Kreis Lippe/Extertal. Welcher junge Mensch kennt heutzutage noch Heidelibellen oder Bläulinge? Das Wissen um die Bewohner von Land, Wasser und Luft ist auch gerade deswegen auf der Strecke geblieben, weil das aktive Erleben in der Natur fehlt. Die Ortsgruppe NABU Extertal und ihre drei NAJU-Kindergruppen wollten Abhilfe schaffen.
Mit einem neun Meter langen Bauwagen wurde im Winter 2019, nach ökologischen Gesichtspunkten, ein mobiles Klassenzimmer errichtet, in dem Kinder von sechs bis 13 Jahren lebendigen Unterricht erhalten.
Auf dem dazugehörigen Gelände gibt es viele Möglichkeiten das Gelernte praktisch umzusetzen: „Die Kinder lernen hier, wie man professionell eine Blumenwiese anlegt, erfahren, warum ein Sandarium für bestimmte Wildbienen und Wespenarten so wichtig ist, erleben wie umfangreich das Artenvorkommen auf unserem Areal ist, stoßen dabei auf die verschiedensten Tierarten und bekommen ein Gefühl dafür, wie man ihnen mit Respekt begegnet“, sagt der Vorsitzende des NABU Extertal, Michael Protte.
Ihm ist es wichtig, dass die jungen Leute, gerade im Hinblick auf den Klimawandel und das Artensterben, über die Kreisläufe Bescheid wissen: „Gefüllte Rosen zum Beispiel haben Insekten wenig zu bieten, sind oft ohne Nektar und Pollen und versperren mit ihren vielen Blütenblättern den Zugang. Wachsen viele solcher insektenfreundlichen Pflanzen, bleiben die Insekten weg, was wiederum die Nahrung für Vögel einschränkt – Biodiversität ist die Grundlage der Ernährung“, erläutert Protte.
Mit der Sekundarschule Nordlippe in Extertal wurden im Rahmen der Projekttage ein Kräuter- und ein Naschgarten angelegt, die auch weiterhin von der betreffenden Schulklasse betreut werden. Mittlerweile gibt es dort weit mehr als 70 Kräuter.
Auch Vorträge zu interessanten Themen finden in Extertal statt, so beispielsweise zum Wolf oder Waschbären, zum Kräuteranbau oder Obstbaumschnitt. Es gibt kleine Projekte wie Bacherkundungen, das Herstellen von Vogelfutter, das Bauen von kleinen Insektenschutz-Anlagen oder das Ernten und Pressen von Obst.
Außerdem ist die Ortsgruppe für Hilferufe aus der Bevölkerung da, ob es um verletzte Vögel, halb verhungerte Igel oder andere in Not geratene Wildtiere geht. Da ist es wichtig, dass genügend ehrenamtliche Arbeitskraft vorhanden ist.
Einiges an handwerklicher Arbeit fängt die gemeinnützige GmbH Euwatec aus Detmold auf. Mit ihren Mitarbeitern unterstützt sie seit anderthalb Jahren den NABU Extertal bei der Gestaltung und Pflege des Geländes.
Der Verein mit seinen gut 250 Mitgliedern hat nur ein sehr kleines, aktives Organisations-Team, und der NABU Extertal hat das Problem vieler Vereine: „Einige Senioren sind nicht mehr dabei, weil es ihnen zu viel wurde oder sie gestorben sind. Wenn zu viele Ältere gehen und es keinen jungen Nachwuchs gibt, wird es immer schwieriger, die Angebote aufrechtzuerhalten. Darum suchen wir händeringend nach Menschen, die gerne mit Kindern oder Jugendlichen arbeiten, sich für Natur- und Umweltschutz interessieren, oder einfach auf einem bestimmten Gebiet Wissen vermitteln möchten; dabei muss man kein Experte sein, denn wir haben hier genügend Material, mit dem man sich einarbeiten kann“, meint Michael Protte.
Eigentlich möchte der Extertaler Verein jeden Donnerstag eine Schulung anbieten; allerdings sind die letzten Schulungsleiterinnen nicht mehr vor Ort und das schlägt eine große Lücke. Neue Leiter dürfen gerne junge Erwachsene sein, ebenso sind auch Rentner willkommen.
Jeden ersten Donnerstag im Monat trifft sich der NABU Extertal am Hackemackweg, Ecke Zum Sportplatz, um 19 Uhr – Gäste sind herzlich willkommen.