
Bielefeld. Man könnte sagen: „Der Wahnsinn hat Flügel!“ – denn der legendäre Rettungshubschrauber „Christoph 13“, mit Heimathafen Bielefeld (ja, „das Bielefeld“ gibt’s wirklich!), hat am Dienstag, 10. Juni, seinen 60.000. Einsatz absolviert. Das ist keine Zahl aus dem Bonusheft für Vielflieger, sondern echte, ehrliche Lebensrettung von oben.
Der Jubiläumseinsatz führte das Team in die ländliche Idylle von Petershagen-Bierde – wo leider ein Verkehrsunfall passiert war. Eine schwer verletzte Frau musste dringend ins Krankenhaus. Kein Problem für „Christoph 13“: Patientin stabilisiert, Rotoren angeschmissen und flupp! – fünf Minuten später war sie im Klinikum Minden. Zum Vergleich: Ein Rettungswagen hätte in dieser Zeit nicht einmal die halbe Strecke geschafft.
Der Fall zeigt mal wieder eindrucksvoll, was die Luftrettung in Ostwestfalen-Lippe (OWL) kann: schnell, präzise und mit medizinischer High-End-Ausstattung unterwegs – quasi der Porsche unter den Rettungsmitteln, nur eben in Orange und mit Rotor.
Im letzten Jahr wurde „Christoph 13“ übrigens zu 1.102 Einsätzen gerufen. Das ist mehr als so mancher Pizzalieferdienst schafft. Auf dem Notfall-Menü standen:
578 internistische Fälle (Herz, Kreislauf & Co.),
223 chirurgische Geschichten (Sägen, Schrauben, Schienen),
134 Verkehrsunfälle (leider kein Einzelfall),
62 Haushalts- und Betriebsunfälle (Stichwort: „Ich wollte nur kurz…“),
19 kritische Klinik-zu-Klinik-Flüge – die medizinische Version von „Expressversand“.
Die 60.000 Einsätze sind kein Zufall, sondern das Ergebnis von fast 50 Jahren fliegender Erste Hilfe – seit dem 3. Juli 1976 hebt „Christoph 13“ regelmäßig ab, um Leben zu retten. Damit gehört er zu den dienstältesten Helis Deutschlands – quasi der Udo Lindenberg der Luftrettung.
Der Vogel gehört übrigens zum offiziellen Zivilschutz des Bundes und wird vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gestellt. Klingt trocken, ist aber wichtig. Die Crew an Bord ist top: Piloten der Bundespolizei, Notärzte aus dem Klinikum Bielefeld, Notfallsanitäter der Berufsfeuerwehr – allesamt Profis mit Spezialausbildung und Nerven aus Stahl (bei dem Fluglärm auch nötig).
Mit einem Einsatzradius von 50 bis 70 Kilometern deckt Christoph 13 ein ordentliches Stück OWL ab – von Bielefeld bis zum letzten Kuhstall. Möglich wird das durch eine starke Allianz: Die Stadt Bielefeld und die umliegenden Kreise (Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke und Paderborn) ziehen an einem Strang – echte Teamarbeit in luftiger Höhe.
Und nicht zu vergessen: Die enge Zusammenarbeit mit den bodengebundenen Kollegen. Hier wird nicht geflucht, wenn der Hubschrauber landet, sondern gemeinsam Leben gerettet. Und genau deshalb ist „Christoph 13“ aus OWL nicht wegzudenken – als fliegende Ergänzung zum Rettungsdienst am Boden. Schnell, zuverlässig, professionell – und mit ganz viel Herz in der Luft.
Die LWZ bedankt sich bei ihrem Rettungsdienst-Experten Jörn Fries, der auch die Fotos für den Artikel besteuert, für die interessanten Infos.