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Bielefeld/Trier. Nach einem besonders skrupellosen Fall von Call-Center-Betrug in Trier ist es den Ermittlungsbehörden gelungen, eine mutmaßlich bundesweit agierende Tätergruppe zu identifizieren und festzunehmen.


Wie Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Trier mitteilen, wurde bei der Abholung von Wertgegenständen nicht nur ein schwerer Betrug, sondern auch körperliche Gewalt gegen die Opfer angewendet.

Gewalt bei Abholung nach Trickanruf

Der Vorfall ereignete sich am 15. Mai gegen 13 Uhr in Trier. Ein 77-jähriges Opfer erhielt einen Anruf von angeblichen Polizeibeamten, die vorgaben, dass bewaffnete Personen in der Umgebung unterwegs seien und die Polizei aus Sicherheitsgründen Einblick in die Wertsachen des Haushalts benötige. Wenig später erschien ein junger Mann an der Haustür und gab sich als Polizeimitarbeiter aus.

Als der mutmaßliche Täter versuchte, mit den übergebenen Wertgegenständen das Haus zu verlassen, stellte sich ihm die anwesende 64-jährige Haushälterin in den Weg. Trotz ihrer Bemühungen gelang dem Täter die Flucht mit einem Teil der Beute. Beim Verlassen des Hauses stieß er den 78-jährigen Lebensgefährten der Geschädigten zu Boden. Der Mann erlitt dabei schwere Verletzungen und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Ermittlungen decken Tätergruppe auf

Durch intensive Ermittlungsarbeit konnten Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Trier mehrere Tatverdächtige identifizieren, die der Tätergruppe angehören sollen. Die Gruppe bestand laut Polizei aus Personen im Alter von 19 bis 29 Jahren. Ihnen wird vorgeworfen, bundesweit Call-Center-Betrug begangen zu haben – darunter die Planung, Organisation und Durchführung von Abholungen.

Festnahmen in Bielefeld: Fünf Tatverdächtige verhaftet

Am Dienstag, 15. Juli, erfolgten in den frühen Morgenstunden zeitgleich mehrere Festnahmen im Großraum Bielefeld. Die Maßnahmen wurden von der Kriminalpolizei Trier koordiniert und in enger Zusammenarbeit mit den Polizeipräsidien Bielefeld und Bochum sowie der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit durchgeführt.

Bei den Wohnungsdurchsuchungen stellten die Beamten Bargeld im mittleren fünfstelligen Bereich, ein Kryptowallet, zwei Schreckschusswaffen, eine Machete sowie zahlreiche digitale Beweismittel sicher. Die fünf Festgenommenen – mit deutscher, türkischer, deutsch-türkischer und staatenloser Staatsangehörigkeit – wurden dem Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Trier vorgeführt. Dieser ordnete in allen Fällen die Untersuchungshaft an.

Polizei warnt vor Masche „Falsche Polizeibeamte“

Beim sogenannten Call-Center-Betrug geben sich Täter als Polizeibeamte, Staatsanwälte oder Amtsträger aus. Ziel ist es, meist ältere Menschen zur Herausgabe von Bargeld oder Wertgegenständen zu bewegen – angeblich zu deren Schutz. Die Täter setzen gezielt psychologischen Druck ein und handeln oft arbeitsteilig und hochprofessionell.

Laut Kriminalinspektionsleiter Manuel Kiy sei die Tätergruppe in diesem Fall besonders rücksichtslos vorgegangen: „Wie der tragische Vorfall in Trier zeigt, endete die Tat nicht beim Betrug – es kam zur körperlichen Gewalt gegen Senioren. Die länderübergreifende Zusammenarbeit war entscheidend für den Ermittlungserfolg.“