Detmold: Polizei kontrolliert Überholverbot an Engstellen

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Das Auto hinter der freundlichen Radlerin darf sie nicht überholen: Der Fahrer könnte den gebotenen Sicherheitsabstand an dieser Engstelle nicht einhalten und würde die Radlerin somit gefährden. Foto: Hajo Gärtner

Detmold. Die Polizei Lippe kontrolliert die Beachtung eines neuen Verkehrsschildes in der Hans-Hinrich-Straße. Auftakt zu einer Serie von Verkehrskontrollen in naher Zukunft.

Bilanz der Polizei

In der Hans-Hinrichs-Straße in Detmold-Hiddesen ignorierten 20 Autofahrer das Überholverbot von Radfahrern. Dabei wurden zusätzlich zehn Personen am Steuer ertappt, die ihr Handy verbotenerweise während der Fahrt nutzten. Sie alle erhielten ein Bußgeld und einen Punkt in Flensburg.

Bei der Kontrolle wurde ebenfalls festgestellt, dass ein 61-jähriger BMW-Fahrer gänzlich ohne Fahrerlaubnis unterwegs war. Auch in der Hauptstraße in Bad Salzuflen-Holzhausen erwischten die Einsatzkräfte einen 64-jährigen Fahrer eines Kleinkraftrades ohne Führerschein.

Die Fahrradfahrer in Lippe fielen bei den Kontrollen durchaus positiv auf. Hier waren lediglich ein Rotlichtverstoß sowie eine Nutzung des Handys am Lenker zu beklagen. Etwas anders zeigte es sich bei Kontrollen von Personen auf dem E-Scooter: Sieben Mal wurde zu zweit auf dem Scooter gefahren, obwohl das Fahrzeug nur für eine Person zugelassen ist. Drei E-Scooter-Fahrer fuhren trotz Verbot auf dem Gehweg, einer war ohne Versicherung unterwegs.

Motorräder waren am Kontrolltag – vermutlich aufgrund des Wetters – nicht allzu viele auf den lippischen Straßen unterwegs. Erfreulicherweise drehten alle, die kontrolliert wurden, ihre Runden mit angemessener Geschwindigkeit und waren nicht zu schnell.

Auch in Zukunft wird die Polizei im gesamten Kreisgebiet regelmäßig und unangekündigt Kontrollen im Straßenverkehr durchführen, um für mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu sorgen.

Polizeirätin Julia Breitenstein, Leiterin der lippischen Direktion Verkehr: „Wir alle müssen uns die Fahrbahn sowie die Geh- und Radwege teilen – egal ob Sie sich zu Fuß, mit dem Auto, dem Rad, Motorrad oder dem E-Scooter auf den Weg machen. Bitte bestehen Sie nicht immer auf Ihrem Recht, sondern schauen Sie auch nach links und rechts. Gegenseitige Rücksichtnahme ist das A und O im Straßenverkehr!“

Kommentar

Die Zahl der Zweiräder auf den Straßen wächst seit Jahren stetig an; besonders derjenigen, die mit der Unterstützung eines Elektromotors unterwegs sind: Pedelecs, E-Bikes und E-Scooter. Damit steigt aber auch die Zahl der Unfälle mit Zweirädern. Häufig sind Autofahrer daran schuld, die den Radler nebenan schlicht übersehen. Kein böser Wille; sondern in der Regel Ablenkung, mangelnde Aufmerksamkeit, Fahrlässigkeit.

Vor fünf Jahren in den Straßenverkehr eingeführt: deutliches Verbot, Zweiradfahrer an Engstellen zu überholen.

Die Autofahrer müssen sich wohl erst daran gewöhnen, dass sie die Straße mit Radfahrern teilen müssen; früher gehörte sie ihnen allein. Umso wichtiger ist es, Verkehrsregeln zu beachten, die helfen, Unfälle zu vermeiden. Zum Beispiel ein Überholverbot, wenn die Straße zu eng wird und der gebotene Seitenabstand von 1,50 Metern nicht eingehalten werden kann.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Situation an der Querungshilfe in der Hans-Hinrich-Straße als Ausfallstraße in Richtung Hiddesen. Deutlich weist ein vor fünf Jahren eingeführtes Verkehrsschild die Autofahrer darauf hin, dass es im Engpass verboten ist, Drahtesel-Ritter zu überholen.

 

Die Verstöße passieren dennoch und in großer Zahl, wie die Polizei bei ihrer Kontrolle feststellen musste. Wer das Schild nicht beachtete, war ein ordentliches Bußgeld plus Verwaltungsgebühr los und handelte sich einen Punkt in Flensburg ein.

Kontrollen in Bezug auf den Zweirad-Verkehr finden nun verstärkt statt, verspricht Polizeirätin Julia Breitenstein, „Direktionsleiterin Verkehr“, im Gespräch mit der LWZ. Die lippische Polizei habe sich in diesem Jahr die Unfall-Prävention im Zusammenspiel von Autos und Zweirädern als Schwerpunkt gesetzt.

Der tägliche Polizeibericht zeigt tatsächlich auch die Dringlichkeit der Maßnahme. Unfälle mit Fahrrädern verzeichnet die lippische Polizei täglich. Am Dienstag, 20. Mai, allein drei typische Fälle in Detmold, mit der Folge von zwei schwerverletzten Radlern.

Julia Breitenstein will den landesweiten Trend zu immer mehr Unfällen mit Radlern stoppen und möglichst umkehren: Verstärkte Kontrollen sollen dabei helfen. Kontrollen hält auch Yannick Thelaner von der Polizei-Pressestelle für unbedingt erforderlich: Auf seinem Schreibtisch landet die zunehmende Zahl von Unfallberichten seiner Kollegen. Die Lösung des Problems könne nur aus der gegenseitigen Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer folgen: „Vorsicht und Umsicht“. Das gelte für alle, denn „nicht immer sind die Autofahrer schuld.“

Pedelec-Piloten müssten das motorisierte Radeln erlernen, ist der Polizist überzeugt. Die Bremsen zum Beispiel griffen viel rauer, als die Pedelec-Fahrer von ihren früheren Drahteseln gewohnt seien. Da komme man in kritischen Situationen viel eher ins Straucheln. Und die Geschwindigkeit werde von motorisierten Zweirad-Piloten oft unterschätzt.

„Wir bieten regelmäßig kostenlose Schulungen und Training für Pedelec-Fahrer an“, sagt Thelaner. Die finden auf dem Gelände der Verkehrsunfallprävention, Waldweg 20 in Detmold, statt und richten sich sowohl an Anfänger als auch erfahrene Fahrer.

Während des Interviews mit der Polizei, die immer im Dienst ist, fällt ein junger E-Scooter-Pilot auf, der mit seinem Renner auf dem Gehweg unterwegs ist, statt den ausgewiesenen Fahrrad-Fahrstreifen zu nutzen. Der 17-Jährige musste 15 Euro seines Taschengeldes opfern. Sein Preis für eine Lern-Einheit: Denn E-Scooter müssen in Deutschland grundsätzlich den Radweg nutzen, wenn einer vorhanden istSind keine Radwege vorhanden, dürfen sie auf die Straße ausweichen, jedoch nicht auf den Gehweg. Das scheint nur wenigen „Rennfahrern“ bekannt zu sein.