Nachdem fast jede Woche eine neue Sau zum Thema „Repressalien gegen zukünftige Rentner“ durchs Dorf gejagt wird, fühle ich mich dazu gezwungen, meine Meinung kundzutun.
Ich empfinde es als sehr verletzend, von den Herren Fratzscher und Hurrelmann als Schmarotzer hingestellt zu werden, der, nachdem er mehr als 40 Jahre lang brav seine Steuern und Sozialabgaben gezahlt hat, jetzt unverschämterweise Geld von der Rentenversicherung verlangt.
Ich bin mir im Klaren darüber, dass etwas in der Art des „Boomersolis“ zur Entlastung der Rentenkassen kommen muss. Ich kann aber nicht verstehen, wie diese Herren, die beim Thema Gehalt und Ruhestandsbezüge eher im fünfstelligen Bereich denken, auf die Idee kommen, dass 1.048 Euro eine gute Rente seien, bei der man schlechter gestellte Rentner unterstützen könne, die Armutsgrenze liegt bei 1.314 Euro.
Der Betrag sollte wesentlich höher angesetzt werden. Außerdem verstehe ich nicht, warum nur Rentner diese Abgabe zahlen sollen. Warum nicht auch Pensionäre, Privatiers, deren Zins- und Dividendenerträge über dem festgelegten Satz liegen und Politiker im Ruhestand? Ach Entschuldigung, ich vergaß, dass für diese Personen der Begriff „Solidarität“ ein Fremdwort ist, das sie nicht kennen. Sollen doch die, die leidlich schwimmen können, die Ertrinkenden retten, wir Rett(ungsschwimm)er der Nation wollen weiter unsere Party feiern.
Aber nun mal Spaß beiseite. Statt ständig Alte und Junge oder Arme und Reiche gegeneinander aufzuhetzen, sollten die Politiker und Wirtschaftsbosse lieber ehrlich sagen, dass jeder seinen Beitrag dazu beitragen muss, um Deutschland wieder in die Spur zu bringen. Mir ist bewusst, dass sowohl Rentner als auch junge Menschen, Bürgergeldempfänger genauso wie Milliardäre, ihren Beitrag dazu leisten müssen. Doch je länger man damit wartet, umso schmerzhafter werden die Einschnitte für jeden Einzelnen werden. Leider sehe ich im Moment keine Partei und keinen Politiker, der den Mumm hat, dieses der Bevölkerung zu sagen, stattdessen gibt es ein weiter so mit Vollgas gegen die Wand.
Wenn die AfD bei der kommenden Bundestagswahl dann mehr als 35 Prozent erreicht, werden sich die etablierten Parteien fragen „Wie konnte das geschehen?“, genau wie 1933. Es wird ihnen gehen wie dem Arbeiter, der entlassen wurde und seinen Chef fragt: „Warum haben sie mir gekündigt, ich habe doch gar nichts gemacht.“ Und der Chef antwortet: „Genau deshalb!“
Wann wird endlich gehandelt? Macht endlich Politik für die Menschen, die das „Schiff Deutschland“ am Laufen halten, und nicht für die, die im Tanzsaal ihre Party feiern oder sich weigern mitzurudern. Ihr wisst doch genau an welchen Stellschrauben gedreht werden muss, zum Beispiel Reform der Erbschaftssteuer, Vermögensteuer für Milliardäre, Bürgergeldentzug für Arbeitsverweigerer, eine Art „Boomersoli“ und so weiter.
Aber keiner traut sich, an diesen Schrauben zu drehen. Wenn alle Bürger die Lasten mittragen müssen, ist es doch auch wahrscheinlich die Akzeptanz höher. Wir können allerdings auch der AfD das Feld überlassen, während die anderen Parteien Richtung Abgrund schlafwandeln. Werdet endlich wach! Vielleicht müssen wir Alten das Heft selbst in die Hand nehmen und die Grauen Panther stark machen, immerhin sind wir verdammt viele. Boomer aller deutschen Bundesländer, vereinigt euch!
(Norbert Borgers, Blomberg, per E-Mail)