Bioabfallverwertung: Zusammenarbeit zwischen Kreisen Lippe, Herford und Stadt Bielefeld

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Thorsten Aust (Geschäftsführer der Abfallbeseitigungs-GmbH Lippe (ABG)), Dr. Ute Röder, Bert Schuhmacher (BezREg Detmold), Beatrix Wallberg und Martin Adamski (von links) präsentieren Kompost. Fotorechte: Kreis Lippe

Kreis Lippe/Kreis Herford/Bielefeld. Bisher sind der Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld und die Kreise Herford und Lippe jeweils eigene Wege in der Verwertung und Behandlung von Bioabfällen gegangen.

In den vergangenen Jahren habe sich aber gezeigt, dass es in OWL immer weniger Kapazitäten für die Kompostierung und Vergärung der Abfälle gebe, teilt der Kreis Lippe mit. Daher schließen sich nun die Kreise Lippe und Herford sowie die Stadt Bielefeld zu einer interkommunalen Kooperation zusammen.

Die in der Summe 84.000 Tonnen Bioabfall der Partner sollen künftig in Lemgo weiter verarbeitet werden. „Eine interkommunale Zusammenarbeit im Bereich der Abfallwirtschaft hat sich als sehr effektiv erwiesen. So konnten aus der erfolgreichen Gründung und Arbeit der Klärschlammverwertung OWL wichtige Fragestellungen für die Kooperation beim Bioabfall übernommen werden. Herausgekommen ist eine nachhaltige und sogleich auch für die Gebühren wirtschaftliche Lösung“, erklärt Dr. Ute Röder, zuständiger Verwaltungsvorstand beim Kreis Lippe.

Die Ziele der interkommunalen Zusammenarbeit seien klar definiert. Im Vordergrund stehe die langfristige Entsorgungssicherheit im Bereich Bioabfall bei einer gleichzeitigen Stabilität im Gebührenbereich. Außerdem solle die Biogasproduktion ausgebaut werden, die als weiterer Baustein in der Wärme-/Energiewende dringend benötigt werde.

Die hierfür notwendigen Investitionen seien nur bei einer Bündelung der Mengen der drei Gebietskörperschaften wirtschaftlich darstellbar. Die kurzen Wege bei der Entsorgung und die Stärkung der Region OWL durch die Sicherung der Arbeitsplätze würden ebenfalls für die interkommunale Zusammenarbeit sprechen.

„Mit der interkommunalen Zusammenarbeit auch im Bereich Bioabfall stärken wir die Region OWL. Wir sichern dadurch Arbeitsplätze und steigern vor allem die regenerative Energieversorgung, die in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird“, sagt Dr. Beatrix Wallberg, Leiterin des Dezernat II Kataster und Geodaten, Umwelt, Verkehr und Mobilität und Abfallentsorgung des Kreises Herford.

Das Kompostwerk des Kreises Lippe wird Kern der neuen Kooperation. Da das Werk derzeit bereits als einer der ersten Betriebe in Deutschland seit 20 Jahren festen und flüssigen Dünger für die Landwirtschaft sowie Strom produziert, konnten auf Basis der bestehenden Erfahrungen verschiedene Optionen geprüft werden.

Vor allem sei es darum gegangen, welche technischen Veränderungen notwendig seien, um die Anlage komplett auf die sogenannte Vollstromvergärung umzurüsten und gleichzeitig die Qualitätsansprüche der Bioabfallverordnung zu berücksichtigen.

„Wir sind überzeugt davon, dass mit dieser Planung die einzelnen Wertschöpfungsketten in kommunaler Hand verbleiben. Darüber hinaus sparen wir mit dieser grün erzeugten Energie klimaschädliches CO2 ein und können einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität gehen“, sagt Martin Adamski, Dezernent für Umwelt, Mobilität, Klimaschutz und Gesundheit der Stadt Bielefeld.

Die Kooperation ist vorerst auf 30 Jahre ausgelegt. Vor diesem Hintergrund hätten die Partner besonders Wert daraufgelegt, dass die Anlage so gestaltet werde, dass eine flexible Reaktion auf sich ändernde Rahmenbedingungen bei der Bioabfallverwertung möglich sei.

So könnten sie zum Beispiel eine mögliche Kapazitätserweiterung oder neue gesetzliche Anpassungen umsetzen. Zudem sei die Biomethangasaufbereitung und eine eventuelle Einspeisung in das Gasnetz berücksichtigt worden, aber auch die Möglichkeit, Wasserstoff zu erzeugen.

Hintergrund

Die Erfassung und Verwertung von Bioabfällen ist eine Aufgabe, die bereits 1998 in der Bioabfallverordnung festgelegt wurde. Heute sind Bioabfälle ein wichtiger Bestandteil der Abfallverwertung in Deutschland.

Allerdings führen steigende Qualitäts- und Nachhaltigkeitsansprüche dazu, dass bei der zukünftigen Verarbeitung des Bioabfalls die Reduzierung des Störstoffanteils und damit etwa die Minimierung des Makro- und Mikroplastikanteils im Endprodukt Kompost eine zunehmende Herausforderung sein wird.

Dort würde die neue Anlage den neuen Anforderungen gerecht werden. Dazu käme, dass derzeit mehr als die Hälfte der Bioabfälle noch kompostiert werde und die darin enthaltene Energie nicht genutzt werden könne. Dort soll es auch zu einer Effizienzsteigerung kommen.