Lage. Jetzt wird in die Hände gespuckt und nicht nur Politik gemacht, sondern auch Geschichte geschrieben. Genauer gesagt: Straßengeschichte. CDU-Ratsfraktionschef Michael Biermann, im Nebenberuf Schutzpatron der Stadtbücherei und unermüdlicher Seitenumblätterer, hat einen Plan geschmiedet, der in seiner Einfachheit besticht: Der namenlose Weg vor der Stadtbücherei soll „Büchereigasse“ heißen.
„Manchmal muss man große Ideen in kleine Wege packen“, erklärt Biermann, während er liebevoll über ein Straßenschild streicht, das es bislang nur in seiner Fantasie gibt. Inspiriert wurde er von Jochen Wulfkühler, dessen Mutter einst die Hagener Bücherei leitete. „Das ist praktisch ein Erbstück, nur ohne Möbel“, so Biermann.
Die Lokalität der geplanten Gasse könnte passender kaum sein: Zwischen Café Fellmer (für die koffeinhaltige Lektürebegleitung) und dem ehemaligen Karbach-Haus (für nostalgische Rückblicke) führt der Weg vorbei an Stadtbücherei und Rathaus. „Ein Weg, der im Grunde schon eine Bibliographie ist“, schwärmt Biermann.
Die Vorteile liegen für die CDU auf der Hand: Mehr Sichtbarkeit für die Bücherei, ein knackiger Name, der sogar Lesemuffel neugierig machen könnte, und das Beste – es kostet fast nichts. Keine Anwohner, die neue Ausweise beantragen müssten, keine langwierigen Debatten über Gendersternchen im Straßennamen.
Seit Jahren wünschen sich Besucher der Stadtbücherei eine bessere Beschilderung. Mit der „Büchereigasse“ könnte das jetzt Realität werden. Und wer weiß – vielleicht führt der nächste Antrag direkt zur „Lese-Lounge-Allee“ oder zum „E-Book-Boulevard“.
Biermann abschließend: „Die Stadtbücherei ist ein Kulturgut. Mit der Büchereigasse geben wir ihr die Ehre, die sie verdient.“ Und so könnte Lage bald die einzige Stadt sein, in der man sich buchstäblich zwischen Latte Macchiato und Literatur hindurchschlängeln kann.