Lemgo. Mit der Inszenierung von Matthieu Delaportes und Alexandre de la Patellières sarkastischer Komödie „Das Abschiedsdinner“ hat das Lemgoer Theater Stattgespräch am vergangenen Samstag im Kulturbahnhof einen großen Erfolg gefeiert und eine fulminante Premiere hingelegt.
Freundschaften sind wichtig und sollten gepflegt werden – doch sie kosten auch Zeit, eine zunehmend knappe Ressource in der modernen Welt. Es gibt enge Freunde, wahre Freunde – und solche, die man eher aus Gewohnheit behält. In welche dieser Kategorien der langjährige Freund Antoine (Stephan Gottwald) gehört, muss Gastgeber Pierre (Frank Wiemann) an diesem Abend noch herausfinden.
Pierre und seine Frau Clotilde (Kathrin Wolters) haben beschlossen, sich von „nervigen“ Freunden zu trennen – auf elegante Weise mit einem Abschiedsdinner. Ihre Idee: ein perfektes letztes Treffen, das den Eindruck hinterlässt, man habe sich einfach auseinandergelebt. Als erste „Opfer“ wählen sie Antoine und Bea (Doris Weiß) aus. Doch was als raffinierter Plan beginnt, gerät schnell aus dem Ruder: Der Abend nimmt eine unerwartete Wendung und entwickelt sich zu einer Kette zwischenmenschlicher Katastrophen – voller peinlicher Momente, offener Konfrontationen und absurder Situationen.
Frank Wiemann brilliert als Pierre, insbesondere in seinem humorvollen, aber inhaltlich völlig sinnfreien Entschuldigungsmonolog. Er verkörpert mit großem Geschick die innere Zerrissenheit eines liebenswerten, aber schwachen Charakters. Kathrin Wolters als Clotilde glänzt in ihrer Rolle als resolute Gastgeberin, die scheinheilige Freundschaftsfloskeln mit großer Glaubwürdigkeit darbietet. Stephan Gottwald überzeugt als Antoine, der als ahnungsloses „Opfer“ mal bemitleidet, mal als störend empfunden wird – eine Rolle, die das Publikum zwischen Mitleid und Irritation schwanken lässt. Doris Weiß als Bea ist zwar nur in Form eines silbernen Bilderrahmens präsent, hinterlässt aber dennoch Eindruck.
Regisseurin Katrin Brakemeier ist es hervorragend gelungen, nach einer langen Probenphase ein mitreißendes, authentisches Bühnenerlebnis zu erschaffen. Das Ensemble agiert auf einer beeindruckend gestalteten Bühne mit großer Spielfreude – was das Publikum mit langanhaltendem Applaus belohnte.
Ein wunderbares Theatervergnügen für alle, die Freundschaften pflegen und an wahre Verbundenheit glauben. Da bereits alle Vorstellungen bis April ausverkauft sind, wird es in der Spielzeit 2025/26 weitere Aufführungen von „Das Abschiedsdinner“ geben. Zudem feiert das Theater am 10. Mai die Premiere von zwei Einaktern von Woody Allen unter der Regie von Ulrich Holle.