Einmal im Monat veranstaltet die Stadtbücherei ein Vorlese-Vergnügen für Kinder und schickt junge Lagenser auf Abenteuer-Reisen durch die Zuckerstadt. Die Zuschauerkulisse wächst bisweilen auf bis zu drei Dutzend „Lesezwergen“ und ihre erwachsenen Begleiter an.
Lage. Was, wenn die Rübenmaus partout kein Kilo Zucker herausrücken will? Stehen die Förderbänder in der Zuckerfabrik dann still? Hungern die Maschinen und bleiben die großen Zuckersilos leer? Womit soll jetzt die Marmelade eingekocht werden?
Ob nun „Fischstäbchen zum Frühstück“ mit Theo im Kanada der wilden Bären oder „Abenteuer an den Johannissteinen“ mit Milan, Leandra und einer widerspenstigen Rübenmaus – die Geschichten von Carolin Jenkner-Kruel sind alles, nur nicht langweilig (Foto vor dem schicken Entrée der Stadtbücherei). Kein Wunder, dass die Kinder regelmäßig fragen: „Gibt’s das auch als Buch?“ – Aber klar: Rund zehn Kinderbücher hat die Autorin inzwischen vorgelegt; perfekt zum Vorlesen, Schmökern und Bestaunen von Kamishibai-Bildern.
Das sind illustrierte Bildkarten, die in einem kleinen Holzrahmen (dem sogenannten Kamishibai-Bühnenkasten) gezeigt werden. Sie stammen ursprünglich aus Japan und sind Teil des Kamishibai-Erzähltheaters – wörtlich übersetzt: „Papiertheater“. Eine Geschichte wird mit einer Serie von Bildkarten erzählt – auf der Vorderseite ist ein Bild, auf der Rückseite steht der Text für Erzählerin Carolin Jenkner-Kruel.
Sie schiebt die Karten nacheinander in einen Rahmen, sodass das Publikum immer nur das aktuelle Bild sieht. Die Vorleserin erzählt parallel zur Bilderfolge – das macht es besonders lebendig, interaktiv und kindgerecht. Kamishibai ist so beliebt, weil es visuelles Erzählen mit gesprochener Sprache verbindet – ideal für den Aufnahmehorizont von Kindern. „Die klare, ruhige Bildfolge fördert Konzentration und Vorstellungskraft“, erläutert Carolin Jenker-Kruel. Besonders in Kitas, Schulen und Büchereien sei das ein bewährtes Mittel zur Leseförderung und Sprachentwicklung. Kurz gesagt: Kamishibai ist wie ein Kinobesuch mit Bildern und Stimme; ganz ohne Bildschirm oder Leinwand, dafür mit viel Fantasie.
Lokalkolorit ist das hervorstechende Merkmal ihrer Geschichten. Einfach deshalb, weil sie aus Lage kommt und sich hier am besten auskennt; das gilt eben auch für ihre jungen Zuhörer. So spielen ihre Stories zum Beispiel an den geheimnisvollen Johannissteinen oder ziehen die Kinder in die abenteuerliche Welt eine widerspenstigen Rübenmaus hinein. Besonders reizvoll, wenn im Herbst die Rübentrecker auf den Straßen ihre süße Fracht in die Zuckerfabrik transportieren, nachdem sie auf dem Rüben-Feld mit der „Rübenmaus“ beladen worden sind.
Und weil Zwerge eben mehr können als nur stillsitzen und zuhören, wird nach der Lesung regelmäßig gebastelt – mal mit Buntstiften, mal mit Herbstlaub, aber immer mit Begeisterung. Dank musikalischer Unterstützung von Stefanie Schwarz, kreativer Logo-Gestaltung durch Nachwuchstalent Merle Cilsik und einer ordentlichen Portion Engagement, wird aus einer Vorlesestunde mitunter ein echtes Mini-Festival der Fantasie.