
Lage. Die Eisenbahnfreunde Lippe zeigen im Schulzentrum Werreanger ihre Schätze: Sie stellen aus, fachsimplen und tauschen begehrte Objekte. Rund 400 Besucher zieht es in die Ausstellung am Sonntag.
Ein sanftes Surren liegt in der Luft, Räder rollen über filigrane Gleise, winzige Lokomotiven schnaufen durch detailreich ausgestaltete Landschaften. Im Schulzentrum am Werreanger wird die Welt der Modelleisenbahn lebendig – und rund 400 Besucher lassen sich von der Faszination anstecken.
Die Ausstellung der Eisenbahnfreunde Lippe zieht Sammler, Hobby-Händler und neugierige Gäste gleichermaßen in ihren Bann. Zwischen liebevoll gestalteten Dioramen, nostalgischen Bahnhofszenen und imposanten Zugformationen wird gestaunt, gefachsimpelt und gehandelt. Wer noch ein fehlendes Stück für seine Sammlung sucht, wird an den zahlreichen Ausstellungsständen schnell fündig. Dort wechseln seltene Waggons, Gleise und Miniaturgebäude den Besitzer, mitunter nach lebhaften Verhandlungen.
Doch das Geschäftliche steht nicht im Mittelpunkt – es ist vor allem die Begeisterung für die kleine große Welt der Eisenbahnen, die Jung und Alt miteinander verbindet. Fachkundige Erklärungen, leuchtende Kinderaugen und begeisterte Gespräche prägen das Bild der Veranstaltung.
So zieht ein besonders zierliches Szenario die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich: eine Mini-Landschaft mit Badegästen am Sandstrand, in Strandkörben, an Bootsanlegern, in Urlaubsautos und natürlich einen Steinwurf von der Eisenbahn entfernt. Denn diese Miniatur-Eisenbahn ruft allgemeines Staunen hervor: Sie surrt, wenige Zentimeter klein, brav und störungsfrei übers Gleis. Jan Windemuth zeigt stolz das Minimodell eines Omnibusses, der auf Gummirädern, aber auch Gleisen fahren kann. So ein Vehikel verkehrte in den 50er-Jahren vor allem in ländlichen Gegenden als Ultima Ratio des noch wenig entwickelten Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV). Der Bus konnte nämlich Straße und Schiene.
So eine Expedition ins Reich der Eisenbahnwelt macht hungrig und durstig. Für diesen Aspekt ist die fünfköpfige Service-Crew der Eisenbahnfreunde zuständig. Neben Kaffee und Kuchen gibt’s diesmal auch Bratwürste statt Erbsensuppe. Die Hobby-Gaststronomen der Eisenbahnfreunde haben auf jeden Fall alle Hände voll zu tun, um den „Erlebnishunger“ der Gäste auch kulinarisch zu stillen.
„Die Eisenbahnfreunde Lippe gibt es seit 1974“, berichtet Dirk Schneider, langjähriger Vorsitzender des Vereins. Er hat seinen Sohn Marvin mit der Begeisterung für den Modell-Eisenbahnbau angesteckt. Marvin betreut die Homepage und berichtet dort über die Projekte der Organisation. Die Ausstellung im Schulzentrum Werreanger ist noch nicht vorbei, da planen die Schneiders gleich den nächsten Streich: einen Basar am Sonntag, 9. November, für Modellbahn, Modellautos, Fahrbetrieb, Spielzeug, Sammlerstücke, Elektronik und Zubehör.
Am späten Nachmittag verlassen die letzten Besucher das Schulzentrum mit strahlenden Gesichtern – und prall gefüllten Einkaufstüten. Manche davon enthalten Modellbahn-Schätze, andere kleine Preziosen zur Arrondierung von eigens entworfenen Landschafts-Szenarien. Doch eines haben alle gemeinsam: das gute Gefühl, Teil eines besonderen Tages gewesen zu sein. Und die Gewissheit, dass die Gemeinschaft der Modelleisenbahner noch lange bestehen wird.