
Lemgo. Samstagabend, 19:10 Uhr: Während andere gemütlich den Grill anwerfen oder die Sportschau einschalten, entscheidet sich ein 63-jähriger Lemgoer für eine ganz besondere Abendgestaltung. Mit ein paar Umdrehungen im Blut und dem festen Glauben an sein Navigationsvermögen biegt er mit seinem Pkw auf der Straße Spiegelberg nach links in die Straße Vogelsang ab – leider in dem Moment, als ein 31-jähriger Autofahrer gerade entgegenkommt. Es kam, wie es kommen musste: Blech, Chaos, Polizei.
Die Beamten ließen sich nicht lange bitten, witterten sofort den klassischen Samstagabendduft aus Hopfen und Verantwortungslosigkeit, und ordneten eine Blutprobe sowie den vorläufigen Abschied vom Führerschein an. Der Lemgoer dachte sich: „Na gut, dumm gelaufen. Ich ruf meine Frau an, die soll mich abholen.“
Madame aber kam offenbar vom selben Menü. Auch sie traf am Unfallort nicht ganz nüchtern ein – dafür aber mit Elan. Dumm nur, dass die Polizei noch da war. Ein kurzer Blick, ein paar Pustewerte, und schon war auch ihr der Weg zur Führerscheinstelle deutlich kürzer geworden.
Damit war der romantischste Teil des Abends perfekt: gemeinsam strafrechtlich relevant, Seite an Seite, Händchen haltend durch die Blutabnahme.
Was bleibt, ist die Erkenntnis: Wer gemeinsam trinkt, verliert auch gemeinsam. Der gemeinsame Lebensweg mag holprig sein – aber Hauptsache, man ist im selben Boot. Oder bald eben im selben Linienbus.