Kreis Lippe/München. 2025 feiert der Lipper-Stammtisch-München sein zehnjähriges Bestehen. Spontan wie Lipper sind, entstand innerhalb der Gruppe der Gedanke einer „Klassenfahrt“ in die alte Heimat.
Die Idee wurde allgemein für gut befunden. Doch einige der älteren Mitglieder intervenierten: „Wer weiß, wie es mir 2025 geht. Jetzt bin ich noch fit und kann.“ Kurzerhand wurde die eigentlich als Jubiläums-Lipperlandtour geplante Reise vorverlegt. Drei Tage in der alten Heimat beinhalteten viele Erlebnisse. Deshalb ist eine Wiederholungstat zum zehnjährigen nicht ausgeschlossen.
Stammtischgründung – Was Lippischer Pickert bewirken kann
Ein Artikel im Münchner Merkur vom 25. September 2014 über den Lippischen Pickert zog überraschende Kreise: Viele Leser schrieben oder riefen in der Redaktion an, lobten den „Lipperland-Bericht“ und fragten nach den Kontaktdaten der Pickertbäckerin. Annette Heuwinkel-Otter, Autorin des Buches „Jerxen-Orbke in Lippe“, knüpfte mit den Anrufern Kontakt. Ein erstes gemeinsames Treffen folgte am 26. Februar 2015 im Münchner Ratskeller.
Drei Stunden lang wurde geklönt und gelacht und der „Lipper-Stammtisch-München“ gegründet. Die Gründungsmitglieder waren Jens Mahlmann und Annette Heuwinkel-Otter aus Jerxen-Orbke, Gisela Wolf aus Augustdorf respektive Lage sowie Ingrid und Eckehardt Ihnen aus Augustdorf.
Vier bis sechs Treffen im Jahr mit wechselnden Mitgliedern und Treffpunkten wurden anvisiert und nachfolgend realisiert. Über die Jahre entstand eine Gemeinschaft mit verschiedenen Aktivitäten und einer wachsenden Stammtisch-Gemeinde. Festgehalten werden die Treffen und Aktivitäten auch auf einer eigenen Website. Auf der Startseite sind stets die aktuellen Termine genannt, zu denen Lipper immer willkommen sind.
Die Klassenfahrt
Angereist wurde mit dem Zug oder Auto, übernachtet privat innerhalb der Familie oder im Lippischen Hof. Diejenigen, die mit dem Zug fuhren, hatten unterwegs bereits ein lustiges Erlebnis. Im Abteil stießen die Reisenden auf ein Ehepaar, das sich über die ausgelassene Stimmung freute.
Man kam ins Gespräch: „Wo soll es denn hingehen?“ „Nach Detmold“, antwortete die Gruppe. „Wir fahren da auch hin und kommen aus München“, erklärte das Ehepaar. „Ich bin der zweite Bürgermeister in Detmold“, führte der Mann fort. Ungläubiges Stutzen, dann Gelächter, das allerdings kurzfristig verstummte, als der Herr seine Visitenkarte zückte. Kein Scherz, es stimmte. Die Gruppe saß also mit Bürgermeister Helmut-Volker Schüte und seiner Frau in einem Wagen. Die anschließenden, anregenden Gespräche ließen die Zeit wie im Flug vergehen.
In Detmold angekommen, kehrte Ernüchterung ein. Der Fahrstuhl zum Bahnsteig war defekt. Ilse Jacob, eine Dame mit über 90 Jahren, nutzte für die Reise einen Rollstuhl. Wie sollte sie die Treppe bewältigen? Der Mitarbeiter am Bahnschalter erklärte: „Die Feuerwehr rufen, die wird den Transport organisieren.“
Das erschien doch sehr aufwendig und belastend für die Feuerwehr, die genügend andere Aufgaben hat. Da hieß es: Kräfte sammeln und Zähne zusammenbeißen. Gestützt von zwei Personen ging es unter Schmerzen, die zum Glück recht flachen Stufen hinab. Dann war erst einmal „Ankommen“ angesagt, gefolgt von einem gemeinsamen Abendessen im Lippischen Hof. Einige Teilnehmer hatten zuvor zudem eine kleine Erkundungstour zu Fuß durch Detmold gemacht.
Am folgenden Tag wurde erst einmal der Hermann besucht und dann Pickert im Haus Berkenkamp in Lage gegessen. Organisiert wurde dieser Teil des Ausflugs von Dieter Sundermann, aufgewachsen in Billinghausen. Der Pickert im Berkenkamp wurde indes extra für den Lipper-Stammtisch gebacken, denn der Sommer ist eigentlich keine Pickertzeit. Dort kamen Freunde und Stammtischmitglieder hinzu, die mit dem Auto angereist waren. Der Lippische Pickert schmeckte köstlich, sodass der ein oder andere für die Daheimgebliebenen mitgenommen wurde.
Am Abend ging es in die Brauerei Strate mit Führung, Bierverkostung und Schweinshaxe. Friederike Strate begrüßte den Münchner-Lipper-Stammtisch persönlich und herzlich. Bekannte und Freunde der Stammtischmitglieder gesellten sich dazu. Berührungsängste gab es nicht. So genoss eine bunte Gruppe von Jung und Alt den Abend bei bester Stimmung.
Der dritte Tag stand zur freien Verfügung. Ein Wochenmarktbesuch und eine kleine Stadtführung wurden unternommen. Gertrud Müller, aufgewachsen in Leopoldshöhe, traf am Nachmittag ihre Schulfreundin Renate Neuser wieder, die sie 70 Jahre nicht mehr gesehen hatte. Annette Heuwinkel-Otter hatte ihren Aufenthaltsort ausfindig gemacht und beide zusammengebracht. Das waren bewegende Stunden. Die beiden unterhielten sich, als wäre das letzte Treffen vor zwei Tagen gewesen.
Einige ließen den letzten Abend vor der Rückkehr in die bayerische Landeshauptstadt bei Speis und Trank im Detmolder Hof ausklingen. Ein anderer Teil nutzte den Abend wiederum zum Beisammensein mit der Familie. (lwz/yb)