Eveline Huber ist Bürgermeisterin in St. Johann (Pongau). Sie hat Bürgermeister Matthias Kalkreuter ein Schreiben geschickt, in dem die Städtepartnerschaft nach 48 Jahren in dürren Worten aufgekündigt wird.

Lage/St. Johann (Pongau). Was ist da vorgefallen? Man lässt sich doch nicht einfach so mir nichts, dir nichts nach 48 Jahren Partnerschaft scheiden. Doch genau diese Mitteilung hat Bürgermeister Matthias Kalkreuter erhalten, und er hat sie den neuen Ratsmitgliedern und dem zahlreich erschienenen Publikum in der Aula des Schulzentrums Werreanger mitgeteilt.


Das Bürgermeisteramt in St. Johann ist erst am Montag wieder besetzt, und dann erfahren wir vielleicht mehr über die Hintergründe. 

Andreas Hussak beschreibt „Evi Huber“ im Fachmagazin „Kommunal“ als „die Mutige mit Lust auf Veränderung“. Das Magazin mit der Zielgruppe „Entscheiderinnen und Entscheider in österreichischen Gemeinden“ und dem Inhalt „Berichterstattung über kommunalpolitische Themen wie Gemeindefinanzen, Kommunalwirtschaft, rechtliche Fragen, Umwelt, Verwaltungsfragen“ ist das „offizielle Organ des Österreichischen Gemeindebundes“.

„Man muss schon lange suchen, um einen Ortschef in Österreich zu finden, der einen derartig abwechslungsreichen und illustren Lebenslauf vorzuweisen hat, wie Evi Huber“, schreibt Hussak in kommunal.at und beschreibt die 54-jährige Mutter von zwei Kindern als „Weltenbummlerin“.

Nach Abschluss der Friseurlehre begann sie bald an der Bar eines Fünf-Sterne-Hotels in St. Johann zu arbeiten, das hauptsächlich amerikanische Time-Share-Touristen beherbergte. So lernte die Teenagerin richtig gut Englisch, und mit 20 Jahren ging sie in die USA. Zuerst als Au-pair nach New York, später zur Unterstützung einer Familie nach Chicago. Bis heute pflegt sie innige Kontakte zu den Menschen, die sie damals kennenlernte, insbesondere zu ihrer „American Mom“, die mittlerweile 81 Jahre alt ist.

Der Beruf „Friseurin“ sei ihr Kindheitswunsch gewesen, seit sie ihren Puppen die Haare geschnitten hat, berichtet der österreichische Chronist. „Die ersten elf Lebensjahre wuchs die kleine Evi in einer Großfamilie am Bauernhof auf. Die Oma vermietete ein paar Gästezimmer, und Evi lief gerne zwischen den Gästen umher und half beim Servieren. Fasziniert davon, woher die weitgereisten Fremden kamen, entwickelte sie die Sehnsucht, auch die weite Welt zu sehen.“

Wie dem auch sei: Nun hat die „1,80 Meter große, attraktive Blondine“ (Andreas Hussak) die Verbindung nach Deutschland gekappt, obwohl sie von der Partei her (SPÖ) eine politische Nähe zu Bürgermeister Matthias Kalkreuter (SPD) haben sollte. Und genau wie er, sieht sie sich im Gemeinderat einer starken bürgerlich-konservativen Mehrheit gegenüber.

Es gibt also durchaus Gemeinsamkeiten. So verfügt die ÖVP (vergleichbar mit der CDU) über zehn Ratssitze, die SPÖ über neun und die rechtsgerichtete FPÖ über fünf Mandate. Dann gibt’s noch die BBJO (BürgerInnenbewegung St. Johann) mit einem Mandat.

Insgesamt also 25 Sitze im Gemeinderat, nahezu spiegelbildlich zur neuen Zusammensetzung im Lagenser Stadtrat, wenn man die Grünen ausklammert. Evi und Matze müssten sich in nächster Zeit eine Menge zu erzählen haben. Wenn nur das Tischtuch nicht zerschnitten wäre.

Woran also mangelt es? Am Freitag war aus dem Bürgermeisterbüro in St. Johann nichts zu erfahren: Alle wichtigen Amtsträger, die etwas zur Causa sagen könnten, ausgeflogen. Nur Pressesprecherin Margarete Köhler bestätigte die Scheidungsabsicht.