Da freut sich sogar der Polizei-Kollege auf vier Pfoten, ein sechsjähriger Malinois-Rüde aus Polen. Gemeinsam mit seinem Diensthundeführer ist er von der Polizei Bielefeld ins lippische Revier gewechselt. Zwar ist „Marv“ als ausgebildeter Schutz- und Rauschgiftspürhund in einem anderen Sektor aktiv. Als solcher hatte er auch die Woche über reichlich zu tun. Aber wenn sich Herrchen über ein unfallfreies Wochenende freut, dann auch sein Hund. Hunde sind Weltmeister im Erspüren menschlicher Emotionen. Foto: Polizei Lippe

Kreis Lippe. Man glaubt es kaum, aber im Kreis Lippe ist etwas passiert, das sonst nur in Märchen vorkommt: Ein Wochenende fast ohne nennenswerte Unfälle! Die Polizei reibt sich verwundert die Augen, die Pressestelle schaut misstrauisch ins leere Dokument, ob da nicht versehentlich was gelöscht wurde – aber nein: Es ist einfach nichts Schreckliches passiert.


Zwei kleine Zwischenfälle gibt’s zwar, aber die zählen eher zur Kategorie „Lehrstück in Sachen Schwerkraft und Restalkohol“. Eine 36-jährige Detmolderin fand auf der Fromhauser Straße heraus, dass Verkehrszeichen härter sind als gedacht. Nach einem kurzen Rendezvous mit dem Schild entschied sie sich, zu Fuß und ohne Rücksicht auf die Verkehrsregeln den nächsten Grünstreifen zu besuchen – offenbar zum Entspannen. Die Polizei, herbeigerufen wegen der unfreiwilligen Liegewiesen-Performance, stellte fest: Der Promillewert war nicht zu überriechen. Blutprobe, Strafverfahren, Feierabend.

Der zweite Zwischenfall spielte sich ebenfalls am Freitagnachmittag ab, offenbar zur besten Sturzzeit: Ein 37-jähriger Kradfahrer aus Emmerthal hatte auf der Köterbergstraße eine spontane Begegnung mit dem Asphalt. Sein Motorrad fand Gefallen am angrenzenden Grünstreifen, der Fahrer weniger – immerhin gab’s nur leichte Verletzungen und ein kurzer Ausflug ins Klinikum. Das Motorrad wurde abgeschleppt, der Stolz vermutlich gleich mit.

Und das war’s. Keine Karambolage, kein Totalschaden, kein Drama – nichts, was sonst zuverlässig den Wochenbeginn in der Polizeipressestelle versauert. Stattdessen nur ein bisschen Schrottdiebstahl und ein gescheiterter Einbruch in Blomberg. Fast idyllisch, möchte man sagen.

Woran liegt’s? Hat die Polizei einfach keine Lust gehabt, Berichte zu schreiben? Oder haben die Verkehrsteilnehmer plötzlich kollektive Vernunft entwickelt? Vielleicht lag’s am Wetter – zu trüb zum Rasen, zu nass zum Rasen, zu windig fürs Pedelec. Oder an den jüngsten Verkehrskontrollen, die offenbar so abschreckend wirken, dass selbst notorische Raser lieber den Bus nehmen.

Wie dem auch sei: Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man den Polizeibericht liest und sich denkt – ach, das war’s schon? Fast zu schön, um wahr zu sein. Und falls dieser Trend anhält, könnte man glatt auf den Geschmack kommen: Ein Montag ohne Blechsalat, ohne Totalschaden, ohne Blaulicht-Orchester – das klingt fast nach Lebensqualität.

Also bitte, liebe Lipper: Weiter so! Wenn es weiterhin so friedlich bleibt, müssen die Redakteure zwar bald ihre Glossen aus purer Langeweile schreiben – aber das nehmen wir gerne in Kauf. Schließlich gilt: Kein Unfall ist die schönste Nachricht überhaupt.