LWZ-Kommentar: Der Kalletaler Klüngel

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LWZ-Reporter Reiner Toppmöller. Fotorechte: Reiner Toppmöller

Es ist mehr als das, was Bürgermeister Mario Hecker jetzt mit: „Jeder kann Fehler machen“, abtun will. Wie berichtet, gab es im Kalletal plötzlich einen Ratsherrn der SPD, der als Nachrücker noch gar nicht dran war, dafür aber als sehr loyal gilt. Es ging um viel, nicht weniger, als um die Mehrheit zum Prestigeobjekt des Bürgermeisters, dem kommunalen MVZ.

Noch einmal wollte die SPD keine Schlappe in den eigenen Reihen erleben. Damals stimmte ein Fraktionsmitglied der SPD gegen die Vorlage und sorgte so für die Ablehnung. Jetzt sollte alles, auch mit dem inszenierten Bürgerbegehren, in trockene Tücher gebracht werden.

Doch aufmerksamen Kalletaler Bürgern fiel auf, dass in der Nachrückerei etwas nicht stimmte. Der Wahlleiter antwortet auf Nachfrage der LWZ wortkarg und wolle sich erst
abstimmen. Abstimmen mit wem? Der Wahlleiter ist unabhängig und untersteht nicht den Weisungen irgendeiner Person, schon gar nicht dem Bürgermeister, auch wenn er Kämmerer und Justiziar der Gemeinde ist.

Vielmehr hätte er selbst den Nachrückervorschlag entsprechend der Reserveliste der SPD machen müssen. Warum passierte das nicht? So kam der Vorschlag vom erfahrenen und langjährigen Fraktionsvorsitzenden und Gemeindeverbandsvorsitzenden der SPD selbst.

Dieser entschuldigte sich nun in einem Pressgespräch, zu dem Vertreter der LWZ nicht eingeladen wurden, damit, er habe Kandidaten- und Reserveliste verwechselt. Das fällt niemandem auf? Nicht dem Wahlleiter, nicht der Ordnungsbehörde und nicht dem Bürgermeister, der doch bekannt dafür ist, immer alles exakt und genau zu machen.

Der Bürgermeister, zurück aus dem Urlaub, versammelt die ihm zugeneigten Pressevertreter um sich und tut es mit einem einfachen „Jeder kann Fehler machen“
und einem Zweispalter in der Landes-Zeitung ab, so als ob das eine Kleinigkeit gewesen wäre.

„Honi soit qui mal y pense“, oder auf Deutsch: „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“, liegt doch eine seiner wichtigsten Abstimmungen dazwischen. Da durfte diesmal nichts schiefgehen. Auch wenn der eigentliche Nachfolger der Reserveliste jetzt inoffiziell
beteuert, er habe nicht anders abgestimmt, bleibt dieser unangenehme Nachgeschmack.

Hatte er doch gegenüber der LWZ geäußert, er dürfe sich nicht äußern. So bleibt zum Schluss nicht nur das Zitat eines honorigen SPD-Mitglieds aus dem Kalletal, das sagt: „Der Unterschied zwischen Rechtsnorm und Rechtswirklichkeit wird hier einmal wieder deutlich. Ein Gemeindeverbandsvorsitzender, der nicht lesen beziehungsweise eine Kandidaten-
nicht von einer Reserveliste unterscheiden kann, eine selbstherrliche Verwaltungsspitze, die
das Thema ungeprüft an einen überforderten Wahlleiter, der zusätzlich noch Kämmerer und Justiziar ist, weitergibt, das kann ja nur in die Hose gehen.“

Die Begründung des SPD-Vorsitzenden, wie ihm der Fehler unterlaufen sei, ist unterirdisch. Das letzte Wort in Sachen MVZ ist noch lange nicht gesprochen. Was bleibt, ist ein „Geschmäckle’ der übelsten Art“. Das „Geschmäckle“ bleibt sowieso, denn so wie es aussieht, soll das beratende Unternehmen Domstal, das das Gutachten für ein MVZ im Kalletal erstellte, doch die kaufmännische Leitung übernehmen.