
Lemgo. Ehrenamt bereichert eine Stadt. Um das zu würdigen, wird in Lemgo alle Jahre die Sternheimnadel an besonders engagierte Bürger verliehen. In diesem Jahr erhielten Bernd Rossmann und Klaus Brakhage die Auszeichnung von der Alten Hansestadt Lemgo und der Sparkasse Lemgo.
Bürgermeister Markus Baier lobte in seinem Grußwort im Sitzungssaal des Rathauses das starke Ehrenamt in Lemgo: „Ich glaube, uns gehen die Preisträgerinnen und Preisträger in den nächsten Jahrzehnten nicht aus.“ Insgesamt sei der Zusammenhalt in Lemgo groß. „Wir haben hier eine Gesellschaft, in der man sich noch kennt.“ Erfreut zeigte er sich, dass viele Vertreter des neu gewählten Stadtrates zu der Verleihung gekommen waren und sich damit hinter das Ehrenamt stellten. „Das ist ein gutes Zeichen.“
Klaus Drücker, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Lemgo, stellte heraus: „Im Namen der Sparkasse Lemgo möchten wir Ihnen unseren tief empfundenen Dank aussprechen. Ihr Engagement, Ihre Zeit und Ihr Herzblut sind nicht selbstverständlich – und doch unverzichtbar für das, was unser gesellschaftliches Leben ausmacht.“
Als erster der diesjährigen Preisträger erhielt Bernd Rossmann die Sternheimnadel. Dr. Biagio La Pillo hielt die Laudatio. Bernd Rossmann ist Vorsitzender des Vereins „Viele Saiten“ und hat ehrenamtlich 70 Konzerte organisiert. Seine Veranstaltungen bringen bekannte Künstler gemeinsam mit Newcomern auf die Bühne und ermöglichen dank freiem Eintritt Kulturgenuss unabhängig vom Geldbeutel. Damit, so Biagio La Pillo, habe Bernd Rossmann Lemgo noch lebenswerter gemacht.
„Es gibt Menschen, die bringen Dinge zum Klingen. Und manche bringen auch Menschen zum Klingen“, sagte er und wandte sich persönlich an den Geehrten: „Was bei dir so leicht wirkt, ist harte Arbeit.“ Zum Dank erhielt Bernd Rossmann die Sternheimnadel, die er sichtlich gerührt entgegennahm: „Das fasst mich richtig an.“ Sein Dank galt seiner Familie, die zur Feier des Tages ebenfalls ins Rathaus gekommen war.
Die zweite Sternheimnadel erhielt Klaus Brakhage. Er war 17 Jahre lang Vorsitzender des Freibadvereins Kirchheide, wo er, wie Laudator Alexander Baer betonte, rund 270 Stunden im Jahr im Einsatz sei. Und das tatkräftig „mit Werkzeug und in kurzer Hose“. Dadurch würden allein sieben Schwimmkurse im Jahr ermöglicht, ein wichtiger Beitrag für die Sicherheit von Kindern. Dafür sei die Auszeichnung „ein Dankeschön der gesamten Stadt“, so Alexander Baer.
Klaus Brakhage blickte in seinen Dankesworten auf sein Engagement zurück, das er zur nächsten Saison etwas reduzieren möchte. Den Vorsitz hat er inzwischen abgegeben. Insgesamt habe der Verein das Freibad zweimal gerettet. „Ich bin stolz darauf, dass wir das geschafft haben“, sagte er und nahm die Sternheimnadel, wie er sagte, stellvertretend für das ganze Team an.
Die Feierstunde wurde von jungen Musikerinnen und Musikern der Musikschule Lemgo stimmungsvoll begleitet.
Was hat es mit der „Sternheimnadel“ auf sich?
Die Sternheimnadel ist eine Auszeichnung der Stadt Lemgo für Menschen, die sich über viele Jahre hinweg ehrenamtlich — also freiwillig und unentgeltlich — für das Gemeinwesen, soziale oder kulturelle Belange engagieren. Mit der Nadel soll auch an den Einsatz des Namensgebers erinnert werden: Adolf Sternheim — ein Lemgoer Bürger jüdischen Glaubens, der vor dem Zweiten Weltkrieg, und nach seiner Rückkehr aus KZ-Haft 1945, erneut großes soziales, karitatives und gesellschaftliches Engagement in Lemgo zeigte.
Die Auszeichnung wird typischerweise im zweijährigen Wechsel verliehen: In den einen Jahren die Sternheimnadel für Einzelpersonen, in den anderen Jahren der Sternheim-Preis für Gruppen, Vereine oder Projekte.
Historie und Namensgeber — Adolf Sternheim
Adolf Sternheim wurde 1871 geboren und lebte seit 1910 in Lemgo. Dort engagierte er sich unter anderem für das Deutsches Rotes Kreuz (DRK), deren Ortsverein Lemgo er 1911 gründete. Während der Nazi-Zeit wurde er aufgrund seiner jüdischen Herkunft verfolgt und 1942 ins Konzentrationslager deportiert. Er überlebte das Lager und kehrte nach dem Krieg nach Lemgo zurück und setzte sein Engagement fort. In Erinnerung an sein bleibendes Vorbild für Zivilcourage, Nächstenliebe und gemeinschaftliches Engagement wurde die Nadel nach ihm benannt.
Wer kann die Nadel bekommen und wie läuft das ab?
Vorschläge für Preisträger können gemacht werden von Bürgern oder Organisationen.
Geehrt werden Personen, die langjährig und in besonderem Maße ehrenamtlich aktiv waren — zum Beispiel im sozialen Bereich, Kultur, Nachbarschaftsarbeit, Vereinen etc.
In manchen Jahren wird anstelle der Nadel ein Preis (der „Sternheim-Preis“) an Projekte oder Gruppen vergeben — mit Geldspende — wenn es sich um gemeinschaftliches Engagement handelt oder mehrere Personen beteiligt sind.









