Mordfall Ingrid Amtenbrink: Bielefelder Ermittler rollen alte Kriminalfälle auf

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Der Mordfall „Ingrid Amtenbrink“ wird neu untersucht. Foto: Polizei Bielefeld

Kreis Lippe/Bielefeld/Gütersloh. Bereits im Oktober 2023 hat das Polizeipräsidium Bielefeld die Ermittlungsgruppe „Cold Case“ gegründet. Seitdem erhält sie Unterstützung durch ehemalige Kriminalbeamte und erfahrene Ermittler der ostwestfälischen Kreispolizeibehörden. Sie beschäftigt sich in ganz Ostwestfalen mit etwa 42 alten Kriminalfällen ehemaliger Mordkommissionen.

Insgesamt identifizierte das Landeskriminalamt NRW in einer Auswertung von insgesamt 1.143 alten Fällen 403 Cold Cases landesweit, die sich eignen, um mit erneuten Ermittlungsansätzen Täter überführen zu können.

Die Bielefelder Ermittlungsgruppe

Damit kein Mord unaufgeklärt bleibt, ist das Thema Cold Case für das Polizeipräsidium Bielefeld von großer Bedeutung und führte zur Einrichtung der Ermittlungsgruppe.

Der Leiter des Ermittlerteams, Kriminalhauptkommissar Markus Ickler, erklärt: „Am besten lässt sich unsere Arbeit damit beschreiben, dass wir genauso ermitteln, wie eine Mordkommission in einem aktuellen Fall. Das bedeutet, neben der Aktenarbeit stehen auch Vernehmungen oder Spurenuntersuchungen an. Es ist schon etwas Besonderes in der Ermittlungsgruppe zu arbeiten, denn es ist eine Chance einen Täter überführen und Angehörigen Gewissheit geben zu können. Das ist unsere Motivation und treibt uns jeden Tag an.“

Die derzeitige Anzahl von 42 Fällen sei nicht abschließend und könne während der laufenden Ermittlungen variieren. Denn neue Erkenntnisse würden immer wieder neue Bewertungen erforderlich machen, welche Fälle zunächst angegangen werden sollten. Die Ermittlungsgruppe gehe nicht zwangsläufig chronologisch an die alten Fälle heran.

Mordfall Amtenbrink in Gütersloh

Einer dieser alten Fälle betrifft die Mordkommission „Korn“ aus dem Jahr 2009 in Gütersloh. Die Ermittler wenden sich insbesondere an die Personen, die bislang noch keinen Kontakt zur Polizei hatten.

Am Donnerstag, 21. Mai 2009, kehrte die damals 67-jährige Ingrid Amtenbrink von dem Besuch des Hoffests „Swinging Table“ auf dem Meierhof Rassfeld an Christi Himmelfahrt nicht zu ihrer Wohnung an die Haselstraße zurück. Dort war sie gegen 13.30 Uhr mit dem Ziel des Musikfests auf dem benachbarten Bauernhof gestartet.

Nach den vorliegenden Informationen soll sich die 67-Jährige bis gegen 16.45 Uhr auf dem Hof in Nähe der Holler Straße aufgehalten haben und in Richtung ihrer Wohnung aufgebrochen sein.

Nach dem bisherigen Ermittlungsstand soll sie über den Meier-Zu-Rassfeld-Weg in Richtung Holler Straße gegangen sein. Sie soll die Hofzufahrt am Grundstück Meier-Zu-Rassfeld-Weg 4 verlassen haben und den Fußweg über den angrenzenden Bahndamm in Richtung Schulpättken benutzt haben.

In diesem Bereich traf Ingrid Amtenbrink auf ihren Mörder. Den Weg Schulpättken erreichte sie nicht. Am Sonntagabend, 24. Mai 2009, wurde ihr Leichnam in einem angrenzenden Kornfeld entdeckt.

Fundort der Leiche von Ingrid Amtenbrink. Foto: Polizei Bielefeld

Trotz umfangreicher Ermittlungen, wie unter anderem eine DNA-Reihenuntersuchung, konnten die Beamten der Mordkommission „Korn“ keinen Tatverdächtigen identifizieren.

Damals wurden alle männlichen, dort amtlich gemeldeten Personen einer Speichelprobe unterzogen. Weiterhin wurden die Mitarbeiterdaten der örtlichen, fleischverarbeitenden Betriebe erhoben. Diese Mitarbeiter zeigten sich kooperativ und waren zur Abgabe einer Speichelprobe bereit. In dieser Zeit unterstützten zahlreiche Saisonkräfte die Spargel- und Erdbeerernte, die der Polizei nicht vollständig bekannt sind.

Seitdem ist für die Ermittler interessant, wo sich seinerzeit Unterkünfte von Saisonarbeitern in Tatortnähe befanden, die der Polizei noch nicht benannt worden sind. Weil der Täter beim Verlassen des Tatorts gesehen worden sein könnte, wenden sich die Staatsanwaltschaft Bielefeld und die Polizei Bielefeld erneut mit Fragen an die Öffentlichkeit: Wer kann Angaben zum Aufenthalt von Ingrid Amtenbrink und zu Gästen auf dem Hoffest machen? Wer besitzt Fotos von dem Fest, die der Polizei noch nicht zur Verfügung gestellt wurden? Wer hat die 67-Jährige beim Verlassen des Hoffestes gesehen? Wer hat bereits vor dem 21. Mai 2009 oder in den Tagen danach Personen, etwas Auffälliges oder Verdächtiges im Bereich des Schulpättkens beobachtet?

Interessant wären für die Ermittler auch Personen, denen sich der Tatverdächtige anvertraut hat. Hinweise zu diesem Fall können direkt an die Ermittlungsgruppe Cold Case/ Polizeipräsidium Bielefeld unter der Rufnummer 0521/545-0 oder jede andere Polizeidienststelle übermittelt werden. (lwz/Polizei Bielefeld)