
Kreis Lippe/Leopoldshöhe. Die bunte Blätterpracht, die eben noch die Bäume schmückte, wird am Boden liegend für den Menschen oft ein Ärgernis, das es zu beseitigen gilt. Ob auf Gehwegen, in Grünanlagen oder im eigenen Garten, immer mehr Menschen greifen zum Laubbläser.
Denn Laub rechen ist anstrengend und benötigt oftmals mehr Zeit. So ist der Gartenschuppen mittlerweile voller Elektrogeräte, während Harke, Rechen, Besen oder Gartenscheren in Zwangsrente gegangen sind.
Doch gerade der Laubbläser oder -sauger birgt viele Nachteile. Untersuchungen des Umweltmedizinischen Informationsdienstes des Umweltbundesamtes haben bereits im Jahr 2002 ergeben, dass es beim Betrieb eines Laubbläsers zu einer gesundheitlich bedenklichen Erhöhung der Luftkeimgehalte in der näheren Umgebung kommen kann.
Mit einer Luftgeschwindigkeit von bis zu 220 Stundenkilometern wird erheblich Feinstaub aufgewirbelt und verschlechtert die Qualität der Stadtluft zusätzlich zu den bereits bestehenden Belastungen – hinzukommen bei benzinbetriebenen Geräten deren Abgase.
Alle Geräte schädigen und vernichten bodennah lebende Klein- und Kleinstlebewesen, denn sie können sich dem Turbo-Luftstrom kaum widersetzen. Ewald Thies vom Nabu Leopoldshöhe wirft außerdem folgende Information in die Waagschale: „Laubbläser und -sauger wirbeln auch die oberste Erdschicht des Bodens, Äste und andere lose Pflanzenteile, Nüsse, Pflanzensamen und Ähnliches auf. Damit gehen Lebensraum und Nahrung für viele kleine Lebewesen verloren. Wenn Blätter und Äste nicht mehr auf dem Boden verrotten, bilden sich weder Humus noch Nährstoffe. Und der Boden wird einer Deck-Schicht beraubt, die ihn vor Austrocknung und auch extremer Kälte schützt.“
Deshalb rät selbst das Umweltbundesamt vom Einsatz der Geräte ab und sieht in Rechen und Besen eine wirkliche Alternative. Anders als oft behauptet wäre der Mehraufwand selbst für eine Kommune vertretbar, auch wenn dadurch keine Personalkosten eingespart werden können.
Die Gartengründlichkeit mit Fräsen, Abflämmer, Häcksler vernichtet Würmer, Insekten und andere Kleintiere. Besonders kritisch sind die Laubsauger. In ihrem Inneren schreddern und häckseln sie das Laub – und mit ihm die aufgesaugten Tiere und Insekten. In Anbetracht des drastischen Insektensterbens der vergangenen Jahre ist der Laubbläser kontraproduktiv.
Im Interesse naturnaher Gärten und der Artenvielfalt von Kleinlebewesen erscheint der Laubsaugereinsatz nur auf unbelebten Wegen, Bürgersteigen, Parkplätzen und Lagerflächen vertretbar – wobei auch dort das Problem der schädlichen Emissionen, des Lärms und des Feinstaubs bestehen bleibt.
Laut Ausführungen des Nabu Lippe sollte möglichst auf Laubbläser verzichtet werden: Rechen und Harke sind für Mensch und Tier gesünder und machen keinen stressigen Lärm. Die leichte Arbeit an der frischen Luft tut Körper und Seele gut, und auf kleiner Fläche ist man damit oft sogar schneller als mit dem Laubbläser. Schichtet man das welke Laub dann zu einem Haufen oder verteilt es auf Beete und unter Gehölze, profitieren davon Boden und Artenvielfalt.
Bei dieser positiven Bilanz für die herkömmliche Handarbeit fragt man sich, warum nicht beherzter auf diese elektrischen Geräte verzichtet wird, auch gerade vonseiten der Städte und Gemeinden.
Ein nationales Verbot ist zwar nicht möglich, da es sich dabei um eine Produktbeschränkung handeln würde, was nur auf EU-Ebene beschlossen werden kann, aber auf nicht nationaler Ebene kann schon etwas getan werden: Im österreichischen Graz beispielsweise sind Laubbläser schon seit 2014 komplett verboten – andere Gemeinden haben nachgezogen. Denn der Schaden überwiegt bei Weitem den Nutzen.









