur im Austausch mit den Vereinen umsetzen. Als Nächstes steht das Osterfeuer an, das vom RSV Klüt organisiert wird. Ich selbst mische mich nicht in die interne Vereinsarbeit ein, verstehe mich aber als Vermittler – etwa, wenn es darum geht, Kontakte herzustellen oder Informationen weiterzugeben.  Beispielsweise zur Feuerwehr, die mittlerweile nicht mehr in Brokhausen, sondern hier in Klüt ansässig ist. Vielleicht lässt sich gemeinsam etwas organisieren, etwa im Rahmen eines Festes.
Zudem hatte ich unlängst einen Termin in einer örtlichen Schule, um über die angespannte Situation der Offenen Ganztagsschule (OGS) zu sprechen. Sie platzt aus allen Nähten.  Deshalb habe ich Kontakt zur Schulbehörde aufgenommen, um gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie wir die Situation langfristig verbessern können – damit die Schüler auch künftig hier im Ort bleiben und nicht abwandern.
Hinter den Kulissen tut sich ebenfalls einiges: Die Stadt hat bereits einige Grundstücke aufgekauft oder getauscht, um zu verhindern, dass dort weitere Häuser gebaut werden. Diese Maßnahme dient dem Erhalt von Freiflächen und unterstützt zugleich den Hochwasserschutz.

LWZ: Was würden Sie Menschen empfehlen, die sich in ihren Ort einbringen wollen?
Küther: Dazu kann ich nichts sagen – das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ob man Zeit hat, wie viel man davon investieren möchte und wozu man Lust hat. Es gibt auch von städtischer Seite Angebote wie den „Marktplatz Ehrenamt“ und die dahinter stehende Initiative „Tatkräftig EngagierDT“, ebenso wie die Bürgerstiftung oder das Ehrenamtsbüro des Kreises.
In Klüt leben rund 1.700 Menschen – aber im Dorfverein „Ganz Klüt“ sind nur 170 Mitglieder. Es wäre schön, wenn es mehr wären. Der Mitgliedsbeitrag von 1 Euro im Monat tut niemandem weh – und je mehr Menschen sich engagieren, desto mehr kann ein Verein auch bewegen.


Das Gespräch führte Robert Pairan.