Auto gegen Fahrrad am Lagenser „Marktkauf“-Kreisel: Pedelec-Fahrer schwer verletzt

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Ein Pedelec-Fahrer liegt reglos am Boden. Notarzt, Rettungsteam, Feuerwehrauto sind schnell vor Ort und helfen. Der dramatische Unfall ist ein Exempel für eine schlimme Entwicklung auf der Straße. Foto: Hajo Gärtner

Lage. Die Unfälle mit Zweirädern häufen sich. Oft werden die Radler von Autofahrern übersehen. Die Folgen sind dann in der Regel für den Fahrradfahrer dramatisch, während dem Autofahrer in der Regel wenig passiert.

Am frühen Donnerstagabend, 15. Mai, geriet der Verkehr am „Marktkauf“-Kreisel ins Stocken: Notarztwagen, Feuerwehrauto, Rettungswagen und Polizeiauto blockierten die Fahrbahn. Der Notarzt und das Sanitäter-Team kümmerten sich um einen Pedelec-Fahrer, der reglos auf der Straße lag, aber noch ansprechbar war. Er war am ausgewiesenen Fahrradüberweg angefahren worden. Die Retter stabilisierten seinen Zustand und luden ihn mit der Trage in den Rettungswagen, um ihn ins Klinikum Detmold zu bringen. Das Bild entstand gegen 18 Uhr.

Hier der Polizeibericht im Wortlaut:

Am Donnerstag (15.05.2025) gegen 17:30 Uhr fuhr eine 54-jährige Autofahrerin mit ihrem Opel auf der Luisenstraße in Richtung Breite Straße. Beim Einfahren in den Kreisverkehr übersah sie einen von links kommenden Pedelec-Fahrer, der auf dem Radweg von der Detmolder Straße über die Luisenstraße in Fahrtrichtung Lage unterwegs war. Das Auto kollidierte mit dem 58-jährigen Radler, der durch den Aufprall schwer verletzt wurde. Er wurde zur Behandlung ins Klinikum gebracht. Es entstand ein Sachschaden von etwa 2000 Euro.

Die Polizei mahnt alle Verkehrsteilnehmer zu Umsicht und besonderen Vorsicht. „Wir beobachten ein viel höheres Verkehrsaufkommen an Zweirädern“, erläutert Laura Merks von der Pressestelle der Polizei Lippe im Gespräch mit der Lippischen Wochenzeitung (LWZ).  Das sei an sich erfreulich, aber die erhöhten Unfallzahlen bereiteten der Polizei Kummer. Dabei fallen nicht nur Kollisionen zwischen Auto und Pedelecs auf, sondern auch Radler untereinander. Zu Unfällen kommt es im Begegnungsverkehr, wenn etwa Radwege verbotener Weise in verkehrter Richtung gefahren werden. Der einzige Weg zur Eindämmung der steigenden Unfallzahlen sei Vorausdenken und gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer, urteilt Laura Merks.

Kommentar

Der Zustand ist alarmierend: Die Polizei Lippe registriert täglich mehrere Unfälle mit Zweirädern. Viele davon erscheinen nicht im Polizeibericht, weil sie einigermaßen glimpflich ausgegangen sind oder kaum von öffentlichem Interesse erscheinen. Was jedoch übrig bleibt und von den Polizisten in Meldungen gepackt wird, ist erschreckend. Und oft sind die Unfallfolgen für den Radler – häufig Pedelec-Fahrer – dramatisch.

Man könnte jetzt auf die Idee kommen: „Macht die Pedelecs doch langsamer. Dann sind die Unfallfolgen aus rein physikalischen Gründen geringfügiger.“ Rein theoretisch stimmt das, weil der Wucht-Impuls quadratisch mit der Geschwindigkeit steigt und auch die Länge des Bremsweges. Aber dann würde man die Unfallopfer bestrafen, die in den meisten Fällen den Unfall gar nicht verursachen. Die Autofahrer sind auch nicht die „Bösen“: Niemand verursacht einen Unfall absichtlich, sondern in der Regel aus Unachtsamkeit und Nachlässigkeit. Beim versäumten „Schulterblick“ vorm Abbiegen etwa oder dem unbedachten Öffnen der Autotür, vor die der Radler ungebremst knallt.

Wahrscheinlich ist es so, dass die Autofahrer sich an die neue Situation der vielen Radfahrer auf der Straße noch gewöhnen müssen. Früher gehörte die Straße ihnen allein und Radler waren nicht so geschwind unterwegs wie heutzutage mit den Pedelecs. Als positiv registriert die Polizei, dass Pedelec-Fahrer in der Regel Helme tragen. Das mindert die Folgen möglicher Kollisionen. Fahrradfahrer und E-Scooter-Piloten sollten das zum Selbstschutz auch tun. Ich kenne aus meinem persönlichen Umfeld eine Handvoll Fälle, in denen der Verzicht aufs Helmtragen dramatische Folgen gezeitigt hat: Hirnschäden, Schädigung des Sprachzentrums, Verlust des Arbeitsplatzes, Scheidung wegen der negativen Persönlichkeitsveränderung des Partners. Das muss man sich doch nicht antun!