
Lage. Es war kein Elon-Musk-Moment, kein Rausschmiss mit Drama und Tränen – eher ein feierlicher Abschied mit Handschlag, Lächeln, Urkunden und Apfelsaft. Bürgermeister Matthias Kalkreuter, frisch im Amt bestätigt, entließ am Tag des Machtwechsels ein gutes Dutzend Ratsmitglieder. „Entlassen“ klingt missverständlich; in Wahrheit war es eher ein höfliches „Ihr dürft jetzt Feierabend machen – die Demokratie hat’s so entschieden.“
Das „verdienstvolle Dutzend“ durfte sich also auf die Schulter klopfen, anstatt seine Spinde möglichst geräuschlos und unbemerkt räumen zu müssen. Und das ist in der Politik ja schon eher eine kleine Seltenheit.
Krisen, Kriege und kalte Heizkörper
In seiner Rückschau auf die vergangene Wahlperiode zeigte sich Kalkreuter nachdenklich: Pandemie, Krieg, Energiekrise – das volle Krisen-Buffet. Plötzlich sind kalte Wohnungen und Stromausfälle nicht mehr apokalyptische Fantasien von Verschwörungstheorien gewesen, sondern Alltagsrealität, rief der Bürgermeister in Erinnerung.
Trotzdem: Lage hat’s geschafft. Freibäder gerettet, Innenstadt Richtung Modernisierung gestoßen, Kita gebaut. Nur die Finanzen wirken, als hätten sie ein bisschen zu lange im Chlorwasser gelegen.
Wenn die Haushaltsrücklage nur kurzfristig glänzt
Kalkreuter verkündete stolz, dass die Ausgleichsrücklage 2023 auf den höchsten Stand seit 2007 geklettert sei – also fast schon Grund zum Anstoßen. Doch dann die Haushaltswende 2024/2025: Das finanzielle Hoch war offenbar nur die Ruhe vor dem Kassensturm.
Denn schon nächstes Jahr, so die düstere Prognose, droht Lage der Gang in die Haushaltssicherung – also das kommunalpolitische Pendant zum „Hausarrest“. Dann entscheidet die Bezirksregierung, ob die Stadt sich ein modernisiertes Schwimmbad leisten darf oder lieber ein paar Straßenlaternen abzuschalten hat.
Von der Zuckerschlecke zur Sparzumutung
Für die „Zuckerstadt“ wird das bitter: Kürzungen, Genehmigungspflichten, Sparrunden. Nur das Nötigste darf angeschafft werden – quasi „finanzielle Diät“, aber ohne Cheat Day. Kämmerer Uwe Aust brachte es charmant auf den Punkt: „Wir müssen versuchen, die Locken aus der Glatze zu drehen.“ Ein Satz, der vermutlich sofort als Motto über dem neuen Haushaltsplan stehen wird.
Aust schätzt das Investitionsvolumen fürs Hallenbad auf sechs Millionen Euro. 45 Prozent Förderung sollen kommen – die restlichen 55 Prozent? Nun, sagen wir: Wenn Lage in der Haushaltssicherung landet, gibt’s vielleicht Mitleidsrabatt vom Land.
Politisches Ränkespiel im neuen Rat
Der neue Rat ist ein bunter Haufen – oder, wie Politologen sagen würden: eine „strategische Dauerbaustelle“.
Einfache Mehrheiten? Fehlanzeige. Stattdessen deutet sich eine bürgerlich-konservative Sparmehrheit an, die jeden Euro nicht zweimal, sondern dreimal umdreht – bevor er dann doch nicht ausgegeben wird.
Die CDU ist gespalten wie ein Doppelkopfdeck: Ein Flügel konservativ, der andere sozialdemokratisch angehaucht. Die Grünen? halbiert. Die AfD? verdoppelt – und plötzlich Taktgeber der Opposition. Uwe Detert versuchte sich in der letzten Sitzung mit juristischen Paragrafen-Statements; aber wer Lokalpolitik gewinnen will, muss Herz zeigen, frei formulieren und nicht nur Gesetzestexte zitieren.
Kalkreuters neue Mission: Diplomatie deluxe
Vor ihm liegt nun das, was man in Lage wohl „eine Herausforderung mit Aussicht auf Kopfschmerzen“ nennen muss: Innenstadterneuerung, Feuerwehrbauten, Bädererhalt, Wohnungsbau und medizinische Versorgung. Und das alles bitte ohne Geld.
Es wird also Zeit, dass Kalkreuter nicht nur Bürgermeister, sondern auch Kommunalakrobat wird – einer, der zwischen Haushaltssicherung, Sparmehrheit und Förderanträgen balanciert, ohne abzustürzen.
Fazit: Zwischen der Glatze und den Locken
Die Stadt steht vor schwierigen Jahren. Aber wenn es Lage schon einmal durch eine „Phase der verschärften Finanzkontrolle“ geschafft hat (damals unter Christian Liebrecht), dann wohl auch diesmal. Da ist sich der neue alte Bürgermeister sicher.
 
                
