
Kreis Lippe/Detmold. Ganz Lippe hat diesem Moment entgegengefiebert: 150 Jahre Hermannsdenkmal! Das Jubiläum wurde an diesem Wochenende mit einem großen Familienfest gefeiert.
Während die Tage vor dem Fest mit Temperaturen von mehr als 30 Grad noch hochsommerlich heiß waren, zeigte sich der Veranstaltungstag deutlich kühler – mit nur rund der Hälfte an Graden.
Der Himmel war bedeckt und es nieselte zeitweise. Ob das der Grund war, warum das Fest im Vergleich zu seiner Größe eher verhalten besucht war? Aus der Sicht zahlreicher Besucher dürfte auch der Bustransfer dazu beigetragen haben. Laut ihnen waren schlicht zu wenige Busse im Einsatz, um die Menschen von Detmold über Hiddesen zum Hermannsdenkmal zu bringen. Die Fahrzeuge waren überfüllt, die Stimmung entsprechend verärgert. Am Nachmittag bildete sich bei der Abfahrt vom Veranstaltungsgelände eine mehrere hundert Meter lange Schlange wartender Gäste.
Programm begeistert Publikum
Doch all das war vergessen, sobald das Veranstaltungsgelände betreten war. Dort erwartete die Gäste von 11 Uhr bis Mitternacht ein umfangreiches Programm – Vorführungen und Aktionen, ausgehend vom „Hermanneum“ bis zur Spitze des Denkmals. Besonders mutige Besucher nutzten die Gelegenheit, um sich von der Plattform des Hermannsdenkmals abzuseilen.
Zudem wartete ein Mittelalterlager auf der Bismarck-Wiese mit Schwertkampf und allerlei Speis und Trank. Links und rechts des Aufstiegs positionierten sich die Stände der lippischen Städte und Einrichtungen und boten Gewinnspiele und Informationen.
Hohe Promidichte bei Eröffnung
Offiziell eröffnet wurde das Fest um 13 Uhr unter Mitwirkung einer hohen geladenen Promidichte. Darunter der Präsident des Landtages, André Kuper, der die Festrede hielt. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner war ebenfalls eingeladen worden, aber verhindert; sie schickte ein Grußwort.
Jörg Düning-Gast, Verbandsvorsteher des Landesverbandes Lippe und Gastgeber der Veranstaltung, begrüßte die Gäste. „Das Hermannsdenkmal ist fester Bestandteil unserer Heimat und Anker in einer sich ständig wechselnden Welt. Oft vereinnahmt, aber für uns alle ein Denkmal für Demokratie und gegen Ausgrenzung. Wir alle haben hier wohl die meisten gemeinsamen Fotos gemacht, auf Schul- oder Familienausflügen“, so der Landesverbandsvorsteher.
Mit Blick auf die Nachfahren von Heinrich Drake ergänzte er, dass es ihm zu verdanken sei, dass Lippe zusammengehalten habe und wir heute stolz auf das Erreichte sein könnten.
André Kuper ging auf die Geschichte des Denkmals ein und die Leistung von Ernst von Bandel, der mit seiner Idee in die Armut gegangen sei und für eine Zeit das höchste Denkmal der westlichen Welt geschaffen habe. „Der ‚Herrmann‘ verortet uns, führt uns zusammen, ohne ihn wären wir heute nicht hier“, so Kuper.
Landrat Dr. Axel Lehmann wies auf die Wichtigkeit des Denkmals für Lippe und den Tourismus hin und Frank Hilker, Bürgermeister von Detmold, sagte, dass die Stadt und das Denkmal auf immer verbunden seien.
Alle politischen Vertreter waren sich einig, dass eine Vereinnahmung des Denkmals zu nationalistischen Zwecken keinen Raum mehr habe. Vielmehr stehe es heute für Freiheit und gegen jede Ausgrenzung.
Zwischen den Reden, die von Moderator Frank Hübner geleitet wurden, stelle Friedo Petig Auszüge aus seinem neuen Buch zum Hermann-Jubiläum vor. Der als lippischer Poetry-Slammer bekannte reimende Landwirt eroberte das Publikum mit Reimen wie „Hier ist es besser als auf einer Wiese in Kalkriese.“
Auch der aus Funk und Fernsehen bekannte russisch-deutsche Schriftsteller Wladimir Kaminer trat auf und las Auszüge aus seinem neuen Buch „Das geheime Leben der Deutschen“, in dem auch ein Kapitel über Lippe, Detmold und das Denkmal vorkommt.
Für den Abend stand dann noch das Beatles-Musical auf der Waldbühne und eine Silent Disco unterhalb des Denkmals auf dem Programm.