
Kreis Lippe/Detmold. Ein musikalisches Highlight wird am Freitag, 26. September, um 20 Uhr (Einlass: 19 Uhr), in die Stadthalle nach Detmold kommen: Erstmals begleitet das „Takeover!“-Ensemble die Ausnahmesängerin Stefanie Heinzmann. Eine Soul- und Popinterpretin, die sich nicht in eine Schublade stecken lässt – dazu ist sie selbst zu umtriebig.
Der Kopf des „Takeover!“-Projektes, Miki (Mihalj) Kekenj, ist seit Jahren mit den verschiedensten Künstlern unterwegs und für den zeitlos-klassischen Anteil des Abends verantwortlich.
Tickets gibt’s ab sofort bei der Tourist Information Lippe und im Detmolder Rathaus am Marktplatz (Telefon: 05231/977323), bei Lotto-Tabak-Tickets Ralf Hanebaum, Klingenbergstraße 31 (im Kaufland), Detmold (Telefon: 05231/3033720), bei dem Kartenservice der Lippischen Landes-Zeitung (Telefon: 05231/911113) oder online bei Reservix.
Über das, was die Zuhörer in der Stadthalle erwarten wird, hat die LIPPISCHE WOCHENZEITUNG mit den beiden Künstlern gesprochen.
LIPPISCHE WOCHENZEITUNG (LWZ): Wie wird man zum drittgrößten musikalischen Exportschlager der Schweiz, direkt hinter Tina Turner und DJ Bobo, wenn man als Kind in der Gaststätte der Eltern aufwächst?
Stefanie Heinzmann: Ich glaube, das Singen hat mich ausgesucht. Meine Familie hat schon ein wenig musikalisches Talent, und ich besitze das richtige Taktgefühl und kann den richtigen Ton treffen. Das hat auch nicht jeder Mensch von Natur aus. Und es wird mir immer wieder erzählt, dass meine Großmutter sehr gerne und sehr oft gesungen hat. Aber sie lebte in einer Bauernfamilie, da war nicht groß Zeit, um richtig Musik zu machen.
Bei mir war es so, dass ich, als ich elf, zwölf Jahre alt war, immer mehr gesungen habe, weil ich das wahnsinnig gerne gemacht habe.
Ich habe dann Gesangsunterricht genommen, war im ersten Chor, habe in einer Schülerband gesungen und so kam es, dass ich immer mehr gesungen habe. Mit 16 Jahren hatte ich meine erste Band (Anm. d. Red. Big Fisch), das war eine Coverband. Mit 18 besaß ich dann das Glück, eine Casting-Show in Deutschland zu gewinnen. Das war wirklich Glück, denn eigentlich wollte ich da überhaupt nicht hin, weil ich so unsicher war. Aber mein Bruder hatte darauf bestanden, dass ich dorthin fahre. Und jetzt darf ich seit 17 Jahren hauptberuflich Sängerin sein.
LWZ: Bei Ihnen, Miki Kakenj, lief die musikalische Entwicklung etwas anders – mussten Sie als Kind Geige lernen?
Miki Kekenj: Streng genommen ist es vielleicht wirklich so gewesen. Aber tatsächlich hatte ich irgendwann eine Geige in der Hand und stand vor dem Notenständer. Klar, ich wurde in eine „Geiger-Familie“ hineingeboren. Musik war überall im Haus. Ich wurde zwar nie zum Spielen gezwungen, aber das Ganze war nicht freiwillig, sondern passierte eben. Ich habe dann auch stundenlang geübt und nach dem Abi dachte ich mir, dass das alles nicht umsonst gewesen sein sollte.
Heinzmann: Und darüber bin ich sehr froh.
LWZ: Aber der berufliche Werdegang war dennoch ein anderer Weg als bei Stefanie Heinzmann?
Kekenj: Die Klassik gab es immer in meinem Leben und führte mich über die Dortmunder Philharmoniker bis hin zum Konzertmeister der Bergischen Symphoniker. Nebenbei habe ich mit etwa 15 Jahren angefangen, Hip-Hop für mich zu entdecken und hatte auch eine Band. Es gab schon immer diese beiden musikalischen Seiten. Mit rund 20 Jahren habe ich angefangen, die beiden Welten miteinander zu vereinen und auch nach außen zu tragen. So entstanden die ersten Hip-Hop-Klassik-Projekte. Das war die jahrzehntelange Vorarbeit, bis ich mich jetzt auch künstlerisch gefunden habe und mich nicht nur selbst wohlfühle, sondern auch mit den Personen, mit denen ich zusammenarbeiten darf.
LWZ: Wie kam es zu Ihrer Zusammenarbeit? Kannten sie sich schon vorher?
Kekenj: Ich habe mir irgendwann überlegt, dass ich gerne mit Stefanie zusammenarbeiten möchte. Ich kannte sie zu dem Zeitpunkt noch nicht persönlich, aber ich bin schon länger im Geschäft und da kennt man viele Leute, die wiederum andere Leute kennen. Die Anfrage lief dann über das Management, und sie hat glücklicherweise ‚ja‘ gesagt.
Danach haben wir eine Songliste besprochen und irgendwann haben wir es dann tatsächlich geschafft, persönlich miteinander zu telefonieren. Zu dem Zeitpunkt war schon eine komplette Tour geplant.
Heinzmann: Als ich die Anfrage erhalten hatte, habe ich sofort zugesagt. Ich kannte das Projekt ‚Takeover!‘ bereits und fand es so toll, was Miki mit seinem Ensemble da macht. Ich habe mich sehr geehrt gefühlt, diese Anfrage zu bekommen, und wir hatten die Tour tatsächlich schon vor dem ersten Gespräch komplett geplant.
Kekenj: Wir machen das schon seit elf Jahren und haben pro Jahr zwei neue Künstlerinnen und Künstler mit dabei. Gerade eben haben wir etwa das Projekt mit Samy Deluxe abgeschlossen. Es ist erstmal eine professionelle Arbeit, gemeinsam Musik zu machen. Aber es ist natürlich sehr schön, wenn man sich auch auf persönlicher Ebene so gut versteht wie Stefanie und ich. Wenn man nicht nur musikalisch funktioniert, sondern auch gerne miteinander umgeht. Während einer Tour sind wir viel gemeinsam unterwegs, da hilft es immer, wenn man sich auch mag.
LWZ: Und das Publikum spürt es auch, wenn die Künstler auf der Bühne Spaß haben.
Kekenj: Das hatten wir gerade erst vor kurzem: In dem wunderschönen Konzertsaal des Casinos in Bern haben wir bislang eines der besten Konzerte gespielt. Bei einem Song, ich weiß nicht, was da passiert ist, aber irgendwann ging zwischen unserer Klarinettistin Marlis und Stefanie ein Gekicher ab. Stefanie konnte die Hälfte der Strophe nicht mehr singen.
Heinzmann: … und sie konnte auch nicht mehr Klarinette spielen.
Kekenj: Ich hoffe, man merkt uns von Anfang bis Ende an, dass wir tatsächlich Spaß daran haben, was wir auf der Bühne machen, und dass es nicht nur Arbeit ist.
Heinzmann: Ich finde, dass genau diese Beziehung einen wahnsinnig schönen Mix auf die Bühne bringt, dass es total leicht ist und lustig sein darf. Aber, dass die Musik trotzdem auch das Wichtigste ist und dass es bei all dem Spaß auch immer wieder in die magischen musikalischen Momente hereingeht. Das ist auch für uns ein wahnsinnig schönes Wechselspiel.
LWZ: Auf welche Art von Musik dürfen sich die Zuschauer in Detmold überhaupt freuen?
Kekenj: Es handelt sich um die verschiedensten Songs von Stefanie, die durch den ‚Klassik-Musik-Fleischwolf‘ gedreht wurden. Ich habe jeden Song für eine klassische Besetzung neu arrangiert. So haben die Songs zwar ein ‚Klassik-Musik-Gewand‘, sind aber alle von Stefanie. Sie hat noch ihre Background-Sängerin Leslie Ann Jost dabei. Die beiden sind unsere Stimmen, und wir begleiten nur an klassischen Instrumenten. Ich habe aber auch viel geschrieben, bei dem das klassische Ensemble die musikalische Federführung übernimmt. Es ist ein Hand-in-Hand-Musizieren, aber mit klassischem Hintergrund.
LWZ: Mit einem kompletten Symphonieorchester?
Heinzmann: Nein, wir sind nur eine kleine, kuschelige Runde.
Kekenj: Wir haben zwei Geigen, eine Bratsche, ein Cello, einen Kontrabass und eine Klarinette.
LWZ: Neben „Takeover!“ haben Sie beide noch ihre eigenen Projekte – Stefanie, Sie machen mit ihrer ersten Single-Auskopplung aus dem neuen Album im wahrsten Sinne des Wortes „Power“.
Heinzmann: Genau, wir sind gerade am neuen Album dran, das im Herbst rauskommt. Anfang Juni wollen wir die komplette Musik dann abgeben.
LWZ: Wann findet man dafür Zeit, wenn man gleichzeitig auf Tour ist?
Heinzmann: Ich habe heute Morgen schon fünf Telefonate geführt. Das ist heutzutage praktisch, man kann sich problemlos die Sachen hin- und herschicken. Ich muss nicht immer im Studio sein, aber ich bin im sehr engen Kontakt zu den Produzenten, die die Sachen bearbeiten. Ich war gerade vor zwei Wochen für vier Tage im Studio, da habe ich alle Stimmen aufgenommen und so arbeitet man sich Schritt für Schritt voran.
Kekenj: Auf der anderen Seite laufen bei mir natürlich noch klassische Orchesterkonzerte, dann dirigiere ich noch, war zwei Monate mit Samy Deluxe auf Tour und nebenbei baue ich noch ein Haus um.
Heinzmann: … und bist Vater von drei Kindern und da gibt es auch einiges zu tun. (lacht)
LWZ: Abschließend noch eine regionale Frage, kennen Sie Detmold?
Heinzmann: Ich muss gestehen, dass ich Detmold zwar schon mal gehört, aber noch nicht dort gespielt habe. Aber ich freue mich sehr.
Kekenj: Ich kenne Detmold natürlich, weil es eine bedeutende Musikhochschule hat. Ich war noch nicht da, aber in unserer klassischen Welt ist das schon ein Name.
Das Gespräch führte Robert Pairan.