
Lage. Manche Baugruben werden nach getaner Arbeit hastig wieder zugeschüttet. In der Färberstraße dagegen dachte man sich: „Moment mal – die können wir doch noch gebrauchen!“ Gesagt, nicht ganz zugeschüttet, getan. Nach Abschluss der Altlastensanierung im Juli 2025 verwandelte die Stadt Lage den ehemaligen Problemstandort kurzerhand in ein Multitalent für Regen, Klima und gutes Gewissen.
Unter der Regie des „Verbandes für Flächenrecycling und Altlastensanierung“ (AAV) und in enger Abstimmung mit Kreis Lippe und Stadt Lage wurde der Boden erst gründlich aufgeräumt – und anschließend clever weiterverwendet. Die Baugrube blieb dort, wo sie sinnvoll ist: auf Muldentiefe. Spart Geld, spart Arbeit und freut den Regen.
Die neu gestaltete Fläche kann künftig bis zu 400 Kubikmeter Regenwasser aufnehmen. Das entspricht ungefähr sehr vielen Badewannen oder einem ordentlichen Sommergewitter mit Ambitionen. Ein Teil des Wassers darf gemütlich versickern, entlastet dabei den Mischwasserkanal und hilft ganz nebenbei dem Grundwasser, sich frisch aufzufüllen.
Zwölf neu gepflanzte Bäume stehen nun bereit, um mit Verdunstung und Schatten das Mikroklima aufzupolieren. Sie arbeiten leise, beschweren sich nicht und brauchen keinen Strom – echte Klimaprofis also.
Umgesetzt wurde das Ganze in mehreren Arbeitsschritten vom städtischen Bauhof. Die Maßnahme ist ein weiterer Baustein der Klimaanpassung in Lage. Und weil man bekanntlich nicht nur bei einem Projekt stehen bleibt, plant die Stadt bereits das nächste Kapitel: 2026 soll am Jahnplatz und im Bereich Im Gerstkamp ein neuer Retentionsraum entstehen – inklusive Retentionsrinne, damit Regenwasser künftig weiß, wo es hingehört.
Von der Färberei zur Feuchtwiese – eine lange Geschichte
Die Färberstraße hat allerdings einiges hinter sich. Seit 1874 wurde der Boden dort schrittweise belastet – erst durch eine Färberei, später durch eine chemische Reinigung. Was lange unter der Oberfläche schlummerte, kam 2006 ans Licht: Belastungen im Boden, in der Bodenluft und im Grundwasser.
Zum Schutz der Gesundheit wurden die betroffenen Häuser aufgekauft und „freigezogen“: Das ist ein hässliches Wort für „Umsiedlung der einstigen Bewohner“. Danach rückten die Bagger an: Gebäudeabriss, Entfernung belasteter Bodenplatten und ein Bodenaustausch bis in 2,5 Meter Tiefe. Rund 1.600 Tonnen kontaminierter Boden verließen fachgerecht verpackt die Innenstadt – ein Umzug, den niemand vermissen dürfte.
Nach einer Monitoring-Phase soll 2026 schließlich auch noch die Grundwassersanierung starten, erneut unter Federführung des AAV. Dann ist die Färberstraße endgültig vom Altlastenstandort zur Vorzeige-Mulde geworden.








