Lage-Ohrsen. Die BELA („Bürger-Energie-Genossenschaft Lage“) hat ihren Antrag aus dem Bauausschuss zurückgezogen, in Ohrsen zwei Windräder auf gepachtetem Land bauen zu dürfen. Das wurde Donnerstagabend am Rande der Ratssitzung bekannt.
Die Nachricht von der BELA-Kehrtwende verbreitete sich Donnerstagabend wie ein Lauffeuer am Rand der Ratssitzung. Die Befürworter des Plans und ihre politischen Unterstützer hatten sich in der Sitzung des Bauausschusses am Dienstag in eine aussichtslose Lage manövriert. Die BELA sollte mit einer Bürgerversammlung beweisen, dass sie die Anwohner im Lagenser Westen von ihrem Projekt überzeugen können. Ein aussichtsloses Unterfangen, weil sich im ganzen Ortsteil eine starke Bürgerinitative gegen zwei Windräder in Ohrsen gebildet hatte und der Zoff zwischen den Konfliktparteien sich zuspitzte.
KOMMENTAR
Hut ab: Eine mutige und vernünftige Entscheidung der „Bürger-Energie-Genossenschaft Lage“ (BELA). Mutig, weil die Kehrtwende die Gesellschafter Geld kostet, das sie in den Plan investiert haben. Vernünftig, weil dadurch die Zuspitzung des Konfliktes zu einem ausgesprochenen Nachbarschaftsstreit verhindert wird. Noch können die aufgerissenen Gräben wieder zugeschüttet werden. Niemand hat gewonnen, niemand hat verloren: Es war eine Pattsituation entstanden, in der beide Seiten handlungsunfähig geworden waren. Wie beim Schach. Und da ist es üblich, dass sich die Kontrahenten nach der Einigung auf ein Patt die Hände schütteln und sich ohne Grimm im Herzen trennen.
Der eigentliche Gewinner ist jemand Anderes: SPD-Fraktionschef Hans Hofste hatte als Interims-Ausschussvorsitzender mit einem Kompromissvorschlag die Entscheidung offen gehalten. Die BELA sollte beweisen, dass sie die Anwohner in einer Bürgerversammlung von ihrem Projekt überzeugen kann. Seine „Sowohl-als-auch“-Lösung statt der erwarteten „Entweder-Oder“-Entscheidung hätte sich mit der Zeit als Bumerang erwiesen: Wer es allen recht machen will, wird am Ende niemandem gerecht und verliert bei allen Beteiligten an Sympathie. Wenn sich der Konflikt bis in den Kommunalwahlkampf im September gezogen hätte – und das wäre wahrscheinlich gewesen -, dann hätte die SPD als Lösungsverhinderer mächtig Federn gelassen und den anderen Parteien das Spiel leicht gemacht.
Die Sozialdemokraten, die sich aus der Diskussion in der Bauausschuss-Sitzung so seltsam herausgehalten hatten, bis ihr Fraktionschef das Ruder unerwartet herumriss und die drohende Niederlage der BELA abwendete, sind also aus dem Dilemma mit einem blauen Auge davon gekommen. Alle anderen Fraktionen haben durch klare Positionierungen gepunktet: entweder hier oder dort.
Ist der Schaden der BELA nun groß? Wohl kaum. Die Energie-Genossenschaft verfolgt noch andere Projekte und hat in den Windkraft-Plan bislang einen eher überschaubaren Betrag investiert. Die Gesellschafter haben also ihre 250-Euro-Einlage nicht verloren. Wie viel der Image-Schaden wiegt, ist schwer zu sagen. Denn mit dem überraschenden vernünftigen Rückzug hat die BELA wieder Boden gut gemacht. Sie hat gezeigt, dass der Frieden im Dorf und ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis mehr wiegt als ein sicherlich gut gemeintes Zukunftsprojekt.
- Siehe dazu das Interview mit Ferdinand Schmedding „Auf einen Kaffee“ =>
- Weitere Infos in unserem Bericht über die Windkraftdiskussion in Lippe =>