Renaturierung: Napte fließt wieder auf natürlichen Wegen

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Stehen auf der neuen Sohlgleite der renaturierten Napte: (vorne, von links) Dr. Ute Röder (Verwaltungsvorständin Kreis Lippe), Thomas Gossen (AGA), Dominik Fischer (AGA), Julian Binks (AGA) und Jens Vespermann (untere Naturschutzbehörde Kreis Lippe), (hinten, von links) Robin Debuisson (Projektleiter der AGA), Michael Lohmeier (Stadt HBM) und Jennifer Strunk (Projektplaner der AGA). Foto: Kreis Lippe

Horn-Bad Meinberg. Die Napte in Horn-Bad Meinberg hat ihren natürlichen Charakter zurück. Bisher floss sie im Bereich des Norderteichs parallel zur B823 und zwar meist geradlinig und stark eingetieft. Jetzt verläuft sie auf rund 300 Metern flach und kurvig. Knapp zwei Monate haben die Mitarbeiter der AGA die Renaturierung auf den kreiseigenen Flächen umgesetzt.

„Besonders bei starkem Niederschlag führte der vorherige unnatürliche Verlauf zu einer hohen Abflussgeschwindigkeit des Wassers in der Napte. Das hätte starke Schäden, zum Beispiel Überschwemmungen, verursachen können. Auch eine natürliche Entwicklung des Gewässers war aufgrund der Vertiefung der Napte in den Boden nicht mehr möglich“, sagt Dr. Ute Röder, Verwaltungsvorständin beim Kreis Lippe. „Darum war es richtig und wichtig, die natürliche Dynamik des Gewässers wiederherzustellen“ betont sie.

Die Napte fließt durch ihr neues Flussbett, nachdem die AGA das Wasser hatte einfließen lassen. Foto: Kreis Lippe

Umgesetzt haben das die Mitarbeiter der AGA: „Von Baggerarbeiten, über Handarbeiten im neuen Gewässerverlauf bis hin zum Einbau von Totholz war alles dabei“, sagt Robin Debuisson von der AGA.

Das Totholz dient dabei als Strömungslenker und bietet beispielsweise Insekten neuen Lebensraum. „Aktuell stellen wir noch die Sohlgleite fertig, arbeiten und verteilen den überschüssigen Boden in das alte Gewässerbett beziehungsweise in die Fläche und bauen Totholz in das neue Gewässerbett ein“, ergänzt er.

Die sogenannte Sohlgleite ist eine umgestürzte Natursteinmauer, die bei starken Höhenunterschieden Bodenerosion, also den Abtrag von Boden, vermeiden soll. Abgeschlossen werden die Arbeiten voraussichtlich in der kommenden Woche. Dann übernimmt die Stadt Horn-Bad Meinberg die Unterhaltung der Napte.

Hintergrund

Die Bezirksregierung hatte 2020 verschiedene Renaturierungsmaßnahmen an der Napte vorgeschlagen. Alle bisher relevanten Flächen gehören dem Kreis Lippe, was eine Umsetzung wesentlich einfacher machte. Schon 2022 konnte die Napte weiter oberhalb des jetzigen Stücks auf einer Länge von circa 300 Metern natürlich, also ebenfalls flach und kurvig, gestaltet werden.

Die Renaturierung der Napte erfolgte innerhalb des Projekts „Wasser im Fluss“. Dieses Beschäftigungsprojekt ist eine Kooperation zwischen den 16 Städten und Gemeinden, der AGA als Beschäftigungsträger und dem Kreis Lippe mit Unterstützung des Landes NRW und der Arbeitsverwaltung zur Umsetzung von Maßnahmen in und an Oberflächengewässern zur Erreichung der Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie.

Jens Vespermann, ehemaliger Projektleiter und jetzt tätig bei der unteren Naturschutzbehörde des Kreises Lippe, begleitet das Projekt schon seit 2004 und ergänzt: „Das Projekt ist nicht nur ein Gewinn für die Natur, sondern auch für die Beschäftigten aus arbeitsmarktpolitischen Förderprogrammen. Eine ganze Reihe der Beschäftigten konnte sich dadurch sogar für den ersten Arbeitsmarkt qualifizieren.“

Aufgaben des Beschäftigungsprojektes

  • die Wiederherstellung und Erhaltung der natürlichen Dynamik, der Struktur und Funktionsfähigkeit der Fließgewässer
  • die Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit
  • die Beseitigung von Verrohrungen und Betonteilen
  • das Entfernen von standortfremden Gehölzen, Durchführung von Pflanzarbeiten mit standortgerechten Gehölzen
  • die Entfernung von Sohlabstürzen und Gewässerverrohrungen
  • die Renaturierung von Gewässerabschnitten
  • die Schaffung von Vernässungsbereichen
  • das Abschrägen / Aufweiten von Uferbereichen zur Unterbindung naturferner Ufersicherung, gegebenenfalls naturnahe Sicherung (Natursteine, Faschinen)
  • Strukturanreicherung durch Einbringen von Störsteinen (zum Beispiel Verringerung der Fließgeschwindigkeit)