
Oerlinghausen. „Bleiben Sie zuversichtlich.“ Mit diesen Worten beendet Nachrichtensprecher Ingo Zamperoni für gewöhnlich die Tagesthemen. Mit eben diesem Satz beginnt auch der neue, dritte Krimi von Jörg Czyborra. In „Sennewölfe“ nimmt der Oerlinghauser Krimi-Autor seine Leser in der Anfangsszene mit ins Wohnzimmer seines Protagonisten Christian Kupery.
Etwas später in dieser Nacht erhält der Hobbyermittler einen Anruf seines Freundes Jens Pölter, der aufgrund seiner Vorliebe für das Leben in der Natur nur „der Trapper“ genannt wird. Er sei bei einem seiner nächtlichen Spaziergänge über eine Leiche gestolpert und brauche umgehend Kuperys Hilfe. Was dieser zunächst für einen schlechten Scherz hält, entpuppt sich schnell als bitterer Ernst. Das Drama nimmt seinen Lauf.
Bevor Jörg Czyborra an diesem Donnerstagabend die Bühne in der Mensa der Heinz-Sielmann-Schule in Oerlinghausen betritt und vor 150 Gästen aus seinem neuesten Werk vorliest, verkündet Cerrin Wehrmann-Ristau, Inhaberin der Buchhandlung Blume, die die Veranstaltung organisiert hatte, noch einen echten Knaller.
So habe sich „Sennewölfe“, erst seit wenigen Tagen auf dem Markt, bislang öfter verkauft als der neue Thriller von Sebastian Fitzek („Das Kalendermädchen“), zumindest in Oerlinghausen. Ein Fakt, der Jörg Czyborra auch nach Ende der Lesung sichtlich erfreut. „Das ist schon ein tolles Ding, auch wenn es sich natürlich nur auf Oerlinghausen bezieht“, erklärt er schmunzelnd.
Die Freude ist dem gebürtigen Mülheimer (an der Ruhr) auch zuvor auf der Bühne anzusehen. Die rund 105-minütige Veranstaltung steht, dem Romantitel entsprechend, ganz im Zeichen des Wolfes. So singt Czyborra, stilecht im Wolfs-T-Shirt gekleidet, zum Einstieg „Wölfe“ von Peter Maffay und später noch Hildegard Knefs „Der alte Wolf“, rezitiert unter anderem ein Gedicht von Joachim Ringelnatz, in dem sich Wolf, Mensch und Bär begegnen (und fressen) und garniert das Ganze mit selbst geschriebenen Songs.
Natürlich liest er auch fleißig aus seinem aktuellen Roman vor, verweist dabei immer wieder auf seine beiden Vorgänger-Werke „Ochsentour“ und „Sennefeuer“ und erklärt dem Publikum auch, wie die Idee, seinen dritten Krimi hauptsächlich auf dem Truppenübungsplatz in der Senne spielen zu lassen, entstanden sei – und zwar im Gespräch mit dem ehemaligen Oerlinghauser Pfarrer Klaus Sommer.
Dieser war einst auch als Militärpfarrer in Augustdorf tätig und habe Czyborra über die Ortschaft Haustenbeck berichtet. An das ehemalige Dorf mitten in der Senne erinnere heute nur noch die Ruine der alten Kirche sowie ein Gedenkstein. Weitere Inspirationen habe er sich durch die Illustrationen im Buch „Die Senne in alten Ansichten und Schilderungen“ geholt, welches er von Pfarrer Sommer geschenkt bekommen habe. Zudem habe er die Reste Haustenbecks auf dem Truppenübungsplatz besuchen können, stilecht im tarnfarbenen Mercedes-Geländewagen, mit dem passenden Namen „G 250 Wolf“.
Die Zuschauer hängen auch gespannt an seinen Lippen, als Czyborra die Lesung mit einer weiteren spannenden Szene beendet. Kupery, seine Frau Susanne und die Soldatin Sophie, deren Vorfahren aus Haustenbeck stammen, versuchen darin, ein mysteriöses, in Sütterlinschrift verfasstes Notizbuch von Sophies Urgroßmutter zu entziffern. Dies gelingt Susanne aufgrund ihrer Sütterlin-Kenntnisse zwar, doch ein Geheimnis bleibt offen.
„Es war ein toller Abend. Ich hatte viel Spaß und bin hochzufrieden“, betont Czyborra und ergänzt: „Auch die Resonanz während des Signierens der Bücher in der Pause war durchweg positiv.“ So bleibt ein Abend, der allen Seiten Lust auf mehr macht.