
Lage. Was passiert, wenn man 40 stimmgewaltige Sänger, 500 erwartungsfrohe Zuschauer, eine steife Brise Wind und eine Prise Lavendel-Duft am richtigen Ort zusammenbringt? Richtig: Man zündet das vermutlich aromatischste und stürmischste Konzert des Jahres – präsentiert vom Gospelchor Stapelage im Botanischen Duftgarten Taoasis.
Schon der Einlass gleicht einem Pilgerzug nach Mekka. Die Schlange vorm Eingang ist so lang, dass man sich unterwegs hätte verloben, ein Haus bauen und die Steuererklärung machen können. Doch siehe da: Niemand kehrt um! Denn die Aussicht auf Kuchen und Kaffee zieht ebenso unwiderstehlich wie die Erwartung eines maßvollen Sonnenbrandes auf der Picknickdecke und die Vorfreude auf das Gospel-Spektakel mittendrin. Als dann endlich das Startsignal erklingt – in Form von Achim Lüggers humorvoller Begrüßung und dem Bob-Marley-Klassiker „One Love“ – ist klar: Das hier wird kein laues Sommerabend-Konzert. Das wird ein musikalischer Orkan mit Happy-End-Garantie. Notenblätter fliegen, Strohhüte nehmen Reißaus, und der Wind scheint zwischen den Mikrofonen ein Eigenleben zu entwickeln. Man munkelt, er habe heimlich mitgesungen.
Was auf den Appetitanreger folgt, ist ein klangliches Festmahl in den Geschmacksrichtungen von „spirituell“ bis „spektakulär“: „Baba Yetu“ auf Suaheli lässt selbst die Lavendelpflanzen ehrfürchtig stramm stehen, während bei „Hail Holy Queen“ und „I Will Follow Him“ aus Sister Act das Publikum endgültig seine Contenance verliert und in kollektives Mitklatschen und Fußwippen verfällt. Die Stilrichtung „Popsongs mit Gospelakzent“ kommt beim Publikum nämlich gewaltig an. Wer da noch stillsitzt, ist entweder eingeschlafen (unwahrscheinlich) oder innerlich bereits im Himmel.
Das gefiel natürlich auch Ann-Sophie Blöß aus der Teamleitung von Taoasis-Campus. „Der Auftritt am Samstag war wirklich etwas ganz Besonderes: voller Herz, Energie und Freude“, schrieb sie hinterher an Achim Lügger. Trotz des Windes habe der Chor mit seinem musikalischen Vortrag „eine wundervolle Stimmung in unseren Duftgarten gezaubert“. „Das Feedback der Gäste war durchweg begeistert“, berichtet sie, „und viele haben den Auftritt noch lange nachklingen lassen.“ Keine Frage, das was nicht der letzte Auftritt des Gospelchores im Blütenmeer. Der krönende Abschluss – oder vielmehr: der logische Nachschlag auf „Sisters Act“ – ereignet sich in Form der Zugabe „Gloria Hallelujah“: erzwungen mit kräftigem Applaus.
Der Chor hätte sich auch mit „Highway to Heaven“ verabschieden können – es hätte niemanden gewundert, denn der Weg dorthin schien musikalisch schon angebahnt. Fazit: Der Gospelchor Stapelage hat nicht nur gesungen, er hat regelrecht gezaubert – mit Wind, Witz und wunderbarem Wohlklang. Wer da war, spricht noch heute davon. Wer nicht da war, überlegt ernsthaft, nächstes Mal im Lavendelbeet zu campieren. Und der Duftgarten? Der dürfte nach diesem Abend nicht nur strammstehen und Kräuterduft verströmen, sondern auch im Rhythmus der unsterblichen Musik nachschwingen.