
Lage. Der Herbst hat Humor – wenn er auch gelegentlich etwas feucht lacht. Kaum hatte die Stadt ihm freundlich „Hallo“ zugerufen, kam seine Antwort prompt: mit dicken Wolken im Gepäck und einer Prise lippischen Landregens. Kommt zwar nass heruntern, verdunstet aber auf richtiger Kleidung im Nu.
Rückblende. So hatte der Tag in der Prognose der Organisatoren ein paar Tage vorher ausgesehen: «Der Marktplatz wird an diesem Tag zum Treffpunkt für alle, die gerne schlendern, schlemmen und staunen: Zwischen bunten Ständen mit liebevoll ausgesuchten Waren, dampfenden Crêpesplatten und würzigen Grillschwaden kann man den Herbst nicht nur sehen, sondern förmlich schmecken.»
Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Und drittens dann doch wieder nicht so schlimm, wie anfangs gedacht. Denn der Lagener an sich ist wetterfest. Gegen 14.30 Uhr schloss der Himmel sein Schlechtwetterventil vom Vormittag, und ein scheues Sonnenauge lugte durch die Wolken – wahrscheinlich nur, um nachzuschauen, ob unten überhaupt noch jemand übrig war. War er! Und wie! Kaum trockneten die ersten Regentropfen auf der Jacke, strömten Besucher auf den Marktplatz, als gäbe es dort Gratis-Bier oder Kuchen für lau. Zwei bei Lippern äußerst beliebte gastronomische Kategorien. Und der Wettergott verhielt sich den Rest des Nachmittags wie ein dezenter Kellner, der nur sehr zurückhaltend nachschüttet.
Für Kinder gibt’s kein Wetter, nur Fun. Die Kinder ließen sich beim Bobycar-Fahren und auf der Hüpfburg nicht bremsen, während drinnen im Bürgerhaus die Bücherwürmer beim Flohmarkt spannende Seiten wälzten. Und der verkaufsoffene Sonntag? Thomas Voss, stellvertretender Stadtmarketing-Chef und Geschäftsführer des Textilgeschäftes Schlichting, brachte seine langjähriger Erfahrung auf den Punkt: «Wind und Regen schrecken die Leute im allgemeinen ab. Aber sobald das aufhört, kommen sie in Scharen.» Sprach’s und verteilte Schokokekse und Gummibärchen an die Kunden, die sich um den Verkaufstresen ballen.

Auch Ursula Winter vom Lage-Imbiss-Original „Stukenbrok ohne C“ (links) zeigt sich zufrieden: «Die Kunden standen schon vor unserem Tresen, bevor wir um 13 Uhr geöffnet haben», erzählt sie im Gespräch mit der LWZ. Kein Wunder – wer sich bei Windstärke 5 durch den Regen kämpft, hat sich eine Manta-Platte redlich verdient. Und weil es in Lage nie zu früh ist, sich auf den Advent vorzubereiten, sorgte der Glühweinstand schräg gegenüber für vorgezogene weihnachtliche Stimmung. Der heiße Becher diente dabei nicht nur als Getränk, sondern auch als Handwärmer und seelische Stütze.

Musikalisch wurde der Nachmittag von Mick March begleitet, der sich mit Gitarre und Optimismus gegen den Wind stemmte. Zwischen „Ich muss noch kurz die Welt retten“ (Tim Bendsko) und „Über den Wolken“ (Reinhard Mey) konnte man sich fast vorstellen, dass da oben irgendwo wirklich die Sonne scheint – wenn auch nur als Konzept.
Echter Wermutstropfen: Die Herbstblätter der Straßenkünstler-Gruppe Arttremondo mussten ihre Show abbrechen, nachdem eine Stelzenläuferin auf dem regennassen Parkett ausgerutscht war und sich die Hand gebrochen hatte. Der Rest des Ensembles verzichtete auf die weitere Show – verständlich, denn Stelzen und rutschige Pflastersteine vertragen sich ungefähr so gut wie Wind und Regenschirm.
Zwar fiel auch der geplante Flohmarkt in der Bergstraße ins Wasser. Doch am Ende steht ein durchmischtes, aber durchaus zufrieden stellendes Fazit: Der Herbst mag launisch sein, aber Lage lässt sich von einem nassen Gruß von oben nicht die Stimmung verhageln. Und: Ein gutes Programm schlägt schlechtes Wetter allemal.




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