
Horn-Bad Meinberg. Als 1987 eine Gruppe türkischer Gastarbeiter, die in den damaligen Hornitex-Werken angestellt waren, in ihren Mittagspausen die Idee einer Vereinsgründung reifen ließen, ahnte noch niemand, welche Geschichte damit geschrieben werden würde.
Knapp 40 Jahre später ist der Türkische Sportverein Horn (TSV Horn) zu einer festen Größe in der lippischen Vereinslandschaft avanciert – selbst Trainer-Superstar Jürgen Klopp stand einst am Spielfeldrand der Heimspielstätte im Eggestadion.

Doch der Reihe nach: 1987 hatte Jürgen Klopp unlängst sein Abitur abgelegt und war noch weit davon entfernt, einer der weltbesten und beliebtesten Fußballtrainer zu sein. Frisch zu den Amateuren von Eintracht Frankfurt gewechselt, stand seine zukünftige Karriere genauso in den Sternen wie die Vereinsgeschichte des TSV Horn. Dass sich diese beiden Wege 24 Jahre später einmal kreuzen werden, konnte damals niemand vorhersehen.

Im beschaulichen Horn hatten die Gastarbeiter aufgrund mangelnder Räumlichkeiten ihre geplante Vereinsgründung in die Räume der islamischen Gemeinde verlegt und wählten dort ihren ersten Vorstand. Nach dem obligatorischen Weg zum Notar war wenig später der TSV Horn geboren.

„In den ersten 30 Jahren hatten wir nur eine Seniorenmannschaft“, erinnert sich Ender Ünal, heutiges Vorstandsmitglied, Manager und zuständig für das Sponsoring beim TSV Horn. Heute ist der Verein kaum wiederzuerkennen: Drei Seniorenteams, acht Jugendmannschaften und eine Damenmannschaft gehören mittlerweile zum Vereinsportfolio. „Darauf sind wir mächtig stolz“, sagt Ünal. Die erste Mannschaft spielt aktuell in der Bezirksliga Staffel 3.

Auch die Mitgliederzahlen spiegeln die positive Entwicklung wider. Rund 30 Jahre lang zählte der Verein etwa 75 Mitglieder – heute sind es mehr als 200, Tendenz steigend. „Der Verein blüht gerade auf“, betont Ünal. Der TSV Horn sei längst ein Ort der Begegnung geworden: Fast alle Nationalitäten sind oder waren beim TSV Horn vertreten. „Nationalität, Glaube, Herkunft oder Identität spielen bei uns keine Rolle – jeder ist willkommen. Sport verbindet“, betont Ünal.

Dies sei auch in der stetig wachsenden Jugendabteilung spürbar, und das ohne die mittlerweile üblichen Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen. So wurden erstmals zwei E-Junioren-Spieler in die Kreisauswahl berufen.

Neuer Kunstrasen, alte Kabinen
Wichtige Erfolgsfaktoren sind auch der 2024 eingeweihte Kunstrasenplatz – den sich der TSV mit dem TuS Horn-Bad Meinberg und der SG Belle-Cappel-Leopoldstal teilt – sowie das seit Oktober fertiggestellte, neue Vereinsheim an der Mittelstraße in Horn.

Wenngleich die Abstimmung der Trainingszeiten innerhalb der drei Vereine nicht immer leicht sei, auch weil der Rasenplatz am Eggestadion und der Rasenplatz am Waldstadion, wo der TuS Horn zuhause ist, keine Flutlichtanlage besitzen und somit im Winter nicht nutzbar seien, sei die Zusammenarbeit mit den anderen beiden Mannschaften ausgezeichnet, sagt Ünal. „Dennoch wäre es natürlich schön, wenn jeder Verein seinen eigenen Platz nutzen könnte“, ergänzt Ünal.
Ein Wermutstropfen sind laut Ender Ünal jedoch die veralteten Kabinen. Noch schlimmer sei es, dass es im Eggestadion bis heute keine eigene Umkleide für die Damenmannschaft gebe und sich die Spielerinnen notgedrungen im Damen-WC umziehen müssten. „Unternehmen, die uns deshalb unterstützen wollen, dürfen sich jederzeit melden“, appelliert Ünal.
„Weil ich den Fußball liebe“
Ein zentraler Motor der jüngsten positiven Entwicklung beim TSV Horn ist Ridvan Yavuz, seit 2024 ehrenamtlich als Trainer der zweiten Mannschaft und Jugendobmann aktiv. „Wie viel Arbeit dahintersteckt, sieht kaum jemand“, sagt Yavuz und fährt fort: „Ich mache das aber gerne, weil ich den Fußball liebe. Der TSV Horn, das Wappen bedeutet mir viel.“
Zuerst möchte Yavuz im Vorstand des TSV Horn Verantwortung übernehmen – und sein größter Traum? „Irgendwann Präsident von Fenerbahçe Istanbul zu werden, dort läuft es aktuell nicht gut. Man darf ja groß träumen“, sagt Yavuz schmunzelnd.

Mindestens einen großartigen Erfolg hätte er für ein zukünftiges Engagement beim türkischen Spitzenverein bereits vorzuweisen: die perfekte Saison. Mit einem 30-Mann-Kader aus Kindheitsfreunden – alle aus Horn – gelang ihm und seinem Trainer-Team in der Saison 2024/25 der Durchmarsch: 24 Spiele, 24 Siege in der Kreisliga C – gleichbedeutend mit dem ersten Aufstieg der zweiten Mannschaft überhaupt.
„Ohne meine Co-Trainer Resul Ünal, Ahmet Güden und Burak Köse hätten wir das nicht geschafft. Sie haben mich unterstützt, wo sie nur konnten“, spricht Yavuz seinen Dank aus. In dieser Saison ist der Aufstieg erneut das Ziel. Derzeit liegt das Team knapp hinter einem Aufstiegsplatz.

Neben der zweiten Mannschaft ist Yavuz als Jugendobmann vor allem die Nachwuchsarbeit sehr ans Herz gewachsen. „Da wurde 35 Jahre lang leider etwas geschlafen“, erklärt er. Heute unterhält der TSV Jugendteams von den Mini-Kickern bis hinauf zur A-Jugend.
„Es ist immer gut, wenn die Jungs mit Sport zu tun haben und keine dummen Sachen auf der Straße machen“, sagt Yavuz und merkt zudem an: „Wir stehen als Mannschaft und Gesamtverein dafür, immer fair dem Gegner gegenüber zu sein. Wir wollen dem Vorurteil, türkische Teams seien unfair, bewusst entgegentreten.“
Auch ein einheitliches Auftreten nach außen mit Wiedererkennungswert besitzt beim TSV Horn oberste Priorität: Alle Teams, von den Mini-Kickern bis zur ersten Mannschaft, sind mit den gleichen Trikots, Trainingsanzügen, Bällen und weiterem Trainingsequipment ausgestattet. „Der TSV Horn ist eine Marke geworden“, unterstreicht Yavuz.
Das „Jahrhundert-Spiel“
Der wohl aufregendste Tag in der Vereinsgeschichte des TSV Horn war zweifellos der 1. September 2011: Borussia Dortmund, amtierender Deutscher Meister, gastierte im Eggestadion. Zwar fehlten Stars wie Mario Götze, Mats Hummels, Shinji Kagawa und Jakub Blaszczykowski aufgrund von Länderspielreisen, doch Trainer Jürgen Klopp schickte mit Sebastian Kehl, Kevin Großkreutz, Lukasz Piszczek und Patrick Owomoyela dennoch ein Team voller prominenter Namen aufs Feld.

5.000 Zuschauer füllten das Eggestadion bis auf den letzten Platz – ein ausverkauftes Haus, das in Horn für Gänsehaut sorgte. „Das Spiel wurde sogar vom türkischen Staatsfernsehen TRT live übertragen“, erinnert sich Ender Ünal. Möglich wurde dieses Fußballfest durch den Wettbewerb „Tankt-euch-das-Spiel“ der Westfalen-Tankstellen, bei dem sich der TSV Horn mit großem Engagement durchsetzte.

Die Sicherheitsplanung – ein sensibles Thema kurz nach der Loveparade-Katastrophe in Duisburg – übernahm dank guter Kontakte das Unternehmen Phoenix Contact. Ein Kraftakt, der das Spiel nicht nur möglich, sondern bis heute unvergesslich machte.




![Tödliche Bluttat in Lemgo: Jugendlicher stirbt nach Streit in Supermarkt [Update]](https://lwz24.de/wp-content/uploads/2025/08/AdobeStock_1161210859-324x160.jpeg)



