Kreis Lippe/Detmold. „Wir möchten aus der Region nur das Beste für unsere Freunde und Gäste“, erzählt Christian „Mello“ Merwitz, der gemeinsam mit TV-Moderator Matthias Opdenhövel die Kultkneipe „Lui“ in Detmold wiederaufleben lassen möchte.
„Getreu dem Motto: ‚Einfach glücklich ist machbar‘, werden wir einen Ort schaffen, an dem alle Menschen und Generationen sich wohlfühlen und herzlich willkommen sind. Freundlichkeit, Toleranz und Höflichkeit sind unsere Prämisse – Aggressivität oder Unhöflichkeit wird es nicht geben“, betont Merwitz.
Besonders am Herzen liegen dem Team die Themen Regionalität und ehrliche Nachhaltigkeit: „Unser Ziel und Anspruch ist es, ob kulinarisch oder hörbar, das Beste aus der Region zu suchen: Qualitätsprodukte, die nettesten Servicekräfte, die fleißigsten und kompetentesten Handwerker, die zuverlässigsten Zulieferer und die treuesten, herzlichsten und fröhlichsten Gäste“, verspricht Merwitz und ergänzt: „Wir haben schon eine anspruchsvolle Gastronomie in Detmold, das ‚Lui‘ soll sie ergänzen und ihr keine Konkurrenz bieten.“
Das Team hinter dem „LUI“
Für Christian Merwitz ist das Projekt schon von Berufswegen aus hoch interessant. Der 54-Jährige ist Architekt und hat über mehrere Jahrzehnte das Detmolder Stadtbild mitgeprägt.
„Die Location ist ein wunderschönes Jugendstilgebäude aus der Gründerzeit und ein hochrangiges Baudenkmal als Zeitzeuge unserer wunderbaren Residenzstadt Detmold und unserem Fürstentum Lippe. Wir werden mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln und Möglichkeiten dem ‚Kneipenschlösschen‘ gerne zu neuem Glanz verhelfen.“
Dem Architekten liege es am Herzen, die Attraktivität der Stadt hervorzuheben: „Wir sind so privilegiert in einer Stadt mit so besonderen Bauwerken wie dem Schloss und dem Landestheater leben zu dürfen – wir können sehr stolz sein, Lipper zu sein.“
Für die Zukunft habe sich Merwitz auf die Fahne geschrieben, seine Expertise im Bauwesen, in den drei Tätigkeitsfeldern „Communication“, „Consulting“ und „Coaching“, anzubieten. Zu kontaktieren sei er dafür per E-Mail.
Gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Matthias Opdenhövel hat er sich nun jedoch zum Ziel gesetzt, auch die Detmolder Gastronomielandschaft zu bereichern und seiner Heimatstadt, welcher er sich eng verbunden fühlt, etwas Gutes zu tun.
Nachdem seine Karriere bei Radio Lippe ihren Ursprung fand, ist Opdenhövel heutzutage nicht mehr aus der Fernsehlandschaft wegzudenken. Nach seiner Zeit bei VIVA, wurde der heute 52-Jährige unter anderem durch die Moderation von „Schlag den Raab“ dem breiten Publikum bekannt.
Zehn Jahre moderiert er daraufhin die „ARD-Sportschau“. Aktuell ist er in Formaten wie „The Masked Singer“ sowie seinem wöchentlichen Prosieben-Journal „Zervakis&Opdenhövel.Live“ zu sehen. Detmold bleibt er jedoch weiterhin verbunden – er ist sehr engagiert, sich für seine Geburtsstadt einzusetzen.
Die beiden Detmolder kennen sich seit ihrer frühen Jugend, ihre Väter betätigten sich schon früh für die Belange der Stadt im Stadtrat, zudem beteiligten sich beide Familien aktiv am Gemeindeleben der katholischen Kirchengemeinde Heilig Kreuz. Ihre Schulzeit verbrachten Merwitz und Opdenhövel zusammen am Grabbe-Gymnasium und genossen früher mit immer noch besten Freunden viele Stunden im „Lui“.
„Für mich ist es etwas ganz Besonderes, dass mir Matti nach so langer Zeit immer noch das Vertrauen schenkt und wir das Projekt als Freunde angehen – das zeugt von einer gewachsenen, ehrlichen, lippischen Freundschaft. Aber wir beide machen das natürlich nicht allein, sondern arbeiten mit tollen fröhlichen Menschen zusammen“, freut sich Merwitz.
Die neuen Pächter des Lokals sind Anna und Alexander Rembold aus Dörentrup. Alexander Rembold ist der Ziehsohn und Mitarbeiter des Cocktailmeisters und vorherigen Betreibers, Ugur Dervisoglu. „Ugur hat uns alles Gute gewünscht und wird uns mit seinem Können sowie mit Rat und Tat unterstützen, erklärt der lippische Gastronom.
Die Gründerväter der Kultkneipe waren indes Wilhelm Lüke, Jürgen Greve und Uwe Hercher, die allesamt aus Heidenoldendorf stammen. Zumindest habe auch Uwe Hercher lange Zeit, in dem ebenfalls von Merwitz für einen guten Freund geretteten Waldhof „Postteich“, gewohnt.
„Es war fast schon Gott gewollt, dass ich Alex auf einem Geburtstag kennengelernt habe, wo er Cocktails gemixt hat“, erinnert sich der seit 50 Jahren mit seiner Familie in Detmold lebende Merwitz an die Anfänge der gemeinsamen Zusammenarbeit.
„Dann haben wir uns bei einer sehr spontanen und wirklich verrückten Möbeltransportaktion von der Insel Juist nach Lemgo intensiv kennengelernt. Zu zweit haben wir mittels Pferdegespann auf der Insel und Lkw auf dem Festland rund 60 Kubikmeter Kneipenmobilar nach Lippe bewegt, da lernt man die Fähigkeiten des anderen kennen. Eine große Plackerei, jedoch auch viel Spaß, eine weitere einmalige Lebenserfahrung und große Freude über die kostenlose Beute – Lipper eben! Natürlich waren Transport und Zeit nicht umsonst, dafür haben wir durch den Verkauf und den Nutzen von Tischuntergestellen sehr schnell durch unsere Bereitschaft und Spontanität recht gutes Geld verdient. Auch das ist echt lippisch, ohne Fleiß, keinen Preis!“
Eine bodenständige, lippische Kulturkneipe
Zukünftig sei im „Lui“ Platz für knapp 100 Personen, die dort einen Mittagstisch mit Salaten, Bowls und leichten Speisen genießen können.
Nachmittags gebe es Kaffeespezialitäten und abends, neben frischem Wild aus den heimischen Wäldern und Fleischgerichten vom heißen Stein, nur aus Tierwohl Betrieben im direkten Umfeld, wie etwa dem Martin`s Rind vom Bio-Betrieb Schlue aus Fromhausen, auch vegetarische sowie vegane Speisen.
„Es wird jedoch keine Haupt-, sondern eine Nebengastronomie wie ursprünglich bleiben. Statt Menüs wird es Kleinigkeiten geben – wir wollen kein Speiselokal, sondern eine Bier-Café-Bar sein“, stellt der Investor klar.
Horst Hüdepohl, Schulmeister a. D. aus Schlangen und lippisches Urgestein kürt up platt: „Sooo ‚Mello‘ jetz wuist Du `n Chlass Bier Geschäft up moken?“
Ganz nach dem regionalen Prinzip, werde die Detmolder Brauerei Strate das Bier liefern. „Wir brauchen die Fässer praktisch nur die Straße runterrollen“, lacht Merwitz.
„Was das Kölsch für die Kölner ist, soll das Detmolder für die Detmolder werden und bleiben“, wünscht sich der Architekt und ebenfalls auch langjähriger enger Freund der Familie Strate, auch dort durfte er schon viele Jahrzehnte sowohl die Brauerei als auch etliche Gastronomien baulich mitbetreuen.
„Da werde ich wohl wissen, was wir für Spitzenprodukte in unserer Brauerei in Detmold haben. Bei 28 verschiedenen Bierspezialitäten wird für jeden Geschmack etwas dabei sein“, sagt Merwitz mit schelmischer Freude, die aus seinen blauen Augen strahlt.
Eine Bar für Nachtschwärmer möchte das neue „Lui“ nicht sein, bisher sei eine Öffnungszeit bis 1 Uhr nachts geplant. „Wir möchten den Übergang schaffen und den Gästen vor oder nach dem Kino- oder Theaterbesuch eine Location bieten, um in geselliger Runde etwas zu trinken und zu essen, bevor es dann in den Club oder nach Hause geht.“
Neben Speisen und Getränken werde die Bar jedoch noch mehr zu bieten haben: „Früher gab es unter anderem Jazz-Sessions, die wollen wir wiederaufleben lassen, gerade weil wir die fantastische Hochschule für Musik haben, da ist doch unerschöpfliches Potential“, erzählt Merwitz und ergänzt: „Zudem wird es Klassik-, Folk-, und Pop-Musik geben – so, wie es früher üblich war. Uns ist es wichtig, dass das ‚Lui‘ als Kulturgut bestehen bleibt und die Lipper eine Szene-Kneipe haben. Wir hoffen auch insbesondere für die Hochschulen OWL mit den Fachbereichen Musik, Architektur und Innenarchitektur, Bauingenieurwesen, Medienwissenschaften sowie für Künstler des Landestheaters, eine Plattform und Netzwerk für Kommunikation und Austausch bieten zu können.“
Auch Public-Viewing, sowie die Möglichkeit, die Räumlichkeiten für eine geschlossene Gesellschaft zu reservieren, werde es geben. Service Clubs und Stammtische, Fanclubs und Vereine – eigentlich alle – seien willkommen.
Die Kommunikation von Neuigkeiten und Ankündigungen besonderer Events werde über die Sozialen Medien und selbstverständlich auch über die nicht wegzudenkenden Printmedien erfolgen.
„Es gibt doch nichts Schöneres als bei einer Tasse Kaffee aus Fairtrade-Bezug und einem stillen Wasser aus heimischer Quelle, eine Tageszeitung zu lesen. Das Wasser für unser Bier stammt aus Berlebecker Quellen von unseren Stadtwerken. Auf keinen Fall werden wir Wasser aus Frankreich oder Italien antransportieren“, betont Merwitz erneut lachend, maximal der Wein dürfe aus diesen Regionen kommen.
Beste deutsche Weine werden jedoch bevorzugt angeboten, zum Beispiel Lieblingswein, Pinkfein oder Bachus.
Neuer Glanz für das „Lui“
Um das „Lui“ den heutigen Standards anzupassen, seien diverse Umbauarbeiten notwendig gewesen. Architekt Merwitz erläutert: „Nach 40 Jahren muss die Location zeitgemäß saniert werden – wir möchten ‚sustainability‘ wirklich leben. Deshalb haben wir unter anderem den Brandschutz erhöht, alle Leuchtmittel mit LEDs ausgestattet, ein Fernwärmeanschluss wird eingebaut sowie die Kanäle und Heizungen überarbeitet.“
Zudem seien die Sanitäranlagen, die Elektronik, die Lüftungs- und Türanlagen sowie die Theken überarbeitet worden.
Auch in puncto Inneneinrichtung werde sich die Kultkneipe in Zukunft in einem neuen feinen Mantel präsentieren. Auch dieser Mantel wird von Profis aus der Region geschneidert.
„Vom Interieur her wird es nicht das alte ‚Lui‘ und nicht die First Bar sein“, erklärt Merwitz und führt fort: „Es wird unsere Zeit und heutige Architektur widerspiegeln, zum Beispiel wird man sich bei usseligem lippischem Regenwetter am Feuer wärmen können.“
Zudem wurde ein wertvolles Landschaftsgemälde eines New Yorkers Künstlers gespendet und auch an den legendären Gastwirt Uwe Hercher, den bereits verstorbenen und „Lui“-prägenden Charakterkopf, werde mit einem Bild ein ehrendes Andenken mit Einverständnis seiner Tochter geschaffen.
Zukunftsmusik
Christian Merwitz hat darüber hinaus noch weitere Pläne: „In unserer Jugend haben Matti und ich im ‚Lui‘ oft draußen gesessen, eher gestanden – somit ist unser Plan, zukünftig auch einen kleinen Außenbereich zu gestalten. Denkbar wäre eine Abgrenzung zum Straßenraum mit einem Geländer wie an der Ameide und filigrane Sitzgelegenheiten am Sockel des Gebäudes, wo sich die Gäste entspannt mit einem Getränk unterhalten können. Dort haben schon erste Gespräche stattgefunden.“
Radfahrer sollen jedoch weiterhin genug Platz haben. Zudem setzte er sich dafür ein, dass der Platz, an dem das Gebäude steht, wieder seinen früheren Namen „Alexanderplatz“ tragen kann. Die Firmenanschrift wird lauten „Lui – Alexanderplatz – Detmold“, postalische Anschrift bleibt die Bielefelder Straße 7.
Parkplätze sind im nahen Umfeld genügend vorhanden, im Übrigen sind die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel von Berlebeck nach Augustdorf und in alle anderen Himmelsrichtungen hervorragend. Selbst Heidenoldendorf ist fußläufig in 15 und Pivitsheide in 45 Minuten zu erreichen.
Auch einen Kreisel statt der zweiten Ampelanlage innerhalb von 50 Metern wäre laut Merwitz wünschenswert. Eine Wasserfontäne auf der Blickachse von auswärts kommend wäre eine schöne Willkommenskultur für Gäste, die Detmold von Bielefeld kommend erschließen, könne sich der 54-Jährige auf dem Alexanderplatz vor der Lokalität gut vorstellen. Kreativität sei gefragt, weniger Reglementierung und Verbote.
„Unsere Stadt ist schon sehr verkehrssicher, die Eigenverantwortung muss in dieser für uns jüngeren Generationen erstmalig erlebten Zeit mit einer Pandemie und Krieg vor den Toren Europas, wieder in den Vordergrund rücken“, sagt Merwitz.
Die Starken müssten die Schwachen schützen, deshalb freuen sich Opdenhövel und Merwitz besonders, dass der Verein „Das Dach e.V.“ in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum als Mieter in dem stattlichen Gebäude feiert.
„Wir werden sicherlich nicht reich mit den Mieteinnahmen, es ist uns lediglich wichtig, das Gebäude instand zu halten für die nachfolgenden Generationen. Auch unsere Kinder und Kindeskinder haben es verdient, viele schöne Stunden, Momente und erste Kontakte an diesem wunderbaren Platz zu erfahren, wie wir und die meisten Menschen aus Detmold und Umgebung.“
Unterstützung erfahre das gesamte Team unter anderem vom Detmolder Bürgermeister Frank Hilker, der ebenso den Wunsch hege, Detmold weiter attraktiver zu gestalten.
„Erste Gespräche wurden bereits persönlich, auch mit der Kämmerin Dr. Miriam Mikus und weiteren Fachbehörden wie Bau-, Denkmal-, Ordnungsamt geführt sowie unseren politischen Vertretern, die sich ebenfalls engagiert um unser aller Wohlergehen kümmern.
Ehrenämter und Verwaltung müssen wieder mehr Respekt erfahren, damit sie den Bürgern besser dienen können. Die gesamte Verwaltung ist sehr hilfsbereit und bemüht, unsere Stadt weiterhin attraktiv zu gestalten und auf zeitgemäße Belange abzustimmen, aber alles muss man auch nicht gut finden und das muss man sagen dürfen“, ergänzt Merwitz.
Auch die Nachbarn seien rührig auf ein gutes Miteinander bemüht: „Wir haben uns mit ihnen ausgetauscht und uns Feedback eingeholt – wir versuchen alles, um das Bestmögliche aus der Bar rauszuholen“, führt Merwitz an.
Dennoch sei die Nachbarschaft das höchste Gut, welches gepflegt werden müsse, deshalb gebühre es schon der Anstand und das gute Benehmen, sich vernünftig zu betragen, damit andere keine Nachteile hätten.
„Das Projekt ist eine große Herausforderung“, resümiert der Wahl-Detmolder, „trotzdem hatte ich schon lange nicht mehr so viel Freude, ich bin zufrieden, dass wir es angegangen sind und glücklich etwas Gutes zu tun – das ist Benefit genug!“
Die Vorfreude der Lipper ist riesig
Aber nicht nur Christian Merwitz und sein Team fiebern der Eröffnung der neue Detmolder Kulturkneipe entgegen.
Die Reaktionen der Lipper auf die Neuigkeiten sei überwältigend positiv gewesen: Innerhalb von fünf Stunden nach der Veröffentlichung der Wiedereröffnung auf Radio Lippe, sei der Post 3.500-mal gelikt worden. Zudem habe es über 500, durchweg positive, Kommentare gegeben, wie es der Radiosender noch nie erlebt habe.
Der Investor führt weiter aus: „Aktuell haben wir schon Anfragen für Abi-Feiern und jeder möchte beim Opening dabei sein, wofür wir aufgrund des großen Andranges eine ‚Opening-Week‘ planen. Wir werden ständig nach dem Datum der Eröffnung gefragt, wollen da aber weder uns noch den Beteiligten Druck machen. Der Umbau bedarf seiner Zeit und Sorgfalt – das Wichtigste ist, dass die Qualität stimmt!“
Grundsätzlich sei ein Eröffnungsdatum zwischen Ende Mai und Anfang Juni angepeilt. „Außerdem ist dann jeder Tag eine Wiedereröffnung und jeder Tag ist ein Feiertag, deshalb ist jeder Mensch ein VIP und wird hoffentlich immer mit einem Lächeln empfangen“, freut sich Merwitz.
„Wir zumindest werden unsere Freude deutlich zeigen und es sind auch Umarmungen wieder gesellschaftsfähig. Danke bereits an alle, die unser LUI unterstützen und mithelfen, unsere schöne Stadt zu einem noch schöneren Ort zu machen.“
Außerdem verspricht Merwitz: „Diejenigen, die Matti noch nicht kennengelernt haben, er ist und bleibt ein Detmolder Jung und bald wird man ihn auch persönlich und live treffen, natürlich in seiner Stammkneipe Lui.“ (ak)
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Alina Knoerich studiert Medienwissenschaften an der Universität Paderborn und war von 2020 bis 2022 Freie Redakteurin bei Lippe aktuell. Seit 2023 schreibt die gebürtige Detmolderin für die LWZ und berichtet besonders gerne über Sport sowie Musik, Kunst und Kultur im Detmolder Raum und darüber hinaus.