Neun Jugendliche kreierten ein Hörspiel im Zeitfenster von zehn Stunden. Es spielt im Weltraum, hat aber das höchst irdische Phänomen „Mobbing“ zum Thema. Das Foto zeigt von links: Madita Hagenlüke, Sophia Vogel, Dylia Bailliez, Carlos Bauer Bernardi, Erik Görder, Mats Clausen und Ida Horstbrink. Hinter den Kindern stehen die Projektbetreuer Joachim H. Peters und Elke Kieweg. Fotos: Michael Biermann

Lage. Elf Minuten Länge, aktuelles Thema und ein dramatischer Schluss: Das  Science-Fiction Hörspiel, produziert von jungen Autoren im HoT im Rahmen des „Kulturrucksacks NRW“ unter den Projektbetreuern Joachim H. Peters und Elke Kieweg, hat es in sich. Peters? Jawohl, der berühmte Krimiautor aus Oerlinghausen. Beim Hörspiel-Projekt hat er den Jugendlichen freie Hand gelassen.


Lage. Der Titel: „Mission: Neue Erde“. Die Handlung: Wir schreiben das Jahr 2075. Ein Raumschiff gleitet durch die Milchstraße, Aliens lungern hinter dem nächsten Schwarzen Loch – und die Kommandantin wird gemobbt. Merke: Im Weltall ist nicht alles leuchtende Materie und glitzernder Sternenstaub, sondern auch emotionaler Stress und dunkle Fiesmöpsigkeit, wenn Menschen in die unendlichen Weiten aufbrechen. Sie nehmen nämlich ihre unvollkommene Natur mit, und die Neigung zum Mobben gehört scheinbar so unabtrennbar dazu wie der Klatsch und Tratsch zum Small Talk.

Produziert wurde das Ganze im Rahmen des „Kulturrucksacks NRW“ im HoT am Werreanger. HoT: Das ist das „Haus der offenen Tür“ als Herberge für jugendlichen Elan und freie Bildungs- und Kulturarbeit. Kulturrucksack NRW: ein Landesförderprogramm, das Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 14 Jahren im Blick hat. Ziel ist es, ihnen kostenlose oder sehr günstige kulturelle Angebote zu ermöglichen – egal ob Theater, Tanz, Musik, Bildende Kunst, Film, Literatur oder digitale Medien. Das Land NRW stellt dafür jährlich Fördergelder zur Verfügung, die Städte und Gemeinden in Projekte investieren können (zum Beispiel in Workshops, Hörspielprojekte, Graffiti-Kurse, Fotografie, Zirkus und Ähnliches. Die Idee: Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Kunst und Kultur erleichtern, auch wenn die Eltern nicht so viel Geld haben oder der Weg in klassische Kultureinrichtungen sonst zu weit wäre.

Bürgermeister Matthias Kalkreuter mischte sich unter die Premierengäste.

In Lage also eine Hörspiel-Produktion. Die neunköpfige Nachwuchs-Crew schrieb nicht nur ihre eigenen Texte, sondern sprach sie gleich selbst ein, malte das Cover und bastelte elf Minuten Spannung mit einem Ende, das so überraschend ist, dass selbst Bürgermeister Kalkreuter (links) – genau so wie die rund 40 Gäste der Hörspiel-Präsentation  im HoT – beim Zuhören kurz die Raumzeit vergaß.

Als Belohnung gab es für die Crew Büchergutscheine vom Förderverein Stadtbücherei Lage. Damit können die jungen Sternenflotten-Autoren nun Nachschub an galaktischen Ideen tanken. Außerdem spendierte der „Marktkauf Lage“ Hörspiel-CDs und USB-Sticks – vermutlich die ersten offiziell raumfahrttauglichen Datenträger der Region.

Projektleiterin Elke Kieweg (HoT) und Krimiautor Joachim H. Peters zeigten sich begeistert von der Kreativität der Truppe: „Wenn das so weitergeht, müssen wir bald nur noch mitschreiben, während die Kids Regie führen.“

Und die beste Nachricht: Der Kulturrucksack NRW bleibt auf Kurs. Nächstes Jahr gibt’s die nächste Mission. Ob es dann um Aliens, Raumkäse oder galaktisches Gemüse geht, ist streng geheim – aber eines ist sicher: Diese Crew hebt wieder ab.

Das Hörspiel gibt’s hier =>