Das Hermann Monument in New Ulm, Minnesota, wurde einst von deutschen Einwanderern erbaut. Foto: Lippisches Landesmuseum Detmold

Kreis Lippe/New Ulm/Hermann/Paderborn/Hamburg/Brakel. Einmal im Jahr steht das beschauliche New Ulm im US-Bundesstaat Minnesota, das 1855 von deutschen Emigranten gegründet wurde, noch deutlicher als sonst im Zeichen des Cheruskerfürsten Arminius. Mit dem „Hermann Fest“ huldigen seine rund 14.000 Einwohner dem germanischen Sieg in der Varusschlacht und damit gleichzeitig ihrem Wahrzeichen: dem Hermann Monument.


Dank einer Höhe von knapp zehn Metern ist die von Bildhauer Alfonzo Pelzer entworfene Hermann-Statue nach der Freiheitsstatue und der Portlandia (Portland, Oregon) das drittgrößte Kupfer-Denkmal in den Vereinigten Staaten.

Zählt man den Unterbau, die elf tragenden Säulen und die acht Meter hohe, über eine Wendeltreppe begehbare Kuppel noch hinzu, liegt Hermanns „kleiner Bruder“ mit einer Gesamthöhe von 31 Metern sogar direkt hinter dem New Yorker Weltkulturerbe. Das Mietwagenunternehmen Sixt wählte das Monument 2022 sogar zu den Top 15 Ausflugszielen in den USA. Doch die Statue in New Ulm ist nicht die einzige Kopie des Detmolder Originals.

Auf von Bandels Spuren

Die Idee für „Hermann the German“, wie das Denkmal im Volksmund genannt wird, geht auf den 1840 entstandenen Orden „Sons of Hermann“ zurück, der das Ziel verfolgte, die deutsche Bevölkerung, Sprache und Kultur in den USA zu erhalten. So fasste der spätere Architekt des Denkmals, Julius Berndt, 1881 den Entschluss, ein Hermannsdenkmal unter der Regie des Ordens zu errichten, um die Verbindung zu seinem Mutterland kulturell zu bewahren. 1888 folgte schließlich die Grundsteinlegung.

Da auch Berndt, ähnlich wie sein Architekten-Kollege Ernst von Bandel in Detmold, an chronischem Geldmangel litt, wurde das Denkmal erst am 25. September 1897 fertiggestellt und vor mehr als 10.000 deutschen Emigranten eingeweiht.

Deutsches Bier und Live-Musik

Dementsprechend feiern die heutigen Einwohner New Ulms jährlich das „Hermann Fest“ im Hermann Heights Park, um im Schatten des Cheruskerfürsten deutsches Bier und Essen zu genießen. Geprägt wird die von der Hermann Monument Society (HMS) organisierte Veranstaltung zudem traditionell durch Auftritte zahlreicher Live-Bands sowie einem großen Feuerwerk. In diesem Jahr findet das Fest am 6. September statt.

Weitere Hermänner

Seit 2009 gibt es in der amerikanischen Kleinstadt Hermann (Missouri) ebenfalls eine kleine Hermann-Statue aus Bronze. Anders als in Detmold und New Ulm begrüßt sie die Einwohner und Besucher des 2.200-Einwohner-Ortes nicht in luftiger Höhe, sondern auf einem bodennahen Sockel, in der Mitte der dortigen Market Street, stehend.

Sie ist mit knapp zweieinhalb Metern auch deutlich kleiner als ihre Brüder und zeigt Hermann mit erhobener rechter Hand, die in Richtung des Missouri River weist, und einem Speer in der linken Hand.

Die Gemeinde Hermann wurde 1837 von der Deutschen Ansiedlungs-Gesellschaft zu Philadelphia gegründet. Sie wurde nach Hermann dem Cherusker benannt und sollte eine sich selbst versorgende Kolonie mit Landwirtschaft und Industrie werden.

Bis zum Anfang des Ersten Weltkriegs war Hermann sehr an die deutsche Kultur angepasst. So erschien von 1856 bis 1928 das deutschsprachige „Hermanner Volksblatt“. Mit dem Anwachsen der deutschfeindlichen Stimmung in den Vereinigten Staaten im Ersten Weltkrieg wurde auch dort das Sprechen der deutschen Sprache verboten und eingestellt. Dennoch wird heute wieder an die deutschen Ursprünge erinnert.

Neben zahlreichen Restaurants mit deutschem Essen und Bier oder einer deutschen Bibliothek wird am letzten Wochenende im März ein Wurstfest, während des dritten Maiwochenendes ein Maifest, das 1870 erstmals dort stattfand, und im Oktober ein Oktoberfest gefeiert.

Auch Paderborn hat sein eigenes, kleines Hermannsdenkmal. Foto: Athde/Wikimedia

Ein weiterer Hermann befindet sich seit 1909 in Paderborn: Auf dem Dach eines Jugendstilhauses an der Detmolder Straße 31 thront eine kleine Hermannsfigur, nur rund 25 Kilometer vom Original entfernt. Anders als das große Denkmal blickt sie nicht nach Westen, sondern nach Nordosten – direkt in Richtung Detmold. Damit setzt sie einen bewussten Kontrapunkt zur teilweise antikatholisch gedeuteten Symbolik des Originals und steht zugleich für eine alternative Interpretation der Figur Arminius in der katholisch geprägten Region.

Hermann im Miniatur Wunderland Hamburg: Dort steht das Denkmal zu Ehren von Arminius dem Cherusker in 80 Zentimetern Höhe über der Freilichtbühne. Foto: Miniatur Wunderland Hamburg

Auch in der Miniaturwelt lebt der Mythos weiter: Im Miniaturwunderland in Hamburg ist im fiktiven Ort Hermannsdorf eine kleine Nachbildung des Hermannsdenkmals zu sehen. Noch präziser wird es in Brakel, wo die Modellbundesbahn eine originalgetreue Miniatur des Denkmals im Maßstab 1:87 geschaffen hat.