Kreis Lippe. Aktuell ist das Wetter zwar eher trüb, aber der Sommer kommt bestimmt noch einmal zurück. Und wenn die Temperaturen steigen, beginnt für viele Schwangere eine herausfordernde Zeit.
Denn die Hitze macht dem Körper zusätzlich zu schaffen: Müdigkeit, Kreislaufprobleme und geschwollene Beine gehören für viele werdende Mütter zum Sommeralltag. Warum das so ist und wie sich die heißen Tage gut überstehen lassen, erklärt Dr. Corinna Bryan, Chefärztin der Geburtshilfe an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Lippe in Detmold.
Während der Schwangerschaft verändert sich der gesamte Organismus: Das Blutvolumen nimmt deutlich zu, das Herz-Kreislauf-System arbeitet intensiver, und auch der Stoffwechsel läuft auf Hochtouren. Kommt dann noch eine äußere Wärmebelastung hinzu, muss der Körper zusätzliche Energie aufbringen, um sich zu kühlen. Das kann zu unangenehmen Begleiterscheinungen führen – allen voran Erschöpfung, Kopfschmerzen oder Schwindelgefühle. Besonders häufig klagen Schwangere über Wassereinlagerungen in den Beinen, Händen oder Füßen.
Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist auch der Flüssigkeitshaushalt. „Schwangere schwitzen schneller und verlieren dadurch mehr Flüssigkeit“, erklärt Dr. Bryan. Wird zu wenig getrunken, kann das nicht nur zu Kreislaufproblemen, sondern im schlimmsten Fall zu Dehydrierung führen – und diese wiederum kann vorzeitige Wehen auslösen. Auch die Durchblutung der Plazenta kann bei starkem Flüssigkeitsmangel gestört sein, was sich negativ auf die Versorgung des ungeborenen Kindes auswirken kann.
Umso wichtiger ist es, rechtzeitig vorzubeugen. Viel trinken – mindestens zwei bis drei Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag – lautet eine der zentralen Empfehlungen. Dabei sollte die Flüssigkeit über den Tag verteilt aufgenommen werden. Direkte Sonneneinstrahlung, vor allem in der Mittagszeit, sollte möglichst vermieden werden. Spaziergänge lassen sich besser in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden verlegen. Wer sich müde oder schlapp fühlt, sollte sich bewusst Ruhe gönnen. Auch kühlende Fußbäder oder ein feuchtes Tuch im Nacken können helfen, den Kreislauf zu stabilisieren.
Trotz der Hitze sei Bewegung weiterhin wichtig – allerdings in angepasstem Maß. Besonders gut geeignet ist Schwimmen: Es kühlt den Körper, entlastet die Gelenke und regt den Kreislauf an. Auch Spaziergänge im Schatten oder sanfte Yogaübungen seien sinnvoll – Hauptsache, die Signale des Körpers werden ernst genommen und Pausen regelmäßig eingeplant.
Auch bei der Ernährung lohnt sich ein bewusster Blick: Leichte, frische Kost – viel Obst, Gemüse und kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt – ist für viele Schwangere angenehmer als schwere Gerichte. Besonders wasserhaltige Lebensmittel wie Gurken oder Wassermelone spenden nicht nur Vitamine, sondern auch zusätzliche Flüssigkeit. Wer stark schwitzt, kann den Elektrolythaushalt mit etwas Salz – etwa in Form von Nüssen oder einer klaren Brühe – ausgleichen.
Dr. Corinna Bryan rät werdenden Müttern außerdem, sich selbst nicht unter Druck zu setzen. „Jede Schwangerschaft ist anders. Hören Sie auf Ihren Körper, gönnen Sie sich Ruhe und suchen Sie gezielt nach kleinen Wohlfühlmomenten im Alltag.“ Ein kühler Rückzugsort, ein bewusst genossener Tee oder ein kurzer Spaziergang im Schatten können wahre Wunder wirken – auch an den heißesten Sommertagen.