Bad Salzuflen/Lage/Lemgo. Im Rat der Stadt Lage wird hinter den Kulissen über ein kostspieliges Ärztehaus an der Werre diskutiert. Allen Beteiligten ist klar, dass neben dem großen finanziellen Risiko auch ein Abwerbe-Effekt von Ärzten aus den Nachbargemeinden zu erwarten wäre. So etwas schafft böses Blut. Möglicher Ausweg: Die Städte Bad Salzuflen, Lage und Lemgo planen gemeinsam mit dem DRK Lippe neue Medizinische Versorgungszentren (MVZ) zur Stärkung der haus- und kinderärztlichen Versorgung.
Wer braucht schon ein kostspieliges „Ärztehaus“ für sich allein, wenn er neue Medizinische Versorgungszentren in Kooperation mit den Nachbarstädten haben kann? So stellt sich die Lage in Lage angesichts einer brandaktuellen Meldung dar. Die Städte Bad Salzuflen, Lage und Lemgo wollen in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) Lippe mehrere Medizinische Versorgungszentren (MVZ) errichten, um die aktuelle Versorgungssituation mit Haus- und Kinderärzten in ihren Kommunen nachhaltig positiv zu beeinflussen.
Hierzu legen die Partner jetzt einen Grundsatzbeschluss zur Zusammenarbeit (Letter of Intent) ihren Gremien zur Beschlussfassung zeitgleich vor. Darin heißt es: „Ziel ist es, die Gespräche zwischen den Kommunen und dem DRK, unter Einbeziehung der gutachterlichen Stellungnahmen der Beratungsgesellschaften, so weit voranzubringen, dass den zuständigen politischen Gremien eine umfassende Grundlage zur Entscheidungsfindung vorgelegt werden kann.“
Dirk Tolkemitt (Bürgermeister Bad Salzuflen) erläutert dazu: „Unser Ziel ist es, die aktuelle Versorgungssituation gemeinsam zu verbessern und langfristig zu stärken und die wertvolle Arbeit der niedergelassenen Ärzte zu ergänzen.“ Alle bisherigen Planungen erfolgten in enger Abstimmung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, die das Vorhaben im Rahmen ihres gesetzlichen Sicherstellungsauftrags ausdrücklich unterstützt.
Bereits jetzt laufen Gespräche mit interessierten Ärztinnen und Ärzten, um gemeinsam ein tragfähiges Konzept zu entwickeln. Ein Gesellschaftsvertrag sowie ein Businessplan für die MVZ-Trägergesellschaft werden aktuell vorbereitet. Klaus-Jürgen Wolf vom DRK erläutert: „Wir haben in den letzten Monaten bereits vielfältige rechtliche und organisatorische Voraussetzungen geklärt, welche die Machbarkeit grundsätzlich bestätigt haben.“ Der Präsident des DRK in Lippe, Dr. Reiner Austermann, ergänzt: „Nach diesen umfangreichen Vorarbeiten sind wir jetzt bereit, zusammen mit den Städten unseren Beitrag für die Bevölkerung zu leisten – wir wollen mit dem DRK unsere Stärken für die Menschen in Lippe einbringen.“
Hintergrund der Initiative ist der demografische Wandel und der zunehmende Ärztemangel, der insbesondere in den drei beteiligten Mittelzentren einen hohen Handlungsbedarf erzeugt. „Medizinische Versorgungszentren bieten die Möglichkeit, auf die Herausforderungen unserer Zeit anders und ergänzend zu antworten, etwa mit flexibleren Arbeitszeitmodellen für angestellte Ärztinnen und Ärzte“, beschreibt Matthias Kalkreuter (Bürgermeister Lage) den angestrebten Mehrwert.
Die beteiligten Partner betonen die Bedeutung einer offenen Zusammenarbeit mit allen Akteuren der regionalen Gesundheitsversorgung. Gemeinsam setzen sie auf eine seriöse Kalkulation, eine enge Abstimmung mit den ärztlichen Interessenvertretungen und eine innovative Ausgestaltung des MVZ-Konzepts, um die medizinische Versorgung in Lippe weiterzuentwickeln. Markus Baier (Bürgermeister Lemgo) freut sich „auch insbesondere darüber, dass wir auch die Versorgung mit Kinderärzten in das Projekt integrieren können, denn hier sehe ich bei uns gerade einen erhöhten Versorgungsbedarf.“
Die Absichtserklärungen zum gemeinsamen Vorgehen als offizieller Startpunkt der Zusammenarbeit sollen in den Räten im Mai weitgehend parallel getroffen werden.