Detmold. Einen großen Schritt Richtung Klimaneutralität für Detmold unternimmt die Stadtverkehrsgesellschaft SVD. Zehn vollelektrische Stadtbusse rollen bald durch die Stadt, ohne Abgase auszustoßen. Den ersten E-Bus der neuen Flotte stellte die SVD am Dienstag, 19. August, vor.
„Wir bringen noch im Laufe des Jahres zehn E-Busse auf die Straße, die bisherige Verbrenner ersetzen. Gleichzeitig verbessern wir unser Fahrplanangebot bei konstant attraktiven Preisen. Damit reduzieren wir im wichtigen Verkehrssektor unseren ökologischen Fußabdruck“, sagte SVD-Geschäftsführer Christian Nicke bei der Vorstellung des ersten E-Busses.
Bekanntlich strebt Detmold, das aktuell laut Deutscher Umwelthilfe gemessen an Grünanteil und versiegelter Fläche Deutschlands grünste Stadt ist, an, bis 2035 klimaneutral zu werden. „Für uns ist die Auszeichnung der Deutschen Umwelthilfe einerseits ein toller Erfolg, aber auch eine Verpflichtung, unseren Weg zur ökologisch zukunftsfähigen Stadt konsequent fortzusetzen“, ordnet Bürgermeister Frank Hilker ein. „Mit den E-Bussen geht die städtische Beteiligung SVD beim Beitrag des Verkehrssektors voran. Handeln statt die Herausforderung zu bewundern, ist auch hier die Maxime.“
Nicht nur beim Grünflächenanteil, sondern auch beim Energieverbrauch für Gebäudewärme ist Detmold schon vorbildlich. Doch auch im Bereich Mobilität müssen die Emissionen sinken. Denn sie liegen in der Residenz noch über den Zielwerten.
Ein Drittel der Emissionen werden eingespart
„Ein Einsparpotenzial von rund einem Drittel der Emissionen durch die E-Bus Flotte hat uns im Aufsichtsrat überzeugt. Wir haben den Beschluss, die Hälfte der SVD-Flotte umzustellen und zehn E-Busse zu beschaffen, daher mit sehr breiter Mehrheit im Aufsichtsrat getragen. Wir setzen damit in unserem Verantwortungsbereich bei einer der wichtigsten DetCon-Beteiligungen ein Signal für die Zukunft und bekennen uns zu unserem Beitrag zur städtischen Gesamtstrategie. Besonders freue ich mich, dass es gelingt, in den Randzeiten den Busverkehr zu stärken und das Angebot deutlich zu verbessern“, fasst Rainer Friedrich, Vorsitzender des DetCon-Aufsichtsrats, die Haltung des politisch besetzten Gremiums zusammen.
„Durch den rechtzeitigen Beschluss bei der DetCon konnten wir für die Bestellung der SVD noch Fördermittel des Bundes sichern. Mit rund 2,8 Millionen Euro werden damit die Mehrkosten beim Kauf der E-Busse weitgehend ausgeglichen“, erläutert Bürgermeister Frank Hilker, warum der Beschluss Ende 2023 so wichtig war.
Das Projekt Elektrifizierung des Stadtverkehrs Detmold wird im Rahmen der „Richtlinie zur Förderung alternativer Antriebe von Bussen im Personenverkehr“ mit insgesamt 2.848.865 Euro durch das Bundesministerium für Verkehr (BMV) gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.
Die E-Busse werden jeweils rund 80.000 Kilometer pro Jahr in Detmold zurücklegen. Hierzu hat die Fa. Karl Köhne (vbe-Gruppe) mithilfe von Bundes- und Landesfördermitteln mehrere Millionen Euro investiert und errichtet aktuell die notwendige Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof in der Bahnhofstraße. Die Busse werden dort über Nacht mit grünem Strom aus regenerativen Quellen versorgt, das reicht für die jeweils nächste Tagesschicht.
Sven Oehlmann, Geschäftsführer von Köhne erläutert: „Als Innovationstreiber im ÖPNV in Lippe freuen wir uns sehr, dass wir auch in der Stadt Detmold den Prozess der Umstellung der klimapolitischen Ziele realisieren können.“
Die Öffentlichkeit hat am 22. und 23. August Gelegenheit, den ersten E-Bus auf Linienfahrt auf der Linie 705 zwischen Bahnhof und Siegfriedstraße zu erleben (gültiger Fahrausweis erforderlich). Nach und nach werden auch weitere Leistungen im Netz der SVD mit dem neuen Bus gefahren.
Mehr Busverkehr für klimafreundliche Mobilität
Der Einsatz der vollelektrischen Busse ist nur ein Baustein der SVD Klimastrategie. Das zweite wichtige Element ist ein bequemer, einfacher und schneller Zugang zur klimaschonenden Mobilität für alle Detmolder. Dafür baut die SVD ihr Angebot kontinuierlich aus. In den vergangenen Jahren kamen neue Mobilstationen, einige neue Haltestellen für den Anruf-Linienverkehr und neue E-Bikes zum Portfolio der SVD hinzu. Nach den Sommerferien wird das Kerngeschäft der SVD weiter ausgebaut: der umweltfreundliche Busverkehr.
Auf den Hauptlinien werden die Betriebszeiten verlängert: Künftig gibt es Verbindungen zum Arbeitsbeginn oder zu frühen Zügen bereits um 6 Uhr morgens. Ebenso am Abend: Nach dem Besuch im Restaurant oder der Kneipe, von Kulturveranstaltungen oder zu einem späten Feierabend fahren gegen 22 Uhr künftig Busse die Detmolder in die verschiedenen Stadtteile.
Dort, wo es weiterhin keinen Linienverkehr gibt, decken die Anruf-Linienfahrten (ALF) als Netzergänzung tagsüber und das Anruf-Sammeltaxi (AST) in den Abendstunden die Mobilitätsbedürfnisse ab.
Zusätzlich fahren etliche Linien nun noch häufiger: „Dort, wo in den vergangenen Jahren neuer Wohnraum entstanden ist und eine größere Nachfrage besteht, bauen wir unseren Taktverkehr aus. Davon profitieren die Linie 706 als schnelle Verbindung Richtung Westen, die Linie 708 über die Richthofenstraße nach Brokhausen und der Stadtteil Herberhausen mit einem 15-Minuten-Takt in die Innenstadt sowie die Linie 701 an Sonn- und Feiertagen.
Damit hat inzwischen etwa ein Drittel des besiedelten Stadtgebiets Busanbindungen im großstädtischen Viertelstundentakt. Viele weitere Linien fahren alle halbe Stunde“, fasst Christian Nicke die Änderungen zusammen. Dank des Zuschusses der DetCon bleiben die Fahrpreise für die SVD-Stammkunden stabil: Mit dem DetmoldAbo gibt es eine ÖPNV-Flatrate für 1 Euro pro Tag.
Für Gelegenheitskunden ist der elektronische eezyNRW-Tarif, zum Beispiel über die Lippemobil-App, mit der Deckelung bei 2,48 Euro für eine Fahrt neben dem pauschalen Wochenendticket (3,20 Euro fürs ganze Wochenende) die beste Wahl.
Alle Fahrplanänderungen im Detail:
Nach den Sommerferien tritt ab 27. August der neue SVD-Fahrplan in Kraft:
- Alle Linien: Es gibt vielfach Verschiebungen im Minutenbereich, um die Takte zu vereinheitlichen.
- Linie 701: Montag bis Freitag längere Betriebszeiten mit früheren Fahrten am Morgen und späteren Fahrten am Abend, an Sonn- und Feiertagen künftig alle 30 Minuten.
- Linie 702: Montag bis Freitag längere Betriebszeiten mit früheren Fahrten am Morgen und späteren Fahrten am Abend.
- Linie 703: Montag bis Freitag zusammen mit der Linie 708 ab Herberhausen im 15-Minuten-Takt in die Innenstadt und eine spätere Fahrt am Abend.
- Linie 704: Montag bis Freitag längere Betriebszeiten mit späteren Fahrten am Abend.
- Linie 705: entfällt an Sonn- und Feiertagen.
- Linie 706: Die Taktminuten ändern sich und die erste Fahrt Montag bis Freitag startet neu um 6.03 Uhr ab Hörste, danach gibt es einen 30-Minuten-Takt.
- Die erste Fahrt aus Detmold startet Montag bis Freitag um 7.02 Uhr ab Bahnhof.
- Linie 707: Auch am Samstag fährt künftig die letzte Fahrt um 18.20 Uhr ab Bahnhof beziehungsweise 18.40 Uhr ab Freiligrathschule.
- Linie 708: Montag bis Freitag längere Betriebszeiten mit früheren Fahrten am Morgen und späteren Fahrten am Abend.
- Zusammen mit der Linie 703 ergibt sich Montag bis Freitag ab Herberhausen ein 15-Minuten-Takt in die Innenstadt.
- Linie 709: Montag bis Freitag gibt es am Morgen eine frühere Fahrt ab Bahnhof um 5.50 Uhr, die erste Fahrt ab Gilde-Zentrum/IHK startet bereits um 6.11 Uhr.
- ALF- und AST-Verkehr: Es sind einige neue Haltestellen in Betrieb gegangen, unter anderem beim Aqualip. Das AST fährt für die Fahrten um 21.15 Uhr ab Innenstadt respektive 21.30 Uhr nur noch die Gebiete an, in denen kein Bus fährt.