Freundlicher Gruß aus der Cafeteria: Mats, Dirk Schneider (von links), Christina Schmidt (rechts) und ihre fleißigen Helfer verwöhnen die Gäste des Modellbau-Basars gern mit Würstchen, Leberkäs und Sauerkraut und zur Abrundung Kuchen allerlei Art. Fotos: Hajo Gärtner

Lage. Die Deutsche Bahn (DB) hat ein großes Personalproblem – und das nicht erst, seit sich ihre Manager häufiger mit Streikplänen als mit Fahrplänen beschäftigen. Wo früher noch Lokführer grüßten, herrscht heute gähnende Leere in den Abteilen: Züge fallen aus, Weichen streiken, und die App weiß mal wieder von nichts. Wer als Pendler morgens eine Verspätung von nur zehn Minuten erlebt, spricht von einem Wunder auf Schienen.


Ganz anders läuft es bei der kleinen Schwester der echten Bahn: der Modelleisenbahn. Dort ist die Welt noch in Ordnung – Züge fahren pünktlich, Lokführer streiken nicht, und die größte Betriebsstörung besteht darin, dass mal ein Keks auf die Gleise fällt. Wie schön das sein kann, zeigt sich regelmäßig beim Basar der Eisenbahnfreunde Lippe im Schulzentrum Werreanger.

Dort herrscht keine Hektik, kein Schienenersatzverkehr und garantiert kein Lautsprecher, der verkündet: „Dieser Zug fällt heute leider aus.“ Stattdessen: leuchtende Augen, klappernde Waggons und eine Begeisterung, die so ansteckend ist, dass sie offenbar ganze Familien infiziert. Väter schleppen prall gefüllte Einkaufstüten aus der Handelsarena, während die Söhne schon den nächsten Streckenabschnitt planen – ganz ohne Bahnchaos und Ersatzbus. Rund 400 Besucher kommen aus Lippe und dem ganzen ostwestfälischen Umland ins Schulzentrum. Und das Beste: Sie kommen freiwillig, nicht weil der Zug in Lage gestrandet wäre und man sich die Zeit beim Warten auf den Anschluss vertreiben wollte.

„Das ist hier eine freundliche, familiäre Atmosphäre“, schwärmt Herbert Willms von den Herforder Eisenbahnfreunden, der an seinem Stand kleine Schätze für große Enthusiasten anbietet. Begleiter Udo (57) nickt zustimmend und fügt hinzu: „Sehr freundliche Leute – und ein breites Angebot!“ Vom Lok-Bausatz bis zum Miniatur-Bahnhof gebe es alles, was das Eisenbahnerherz höher schlagen lässt. Sogar Gleiskonstruktionen, die wirklich funktionieren – ein Satz, den man im DB-Management nur mit feuchten Augen liest. Jane (45) ergänzt: „Hier ist alles schön überschaubar – und die Kantine ist klasse!“ Tja, während die DB Milliarden in Bordbistros steckt, die dann wegen „technischer Schwierigkeiten“ geschlossen bleiben, läuft in Werreanger allein schon der Kaffee ohne Verspätung.

Auch für die jungen Bahnfreunde ist gesorgt. Christina Schmidt freut sich, dass ihr Sohn Mats mit Begeisterung bei der Jugendgruppe mitmacht: „Das ist pädagogisch wertvoll, sozial und schafft Struktur im Alltag.“ Und wer weiß – vielleicht bildet sich hier ja schon die nächste Generation von Bahnchefs, die später tatsächlich pünktliche Züge auf die Schiene bringen.

Mats und seine Freunde Arne und Fabian basteln jedenfalls konzentriert an ihrer Anlage, probieren Weichenstellungen aus und lassen Züge kreisen – elektrisch, automatisiert, störungsfrei. Ein System, das im Kleinen erstaunlich gut funktioniert – oder, wie man es in Berlin nennen würde: Science-Fiction auf Schienen.

Dirk Schneider, Vorsitzender der Eisenbahnfreunde Lippe, zeigt sich zufrieden. Der 90. Modellbaubasar ist ein voller Erfolg – kein Ausfall, keine Verzögerung, kein Ersatzverkehr. Nur Spaß, Leidenschaft und Geschichte: Denn zufällig fällt der Termin auf den 9. November, jenen Tag mit großer historischer Bedeutung. „Ein Tag, der zeigt, dass Deutschland sich verändern kann“, sagt Schneider. Wer weiß, vielleicht sogar irgendwann die Deutsche Bahn. Aber bis dahin gilt: Wer pünktlich ankommen will, sollte lieber im Maßstab 1:100 reisen.

Drei Generationen Eisenbahnfreunde-Managment wollen ihren neuen Hochglanzkalender 2026 unters Volk bringen. Der Kalender kommt beim Modellbau-Basar im Schulzentrum Werreanger gut an. Aufs Foto klicken, um es zu vergrößern.