Bauarbeiten im Detmolder Schlosspark: Splitterschutzgraben aus Zweitem Weltkrieg gefunden

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Fund aus dem Zweiten Weltkrieg: Archäologe Robert Gündchen steht im Eingang des freigelegten Splittergrabens. Foto: Reiner Toppmöller

Detmold. Bei den Baumaßnahmen im Detmolder Schlosspark wurden nun neben Mauerwerken aus dem 14. und 17. Jahrhundert auch Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Deckungs- oder Splitterschutzgraben. Der Eingang einer der insgesamt drei damals geplanten Anlagen wurde nur wenige Meter vom Café Extrablatt entfernt ausgegraben.

Ausgangspunkt für die massiven Veränderungen im Schlosspark und die beiden unterschiedlichen Funde ist ein Beschluss aus dem Jahr 2013, den Schlossplatz als eine prioritäre Maßnahme klimafest zu machen. Neben dem Ziel, das Gartendenkmal wieder erlebbar zu machen und wieder in Wert zu setzen, geht es vor allem darum, Anpassungen an den Klimawandel zu schaffen und den parkähnlichen Platz für künftige Anforderungen fit zu machen.

Der Plan aus dem Jahr 1940, auf dem die Splittergräben eingezeichnet sind. Der große rote Pfeil rechts zeigt die Fundstelle. Foto: Reiner Toppmöller

Zur Klimafolgenanpassung geht es um eine ausreichende Bewässerung. Dazu werden Zisternen und Rigolen in den Untergrund eingelassen, die das Regenwasser auffangen und in Trockenzeiten den Pflanzen zur Verfügung stellen. Bei diesen Erdarbeiten ist man auf den Splittergraben gestoßen.

Archäologe Robert Gündchen hat zusammen mit Kollegen den Eingang freigelegt und sagt, es gebe noch ein paar Meter des Grabens, der allerdings mit allerhand Füllmaterial bereits damals zugeschüttet worden sei. Zwei weitere Anlagen, die auf einem Plan von Juli 1940 verzeichnet sind, seien dagegen offenbar nicht gebaut worden.

Eine der beiden Mauern aus dem 14. Jahrhundert hinter H&M. An ihrem Sockel ist noch ein Abflussgraben zu erkennen. Foto: Reiner Toppmöller

Die eine, in Höhe der jetzt angelegten Zisterne, sei mit Sicherheit nicht umgesetzt worden, da man dort nichts gefunden habe. Der Bau des anderen Grabens, hinter H&M, sei vermutlich schon in seinen Anfängen abgebrochen worden, da man vermutlich einen bereits vorhandenen Tunnel aus dem 17. Jahrhundert genutzt habe, der vom Schloss Richtung Festungsmauer verlief.

Sowohl diesen Fund als auch die beiden Grundmauern hinter H&M, die rund drei Meter in die Tiefe gehen und circa 1,20 Meter dick sind, bezeichnet der Archäologe als nicht besonders spektakulär. Die beiden Mauern stammen vermutlich aus dem 14. Jahrhundert. In ihnen wurden zwei Armbrustbolzen gefunden, die die zeitliche Einordnung ziemlich sicher machen und zeigen, dass auf sie geschossen wurde.

Die zweite Mauer aus dem 17. Jahrhundert, ebenfalls hinter H&M, war vermutlich die Außenmauer eines Endraums. Dort sieht man auch die Vorrichtungen, die jetzt unter den Schwammkörper kommen, um Wasser zu sammeln. Foto: Reiner Toppmöller

Ob der Eingang zum freigelegten Splittergraben wieder verschüttet werde oder ob man ihn als geschichtliches Objekt der jüngeren Vergangenheit möglicherweise mit einer Glasplatte bedecke und so sichtbar mache, stehe noch nicht fest, sagt Pressesprecher Thorsten Engelhardt von der Stadt Detmold.

Die Gesamtkosten der Baumaßnahmen im Schlosspark belaufen sich auf rund sechs Millionen Euro. Dabei wird vor der Stadthalle und H&M auf der sogenannten Esplanade ein Schwammkörper in den Boden eingelassen. Dies ist ein Wasserspeicher, der das Niederschlagswasser von den Dachflächen aufnimmt und den Bäumen zur Verfügung stellt. Zusätzlich werden Retentionskörbe in den Untergrund eingebaut, die bei Starkregenereignissen als Puffer dienen.

Zwei Förderprogramme unterstützen die Maßnahmen. Über das Bundesprogramm „Anpassung städtischer Räume an den Klimawandel“ fließen rund 1,6 Millionen Euro nach Detmold. Hinzu kommen Bundes- und Landesmittel in Höhe von rund 2,9 Millionen Euro.

Die Fertigstellung der Baumaßnahmen sieht ein Zeitfenster vor, das es ermöglichen soll, den Weihnachtsmarkt in diesem Jahr dort stattfinden zu lassen. Von den beiden archäologischen Funden aus unterschiedlichen Epochen, die dann erfasst, dokumentiert und aufgrund der neuen Umstände zurückgebaut worden sind, wird dann voraussichtlich nichts mehr zu sehen sein.