Kreis Lippe. Der Countdown läuft – in wenigen Wochen startet das neue Ausbildungsjahr. Doch die bisherige Bilanz ist aus Sicht der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) alarmierend: Im Kreis Lippe sind noch immer merh als 100 Ausbildungsplätze unbesetzt.
Trotz aller Anstrengungen der Unternehmen klaffe eine deutliche Lücke zwischen Ausbildungsangebot und Nachfrage. Was auf den ersten Blick wie ein Schlussspurt bei der Ausbildungsplatzsuche aussehe, entpuppe sich bei genauerem Hinsehen als Kampf gegen einen zukünftigen massiven Fachkräfteverlust.
„Wenn es uns nicht gelingt, diese Plätze jetzt noch zu besetzen, verlieren wir nicht nur kurzfristig wertvolle Talente, sondern riskieren auch langfristig die Wettbewerbsfähigkeit unserer regionalen Wirtschaft“, warnt Martin Raithel, Abteilungsleiter Aus- und Weiterbildung / Fachkräfte bei der IHK Lippe.
Die Unternehmen suchen weiterhin händeringend Nachwuchs – von Gastronomie und Hotellerie über Büro und IT bis hin zu Handel, Produktion und Logistik. Doch viele Betriebe erhielten kaum oder gar keine Bewerbungen, so die IHK.
Laut der Bertelsmann-Studie „Ausbildungsperspektiven 2025“ entscheiden sich viele Jugendliche aus Unsicherheit, Orientierungslosigkeit oder wegen fehlender Informationen gegen eine Ausbildung – sie brechen Bewerbungen ab, orientieren sich zum Studium oder weichen auf Helferjobs ohne Perspektive aus. Die Folge: Betriebe bleiben auf Ausbildungsplätzen sitzen, obwohl es eigentlich ausreichend Schulabgänger gäbe.
Um nochmals zu mobilisieren und gegenzusteuern, setzt die IHK Lippe auf das Projekt „Passgenaue Besetzung von Ausbildungsplätzen“. Es bringe Betriebe und Jugendliche gezielt zusammen – individuell und auch kurzfristig. „Noch ist es nicht zu spät“, sagt Sarina Scholz, Beraterin für die passgenaue Besetzung in der IHK Lippe. „Aber wir brauchen jetzt Bewegung auf beiden Seiten.“
Selbst nach dem offiziellen Ausbildungsstart im August seien Einstiege möglich – auch im Herbst oder durch Praktika mit anschließender Übernahme. Doch die Zeit dränge. Wer jetzt nicht handle, lasse Chancen ungenutzt – sowohl für junge Menschen, die den Weg ins Berufsleben suchten, als auch für Unternehmen, die sich Fachkräfte für morgen sichern wollten.