Blomberg. Als vorgezogenes Spiel des eigentlich achten Spieltags kam es an der Blomberger Ulmenallee zum Aufeinandertreffen der beiden Spitzenteams der aktuellen Alsco Handball-Bundesliga Frauen.
Sowohl die HSG Blomberg-Lippe als auch die Flames aus Bensheim waren bis zum Abend ohne Punktverlust. Im Topduell setzten sich die Blombergerinnen mit 35:31 (17:17) durch und übernehmen damit die Tabellenführung. Beste Werferin für die HSG Blomberg-Lippe war Nieke Kühne mit sieben Treffern.
Fehlstart ins Spitzenspiel
Nach dem Auswärtssieg in Zwickau am vergangenen Wochenende setzte Steffen Birkner auf Melanie Veith, Alexia Hauf, Nieke Kühne, Élin Magnúsdóttir, Díana Magnúsdóttir, Farrelle Njinkeu und Laura Rüffieux. Die Flames reisten angeschlagen an die Ulmenallee und mussten neben den Langzeitverletzten und der schwangeren Kim Irion auch auf Torhüterin Vanessa Fehr, Neele Orth und Topscorerin Nina Engel verzichten.
Dennoch erzielten die Gäste das erste Tor der Partie. Die HSG kam schwer ins Spiel und musste fast vier Minuten auf den ersten eigenen Treffer warten. Élin Magnúsdóttir traf dann doppelt und glich das Spiel wieder aus. Die Flames nutzten ihre Chancen deutlich besser als die Blombergerinnen, sodass Amelie Berger per Gegenstoß auf 2:5 erhöhte. Sofort nahm Steffen Birkner eine Auszeit.
Doch die Offensive der HSG machte weiterhin zu viele Fehler. Berger vergab an die Latte, aber auch Jacobsen traf nur das Fangnetz. Im Gegenzug bauten die Flames ihren Vorsprung auf 2:6 aus. Díana Magnúsdóttir zog eine Zeitstrafe, aber auch in Überzahl scheiterte die freigespielte Njinkeu an Torhüterin van Beurden.
Erst per Siebenmeter gelang Ona Vegué der dritte Treffer für Blomberg. Melanie Veith verhinderte, dass Bensheim den Vorsprung erneut ausbaute. Díana Magnúsdóttir verkürzte auf 4:6, kurz darauf blieb Vegué auch beim zweiten Strafwurf sicher. Dann wurde es hitzig: Berger kassierte nach einem Foul an Hauf die Rote Karte. Wieder verwandelte Blombergs Spanierin eiskalt, sodass die Gastgeberinnen den Anschluss hielten.
Bensheim erhöhte zwar erneut auf zwei Treffer, aber Hauf ließ den Vorsprung der Gäste wieder schrumpfen. Kühne traf zum 9:10 und holte zudem die nächste Zeitstrafe gegen die Flames heraus. Hauf blieb eine sichere Bank und nutzte auch die schnelle Mitte in Überzahl. An der Ulmenallee wurde es laut: Thomaier setzte einen Strafwurf an den Pfosten, Veith fing den Abpraller, und vorne schaffte Maxi Mühlner den Ausgleich.
Nach dem Fehlstart zu Beginn schaltete die HSG die technischen Fehler zwar nicht komplett ab, zeigte sich im Abschluss aber deutlich sicherer. Nuria Bucher traf erneut zum Ausgleich, doch die Achse Thomaier und Schmelzer funktionierte bei Bensheim weiterhin gut. Wenige Minuten vor dem Halbzeitpfiff setzte sich Bensheim wieder auf zwei Treffer ab.
Doch die Blombergerinnen ließen sich nicht abschütteln: Erst verkürzte Magnúsdóttir, dann traf Vegué per Siebenmeter. Hauf, die stark aufspielte, legte nach einer Parade von Veith den Ball über den Kopf von van Beurden und glich zum 17:17 aus – mit diesem Ergebnis ging es in die Kabine.
Krimi mit Happy-End
Vor 982 Fans starteten wieder die Gäste besser in die Halbzeit. Rüffieux kassierte eine Zeitstrafe, doch die HSG blieb in der Defensive wachsam. Nach Kühnes Treffer zum 18:19 eroberte sie den Ball. Gürtelschmied trat zu früh beim Freiwurf heraus und musste zwei Minuten vom Feld. Zurück in Gleichzahl sah Jacobsen die frei stehende Judith Tietjen auf Rechtsaußen, die sehenswert per Heber zum Ausgleich traf. Kurz darauf netzte sie erneut über ihre Seite ein – 20:19, die erste Führung für Blomberg.
Mühlner erhöhte nach einem technischen Fehler der Gäste auf 21:19, woraufhin Bensheims Trainerin Ilka Fickinger die Auszeit nahm. Die Offensive der HSG lief jetzt deutlich flüssiger. Jacobsen traf ansatzlos durch die Mitte, und nach einem Siebenmetertreffer von Polz stellte sie die Führung wieder auf zwei Tore. Veith entschied das Duell gegen Ehlert für sich, und Blomberg hatte die Chance auf eine Drei-Tore-Führung.
Zwar parierte van Beurden gegen Magnúsdóttir, doch Tietjen holte sich den Ball zurück, und Jacobsen erhöhte auf 25:21.Bensheim gab sich nicht geschlagen. Kühne kassierte eine Zeitstrafe nach Foul an Ehlert, Polz verkürzte auf 25:22. In der zweiten Halbzeit lief bei den Flames viel über die Außenpositionen, sodass Birkner Lepschi für Veith brachte. Die Blombergerinnen behielten jedoch Ruhe, fanden ihre Lösungen im Angriff und kontrollierten das Spieltempo.
Nach einem Ballgewinn und einem technischen Fehler von Kretzschmar traf Tietjen aus spitzem Winkel mithilfe des Pfostens zum 29:25. Bensheim kämpfte weiter, verkürzte zehn Minuten vor Schluss erneut auf zwei Treffer. Doch die HSG reagierte souverän: Kühne traf zum 30:27, Wagner war machtlos. Mühlner reagierte nach dem Gegentreffer am schnellsten und schickte Rüffieux über die schnelle Mitte zum wichtigen 31. Tor.
Auf jeden Treffer der Flames antwortete die HSG mit einem eigenen – der Vorsprung blieb konstant. Auch fünf Minuten vor dem Ende blieb Bensheim dran, doch erneut verkürzte Magnúsdóttir, deren Wurf im Block hängen blieb. Kühne fing den Abpraller ab und traf selbst zum umjubelten 34:31. Den Schlusspunkt setzte Roth mit zwei starken Paraden bei Strafwürfen. Nach 60 intensiven Minuten durften sich die Blombergerinnen über den Heimsieg und die alleinige Tabellenführung freuen.
Stimmen zum Spiel:
„Diese Kulisse vor fast 1000 Zuschauern an einem Mittwochabend haben sich beide Teams heute verdient. Wir wussten, dass Bensheim sich etwas überlegt – auch weil bei ihnen einige Spielerinnen verletzt gefehlt haben. Die Flames stehen nicht umsonst da, wo sie stehen, und haben uns viel abverlangt. Besonders in der Abwehr mussten wir unser Selbstverständnis zurückholen. Wir wussten, dass Nuancen so ein Spitzenspiel entscheiden – gerade, weil es ein Spiel auf Augenhöhe war“, bilanzierte Cheftrainer Steffen Birkner nach dem Heimsieg.
„Es war ein super umkämpftes Spiel, in das wir überhaupt nicht gut reingekommen sind. Wir wussten im ersten Moment gegen Bensheims Abwehrformation keine direkten Lösungen und haben uns davon fast etwas erschrecken lassen. Wir kamen erst nicht in den Flow, konnten uns dann aber über unser Tempo ins Spiel kämpfen“, ordnete Nieke Kühne das Spiel ein.
Aufstellungen
HSG Blomberg-Lippe: Veith, Lepschi, Roth; Rüffieux (1), Jacobsen (3), D. Magnúsdóttir (4), Kühne (7), Mühlner (4), Vegué (6), Bucher (1), Tietjen (3), Hauf (4), E. Magnúsdóttir (2), Njinkeu.
HSG Bensheim/Auerbach: Van Beurden, Wagner; Thomaier (2), Berger, Hurst, Degenhardt (1), Ehlert (2), Schmelzer (4), Kretzschmar (6), Ziercke, Gürtelschmied (1), Polsz (13).