Einmal mehr zeigt „PferdeStark“ gemeinsam mit Partnern aus Landwirtschaft, Forstwesen, Wirtschaft und Kultur eindrücklich, dass Kaltblutpferde mehr sind als Arbeitstiere. Foto: Karen Hansmeier

Kreis Lippe/Dörentrup-Wendlinghausen. In ihnen kommen Kraft, Ausdauer und Leistungswille zusammen: Kaltblüter sind Pferde von respektheischendem Format und strahlen eine intensive Energie aus, der sich der Betrachter nur schwerlich entziehen kann.


Ursprünglich im Krieg oder Bergbau eingesetzt, sind Kaltblutpferde heute in der Land- und Forstwirtschaft aktiv, beliebt als nervenstarke Freizeit-, Zug- und Kutschpferde oder kommen aufgrund ihres sanften Charakters in der Therapie zum Einsatz. Ebenso beeindrucken sie bei Shows und Paraden. Davon konnte sich das Publikum während der jüngsten Auflage von „PferdeStark“, das als bedeutendste Veranstaltung für modernen, zeitgemäßen Arbeitspferdeeinsatz in Europa gilt, bestens überzeugen.

Erneut lockte das im Zweijahrestakt von der SB-Event GmbH in Kooperation mit der Interessengemeinschaft Zugpferde – Landesverband NRW e. V. und der FECTU (Fédération Européenne du Cheval des Trait pour la promotion de son Utilisation) ausgerichtete Festival wieder in Scharen Besucher auf das weitläufige Areal rund um das Schloss und Gut Wendlinghausen.

Nicht zuletzt mit dem Wissen um den Aufwand im Vorfeld – von der Bereitstellung der sanitären Anlagen und Sicherheitsvorkehrungen über Wasser- und Stromleitungen bis hin zu Müllentsorgung und Catering – zeigte sich auch „Hausherr“ Joachim von Reden, der „PferdeStark“ erneut seine Wald-, Acker- und Wiesenflächen zur Verfügung stellte, angesichts der dicht gedrängten Zuschauerreihen vollauf begeistert.

Hobby Horsing und Hufeisen schmieden – Programm für die ganze Familie

Das Team um Veranstalter Stephan Büker hatte ganze Arbeit geleistet und ein Programm auf die Beine gestellt, das so vielfältig war wie die der „Kosmos Pferd“. So überzeugte „Pferdestark“ sowohl bei Experten als auch Laien mit professionellen Feld- und Forstvorführungen, Gerätepräsentationen und Fachausstellern aus ganz Europa, zahlreichen Wettbewerben und einem imponierenden Showprogramm. Überdies punktete das Kaltblut-Festival durch zahlreiche Mitmachangebote: Es war offensichtlich, dass neben dem Lernen und Staunen beim Schmieden im Hufschmiede-Dorf, Steckenpferdchen bauen oder Seile drehen, immer auch das Miteinander und der Spaß nicht zu kurz kamen.

PS – Pferdestärken neu definiert

Für viele der großen und kleinen Besucher etwas ganz Besonderes war der direkte Kontakt zu den großen Vierbeinern – wie etwa bei den Mitmach-Workshops „Ackern mit Pferden“ und „Pflügen“. Aber auch über die bemuskelten Flanken der Kaltblüter streichen zu dürfen oder den warmen Atem aus ihren Nüstern auf den Händen zu spüren, zauberte ein Leuchten nicht nur in Kinderaugen. Keine Frage, dass dabei die sichere und respektvolle Begegnung mit den Tieren eingehalten wurde.

Holzrückwettbewerbe – Kraft trifft Präzision

Zu den Publikumsmagneten gehörte die Europameisterschaft im Holzrücken, bei dem Mensch und Pferd im Parcours ihr Geschick und Können unter Beweis stellten. Teilnehmer aus dem In- und Ausland demonstrierten nicht nur eindrucksvoll, wie mit Stimme, klarer Kommunikation, feinen Hilfen und Körpersprache scheinbar mühelos das Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier funktionieren kann, sondern machten auch deutlich, welch‘ großes Vertrauen das Miteinander von beiden Seiten erfordert.

Souverän und mit routinierter Gelassenheit rangierten die Rücketeams mit zentimetergenauer Präzision trittsicher durch den Parcours, der der tatsächlichen Arbeit im Wald nachempfunden war. Die Besucher erlebten Anblicke, die ob der Wendigkeit der schweren Tiere staunen ließen und zugleich die Bedeutung tiergerechter Arbeitsweisen und nachhaltiger Waldbewirtschaftung hervorhoben. Die Ergebnisse dieses und aller weiteren Wettbewerbe gibt es auf: www.pferdestark.net.

Vorführungen – Kraft und Harmonie

Nicht minder fesselten die Reitquadrillen oder die Fahrvorführungen in unterschiedlichen Anspannungen, die die Vielseitigkeit der Kaltblüter zeigten. Desgleichen herrschte reger Besucherandrang bei den Rassepräsentationen, den Geschicklichkeitswettbewerben oder am Round Pen und Trailparcours. Das Kartoffelpflügen verdeutlichte den Stellenwert der Pferde als Arbeitstiere mit einer jahrhundertelangen Tradition, aber auch als lebendige Botschafter einer nachhaltigen, achtsamen Landwirtschaft.

Begleitende Erklärungen informierten, wie Geduld, Vertrauen und tiergerechte Trainingsmethoden zu einer harmonischen Partnerschaft beitragen. Die Erläuterungen zeigten zudem auf, wie landwirtschaftliche- und forstwirtschaftliche Tradition und Moderne effizient zusammenspielen können und sensibilisierten für eine beständige, respektvolle Beziehung zwischen Mensch und Tier.

Kunsthandwerk und Kulinarik

Doch nicht nur mehr als 20 verschiedene Kaltblutrassen konnten in Aktion bestaunt werden. Daneben waren auch etliche andere Pferderassen, Ponys, Esel, Mulis, Schafe, Alpakas sowie Zughunde und -rinder zu sehen. An den Verkaufs- und Ausstellungsständen gab es Pferdezubehör für alle Einsatzmöglichkeiten. Alte und neue landwirtschaftliche, von Pferden gezogene Geräte waren ebenso zu sehen wie Zubehör zum Arbeiten, Fahren und Reiten.

Daneben luden Stände mit Kunsthandwerk sowie Gaumenschmankerl zum Verweilen ein, sodass vom passionierten Pferdefreund bis zum Liebhaber von schönen Dingen alle auf ihre Kosten kamen. Und am Ende des Wochenendes war klar: Sie haben Spuren hinterlassen, die sanften Großen – nicht nur im Boden am Schloss Wendlinghausen, sondern auch in den Herzen ihrer Betrachter.