Kreis Lippe/Lemgo. Der deutsche Schach-Großmeister Matthias Blübaum hat sich in den vergangenen Jahren als prägende Figur des internationalen Schachs etabliert. Der 1997 in Lemgo geborene Ausnahmespieler schreibt nicht nur nationale Erfolgsgeschichte, sondern ist inzwischen auch auf globaler Bühne ein ernstzunehmender Titelanwärter.
Bereits im Kindesalter zeigte sich Blübaums außergewöhnliches Talent. Mit elf Jahren zählte er zu den besten Nachwuchsspielern Deutschlands, mit 14 wurde ihm der Titel „Internationaler Meister“ verliehen. 2015 folgte der nächste Meilenstein: Als Großmeister (GM) war er endgültig Teil der Weltelite.
Seinen bislang größten Erfolg feierte Blübaum 2022 mit dem Gewinn der Schach-Europameisterschaft – ein historischer Triumph, denn nie zuvor hatte ein Deutscher diesen Titel errungen. Im März 2025 wiederholte er dieses Kunststück in Eforie Nord (Rumänien) und sicherte sich damit zum zweiten Mal die europäische Krone.
Blübaum gilt als analytischer Denker am Brett. Statt auf riskante Manöver zu setzen, bevorzugt er strategische Tiefe und präzise Vorbereitung. Diese Herangehensweise macht ihn zu einem unangenehmen Gegner – selbst für etablierte Weltklassespieler.
Auch im Team überzeugt der Lemgoer: Als Leistungsträger der deutschen Nationalmannschaft ist er bei Schacholympiaden, Europameisterschaften und in der Bundesliga ein verlässlicher Punktelieferant. Seine Konstanz und mentale Stärke machen ihn zu einem Eckpfeiler des deutschen Schachs.
Nun steht Blübaum vor dem nächsten historischen Schritt: Beim FIDE Grand Swiss in Samarkand (Usbekistan) sicherte er sich als Zweiter hinter dem Niederländer Anish Giri einen der begehrten Plätze für das Kandidatenturnier – das Turnier, in dem der Herausforderer für den amtierenden Schach-Weltmeister Dommaraju Gukesh (Indien) ermittelt wird. Damit ist Blübaum der erste Deutsche seit Robert Hübner, der sich für dieses elitäre Format qualifiziert hat. Hübner hatte 1991 in Sarajewo das Achtelfinale erreicht – damals regierte Garri Kasparow die Schachwelt.
Der Deutsche Schachbund zeigte sich begeistert. Präsidentin Ingrid Lauterbach sprach von einer „fantastischen Leistung“, die kaum hoch genug einzuschätzen sei. Bundestrainer Jan Gustafson nannte Blübaums Erfolg eine „unglaubliche Sensation“.
Mit zwei EM-Titeln, einem Platz im Kandidatenturnier und einer Spielweise, die Präzision und Nervenstärke vereint, ist Matthias Blübaum mehr als nur ein Hoffnungsträger. Er ist das Gesicht einer neuen Generation deutscher Schachprofis – und vielleicht der nächste Herausforderer um die Schach-Weltmeisterschaft.