„Sparkassen-Finanzforum“ in Lemgo: Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni begeistert Zuschauer

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Medienprofi und Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni bei seinem Vortrag in der Phoenix-Contact-Arena in Lemgo. Foto: Andreas Leber

Kreis Lippe/Lemgo. Auf Einladung der Sparkasse Lemgo, die regelmäßig an verschiedenen Orten ihr „Finanzforum“ mit ausgewählten Kunden stattfinden lässt, war dieses Mal „Tagesthemen“-Moderator Ingo Zamperoni der Stargast in der Lemgoer Phoenix-Contact-Arena.

Der 49-jährige Journalist und TV-Profi hat deutsch-italienische Wurzeln und lebt mit seiner Familie in Hamburg, wo sich auch das „Tagesthemen“-Studio befindet. Bekannt wurde er auch als Korrespondent bei zahlreichen Auslandseinsätzen.

An diesem Abend in Lemgo ging er zusammen mit rund 800 Zuhörern der Frage nach, ob die „Liberale Demokratie in der Krise“ stecken würde. Es sei, so berichtete er, sein erster Besuch in der Alten Hansestadt, die ihm als Handball-Stadt aber natürlich bekannt sei. „Mein Sohn und ich lieben alle Ballsportarten“, verriet Zamperoni bereits vorab im Pressegespräch, in dem es unter anderem auch um die kommenden US-Wahlen ging.

Die beiden Sparkassen-Vorstände Klaus Drücker (links) und Hagen Eberhardt (rechts) begrüßen Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni (Mitte) in der Phoenix-Contact-Arena. Foto: Andreas Leber

Sparkassen-Vorstand Klaus Drücker führte zu Beginn der Veranstaltung kurz in die Vita des TV-Journalisten ein und erwähnte im Zuge dessen auch die zahlreichen prominenten Vorredner Zamperonis, die bereits im „Finanzforum“ zu Gast gewesen seien. Darunter finden sich illustre Namen wie „Tagesschau“-Sprecher Ulrich Wickert, Bergsteigerlegende Reinhold Messner oder der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher, der damals direkt nach seinem Auftritt in Lippe weiter zur Bambi-Verleihung reiste, und dort den Preis für sein Lebenswerk entgegennahm.

Im Kongresszentrum sprach Ingo Zamperoni anschließend über seine Arbeit bei den „Tagesthemen“, den dortigen täglichen Planungen und wie schnell ein plötzliches Ereignis alles über den Haufen werfen könne.

Sparkassen-Vorstand Klaus Drücker begrüßt die rund 800 Zuhörer im Kongresszentrum der Phoenix-Contact-Arena. Foto: Andreas Leber

„Solche besonderen Ereignisse werden, bevor sie über die Millionen Fernsehbildschirme laufen, zunächst anhand mehrerer Quellen – dem sogenannten ‚Zwei Quellen-und-Vieraugen-Prinzip‘ – überprüft“, erklärte Zamperoni. Er sei sich zudem sicher, dass Deutschland politisch noch die Kurve bekommen würde.

Ganz im Gegensatz zu den USA, wo bereits ein tiefer Spalt in weiten Teilen der amerikanischen Gesellschaft klaffen würde. „Deutschland hat noch viel Kitt. Bei uns herrschen Zusammenhalt und Stärke und es ist auch das nötige Geld vorhanden, um nach der schweren Corona-Zeit nun auch noch die Klima- und Wirtschaftskrise bewältigen zu können“, betonte Ingo Zamperoni.

Trotzdem sehe er die Gefahren einer Spaltung und Polarisierung. Die politische Mitte müsse sich gerade jetzt mehr einbringen und nicht schweigen, wenn die Ränder, die sich zu oft in ihrer Filterblase bewegten, die Debatte bestimmen würden. Laut verschiedenen Studien sei diese Blasenbildung aber nicht nur bei Wählern der AfD zu beobachten, sondern insbesondere auch bei den Anhängern der Grünen.

Wenn nun aber die Mitte die Diskussionen bestimmen würde, bekämen bestimmte Themen, über die man sich aufrege, nicht die aus seiner Sicht überzogene Aufmerksamkeit. Als Beispiele nannte er Tempolimit, arabische Clans oder Gendersternchen.

Er brach aber auch eine Lanze für seinen Beruf. „Die Menschen sollten dankbar sein, in einem Land zu leben, wo unabhängiger Journalismus möglich ist. Dennoch sollten Journalisten auch eine eigene Haltung haben“, sagte Zamperoni.

Im Laufe der Veranstaltung beschäftigte er sich außerdem mit der Frage, ob die Menschen „krisenübersättigt“ seien. „Ich bekomme von den Zuschauern immer öfter zu hören, dass die ‚Tagesthemen‘ ja nur noch schlechte Nachrichten senden würden“, erläuterte Zamperoni. Leider, so führte er weiter aus, lebten wir aktuell tatsächlich in schwierigen Zeiten.

Unter den geladenen Gästen sind auch Lippes Landrat Dr. Axel Lehmann mit seiner Frau und Lemgos Bürgermeister Markus Baier. Foto: Andreas Leber

„Immer mehr Menschen suchen Schutz vor dieser Nachrichtenflut, da sie von den vielen Krisen nichts mehr sehen und hören wollen“, lautete seine Analyse. Dies stelle er besonders mit Blick auf die USA fest, wo Donald Trump, ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl, in fünf der sechs entscheidenden „Swing States“ klar vorne liegen würde. Diese Wahl würde Europa und damit auch Deutschland nicht kaltlassen.

Auch den Ukraine-Krieg sprach er an und zeigte sich überzeugt davon, dass die Ukraine sich nicht hätten gegen Russland verteidigen können, wenn nicht Joe Biden bei Kriegsausbruch US-Präsident gewesen wäre.

Weiter sprach er von einem momentanen „Weltbeben“, wobei Europa bedauerlicherweise mit sich selbst beschäftigt sei. In den USA wolle zudem ein Großteil der Elite nicht länger den Weltpolizisten spielen.

Dieses führe unumgänglich dazu, dass Russland neue Stärke erlange und China auf dem Weg sei, eine neue, multipolare Weltordnung zu erschaffen. Auch im globalen Süden passiere einiges, da die bevölkerungsreichen Schwellen- und Entwicklungsländer ihre Rolle suchen würden.

Sein Fazit lautete, dass es nun an der Zeit wäre, die Komfortzone in der Hängematte zu verlassen, solange wir uns alle noch in einer „Hallo-wach-Phase“ befänden. Man solle aber die „Zuversicht“ nicht verlieren, denn genau dieser Begriff wäre seit Corona ein fester Bestandteil seiner Abendmoderation bei den „Tagesthemen“. (al)