Das Duo a.mie - Nadine Brokmann (links) und Anne Miebach - ist viel unterwegs mit Cajon und Ukulele.Foto: Mathias Lindner

Lemgo. Zwischen Straßenmusik und VHS-Kursen bewegen sich die Allround-Musikerinnen Anne Miebach und Nadine Brokmann. Zusammen sind sie das Duo a.mie. Was bei ihrem gemeinsamen Musizieren nicht fehlen darf, ist die kleine, circa 60 Zentimeter lange Laute: die Ukulele.


Beide Künstlerinnen erinnern sich an frühe Erlebnisse, die den beruflichen Weg vorwegzunehmen schienen: „Ich habe schon mit einem Jahr am Tisch gestanden und gesungen – so war die Karriere eigentlich schon vorgezeichnet“, scherzt Nadine Brokmann, die neben dem Gesang auch schon in Kindertagen sehr an der Schule interessiert war, wollt sie doch von Beginn an Grundschullehrerin werden, und zwar für Musik; gedacht, getan. Mit dem Schwerpunkt Musik studierte sie in Bielefeld Schulmusik.

Auch für Anne Miebach war Musik immer etwas Besonderes: „Sehr jung war ich, vielleicht vier Jahre, da habe ich schon Songs erfunden, zum Beispiel den Schuhsong, den ich mit einer selbst kreierten Klopapierrollen-Rassel begleitet habe.“ Nach diesem ungewöhnlichen musikalischen Einstieg folgte das Erlernen von Flöte, Klavier und Cello. Der Cello-Lehrer war es auch, der Miebach zur beruflichen Musikerinnen-Laufbahn ermunterte.

Nach beendetem Bachelor-Studium in Hannover landete sie dann erst einmal und ausgerechnet an der Schule, an der Nadine Brokmann unterrichtete. Ein Jahr später bereits waren sie das Duo a.mie. Die Musik wuchs schnell aus ihren Kinderschuhen heraus und zu einem freischaffenden Beruf heran und ließ dann irgendwann keinen Platz mehr für den Schulalltag.

Beide Wahllemgoerinnen beherrschen mehrere Instrumente, haben aber ein besonderes Faible für die Ukulele. Ins gemeinsame Musik-Leben hineingebracht hat sie Anne Miebach: „Ich hatte einen sehr musikalischen Onkel, der viele Saiteninstrumente beherbergte, die mir nach seinem Tod zufielen. Und mit der Ukulele hatte ich ein Schlüsselmoment, denn innerhalb von einer Stunde konnte ich drei Lieder auf ihr spielen.“ Das hatte Miebach an diesem leicht exotisch klingenden Instrument ganz besonders begeistert, und so wurde die Ukulele fester Bestandteil ihrer Musik.

Jahre später, als sie Nadine Brokmann kennenlernte, ergriff auch sie ein wenig das Ukulele-Fieber. Beide Musikerinnen hatten dieses leicht zu bedienende Instrument im Schulalltag so eingesetzt, dass sie auch mit den Schülern zusammen Straßenmusik machen konnten – von der Hutspende wurde dann Eis gegessen.

Mit dieser freundlichen Ukulele, die so ungern traurige Klänge von sich gibt, bieten die beiden auch VHS-Kurse an und spielen, coachen und lehren überall da, vom Kindergarten bis zum Seniorenheim, wo es gewünscht wird. Irgendwelche Einschränkungen gibt es nicht – so können auch Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung dabei sein.

Ukulele-Kurse für Anfänger oder Fortgeschrittene und ein Ukulele-Mitspielabend gehören zur Struktur ihres Musikerdaseins. Beide Musikerinnen lieben Sprache, und für ihre Lieder ganz besonders ihre Muttersprache, auch wenn sie selbst wenig texten, so sind sie doch von vielen nicht so bekannten Künstlern und ihren wundervollen Worten fasziniert, so von Sarah Lesch, Alin Coen oder Lukas Meister.

Vor einigen Jahren hat Miebach allerdings angefangen, selbst Songs zu schreiben: Einer heißt „Gückssträhne“, ein anderer „Reutlingen an der Schneise“. Aber weder beim Texten noch sonst irgendwie setzen sie sich unter Druck, sie lassen den Dingen Zeit sich zu entwickeln. Nadine Miebach ist das temperamentvolle Organisationstalent mit viel kreativem Output, und Anne Brokmann behält in jeder Lebenslage die Ruhe und
weiß, wie sich unbändige Schöpferkraft in die passenden Strukturen bringen lässt.

Ein fester Bestandteil ist für die Künstlerinnen auch der Chor: Zwei Chöre leiten sie, die Lemgo Voices, die aus einem gemischten Chor und einem Frauenchor bestehen. Zusätzlich gibt es den halbjährlich stattfindenden Chor for you, bei dem jeder noch so Ungeübte mitmachen kann – für den Novembertermin werden übrigens noch dringend singfreudige Männer gesucht.

Aber nicht nur an einem Fleck wird musiziert, das Duo ist viel im Norden unterwegs: Husum, Sylt, Eckernförde, an der Schlei entlang, aber auch Richtung Süden, Bodensee, Freiburg, Reutlingen, bis hinunter nach Straßburg, auch Frankreich und Belgien werden bereist und bespielt.

Miebach erinnert sich noch sehr gut an ihre ersten gemeinsamen und ganz spontanen Straßenmusik-Sessions: Ganz erstaunt und hocherfreut waren sie über das spendable Publikum im Norden, über das Scheppern der, mit Münzen gefüllten, Kaffeebecher in den Autotürablagen, wenn eine Tür aufgemacht oder zugeschlagen wurde – das war der Kaffeebecher-Klimpersound der erfolgreichen Straßenmusik.

Den kompletten Urlaub konnten sie sich auf diese Weise ersingen und erspielen. Vielerorts war man so begeistert, dass dadurch Buchungen zu den unterschiedlichsten Anlässen entstanden sind. „Das ist für unsere Reisen die perfekte Mischung aus festen Auftrittsterminen und spontan beschlossener Straßenmusik“, meint Leadsängerin Nadine Brokmann.

Grad steht die kommende Tour in den Norden an für die „Freundinnen der Musik und Freundinnen durch die Musik“, wie sie von sich sagen. Hinaus aus dem Musikerinnen-Alltag auf die Straße, die die offenste und ehrlichste Bühne ist und, die besser als jede andere, den direkten Kontakt zum Publikum ermöglicht.

Wer das Duo a.mie spontan hören und sehen möchte: Am Donnerstag, 24. Juli, von 19 bis 21 Uhr, spielen die beiden Musikerinnen im Rahmen von „Marktplatz-Live“ auf dem Lemgoer Marktplatz. Darüber hinaus sind sie am Samstag, 26. Juli, im Hot Jazz Club Herford, zu sehen. Beginn ist um 20 Uhr.