
Oerlinghausen. Ganz klassisch und mit dem traditionellen „Hillebille“ der beteiligten Handwerker wurde nun das neue Langhaus im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen übergeben.
Dazu war Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW, in die Bergstadt gekommen. Zusammen mit Landrat Dr. Axel Lehmann und Dr. Ute Röder (NRW-Stiftung) übergab sie das Haus an das Museum.
Zuvor hielt Gerd Lesmann, am Bau beteiligter Tischler, den Richtspruch mit einer kleinen Abänderung, indem er sagte, Odin solle das Haus beschützen. Danach holte er den Geschäftsführer des Museums, Klaus Stein, in die Höhe, damit er den letzten Holznagel setzen konnte.
In seiner Begrüßung bedankte sich der Vorsitzende des Fördervereins Freilichtmuseum, Moritz Ilemann, dass aus dem ursprünglichen Gedanken dank der Fördergelder jetzt Realität geworden sei. Mit einem kleinen Seitenhieb wies er aber auf die Vorschriften moderner Baustatistik hin: „Hätte es das vor 2.000 Jahren gegeben, wäre das Haus nie gebaut worden“, so Ilemann.
Dr. Lehmann bezeichnete die Übergabe als „tollen Tag für Lippe und das Museum“. Weiter beschrieb er das Geschaffene als schönen Erlebnisraum und Teil des Urlandes, in dem man zeigen könne, wie Menschen, Klima und Natur zusammengewirkt hätten und immer noch wirkten.
Ministerin Ina Scharrenbach zeigte sich beeindruckt über das, was dort geschaffen worden sei: „Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass Gespräche helfen, aus Ideen Wirklichkeit werden zu lassen“, sagte sie an Klaus Stein gewandt. Das Land habe dort gerne unterstützt, da etwas Besonderes entstanden sei, fügte sie an.
Dr. Ute Röder erinnerte an die Zeit des Rohzustandes, als sie den Förderbescheid übergeben hatte. „Es ist bewundernswert, was hier seit dieser Zeit mit rund 3.000 Arbeitsstunden und ehrenamtlicher Arbeit sowie dem Anteil des Fördervereins entstanden ist“, sagte sie. Der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Oerlinghausen, Volker Neuhöfer, betonte, dass nicht nur das Gebäude, sondern auch das Museum Partner und Menschen brauche, um es lebendig werden zu lassen.
Im Archäologischen Freilichtmuseum werden auf spannende und anschaulich-lebendige Weise die Fragen, wie unsere Vorfahren in der Steinzeit oder im frühen Mittelalter gelebt haben, beantwortet. Dazu gehört jetzt auch das neue Langhaus, dessen Bau mit rund 293.000 Euro vom Land und 100.000 Euro von der NRW-Stiftung gefördert wurde.
In den vergangenen zwei Jahren ist mit dem Bau des germanischen Langhauses ein Zeugnis der Heimat zur Stärkung der lokalen Identität als Lernort entstanden. Es handelt sich um die Rekonstruktion nach archäologischem Befund eines eisenzeitlichen Wohnstallhauses aus Paderborn-Saatental – etwa aus der Zeit von Hermann, dem Cherusker, also der Zeit, in der die Varusschlacht stattgefunden hat.
Es ist mit 33 Metern Länge die bislang größte Rekonstruktion dieses Gebäudetyps. Allein 195 Eichen aus lippischen Wäldern und 20 Tonnen Lehm wurden hierfür verbaut. Das Haus verfügt zudem über ein 500 Quadratmeter großes Schilfdach.