Detmold. Laue karibische Nächte treffen auf lippischen Landregen. Kubanisches Lebensgefühl auf westfälische Reserviertheit. Und die pulsierende Energie des Salsa auf das Phlegma des Ostwestfalen. Kann das gut gehen …? An gleich drei Konzertorten? Und ob.
Es geht sogar noch viel besser. So viel besser, dass am Ende eines jeden Abends alle tanzen: der Musiker aus Havanna mit der quirligen Salsa-Enthusiastin aus Detmold. Der blondgelockte junge Mann mit der Mittfünfzigerin aus Reihe neun. Und auch der festivalbegeisterte Rollstuhlfahrer ist voll in seinem Element.
Und es zählt wohl zu den stärksten Eindrücken der Festivaltage, wie er gemeinsam mit der fesch gekleideten Besucherin, die sich spontan zu ihm gesellt, zeigt, dass Tanzen nicht Gehen mit Schritten ist, sondern sich bewegen zu Musik.
Zwei Veranstaltungen ausverkauft, die dritte rappelvoll: Khadija Zeynalova, Initiatorin dieses seit 2020 jährlich mit unterschiedlichen Länderschwerpunkten stattfindende Format, und ihr Team hätten das, was sie sich auf die Fahnen geschrieben haben, nicht augenfälliger umsetzen können: Interkulturalität, Internationalität und Integration. Hier dürfen alle sein, wie sie sind. Gefeiert wurde ein mitreißendes Fest der Kulturen, der Musik und des Lebens: „Pasión de Cuba“ – „Kubas Leidenschaft“.
„Die Kultur ist eines der wichtigsten Güter der Völker. Kulturelle Brücke zu schlagen, ist der beste Weg, um Verständigung und Frieden weltweit zu schaffen … ich wünsche Ihnen allen viel Spaß am heutigen Abend und dass diese Tage des Festivals zu einem Raum der Begegnung, Verständigung und des Dialogs zwischen Kulturen wird. Ab heute werden Sie sicherlich auch ein Stück Kubas in Ihren Herzen tragen“, hatte bereits zu Beginn die Botschafterin der Republik Kuba in Deutschland, Juana Martínez González, übermitteln lassen.
Dass sich dies voll und ganz bewahrheiten konnte, dazu trugen nicht nur das Ensemble „Los Pipos“ bei, das jeden mit seiner einzigartigen Mischung aus kubanischer Musik und lateinamerikanischen Rhythmen in seinen Bann zog, sondern auch das Duo Conbrio mit Margarita Cherenkova (Saxophon) und Taras Makhno (Akkordeon), denen es auf atemberaubende Weise gelang, ihren Zuhörern ein emotionales und unvergessliches Klangerlebnis zu bereiten.
Einen Wirbel aus Klang und Emotion schuf auch das gastgebende, international besetzte Ensemble Bridge of Sound unter der Leitung von Khadija Zeynalova. Und weil das noch längst nicht alles war, setzte das Ensemble „Sonando“ mit der tief verwurzelten Verbindung seines Gründers zur kubanischen Musik einen energiegeladenen Schlusspunkt des Bühnengeschehens. Beendet indes war der Abend zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht.
Bis tief in die Nacht tanzten die Besucher zu den Klängen der Livebands. Salsa oder Contradanze? Kein Problem. Rumba oder Conga? Bitte sehr! Und spätestens dann hatte sich auch bei den letzten wenigen noch zögernden Besuchern Kubas Leidenschaft ins Herz geschlichen: „Es war einfach eine unvergessliche Nacht. Von den Lichtern über die Musik bis hin zu den Leuten – man merkt, dass das hier etwas ganz Besonderes ist. So etwas erlebt man nicht jeden Tag!“