Lemgo beschließt eine Nachhaltigkeitsstrategie bis 2025 als Wegweiser

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Die Steuerungsgruppe hat sich über Monate hinweg regelmäßig getroffen und die Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet (Archivfoto). Foto: Alte Hansestadt Lemgo)

Lemgo. Mehr als 750 Stunden Arbeit stecken in der Lemgoer Nachhaltigkeitsstrategie. Deren Leitbilder und Ziele hat der Lemgoer Rat in der vergangenen Woche mehrheitlich beschlossen.

Mehr als 50 Lemgoer haben über Monate in großer Runde überlegt, diskutiert und abgestimmt, wie eine nachhaltige Entwicklung in der Alten Hansestadt bis 2035 gelingen kann – und das nicht nur ökologisch und ökonomisch, sondern auch sozial. Das Ergebnis auf fast 150 Seiten kann sich sehen lassen.

Einfach haben es sich alle Beteiligten nicht gemacht. Am Anfang der Nachhaltigkeitsstrategie stand die Vorarbeit der Verwaltung, die eine umfangreiche Bestandsaufnahme anfertigte.

Unterstützt wurde sie dabei von der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW. Diese analysierte den Bestand und begleitete den weiteren Prozess mit den über 50 Akteurinnen und Akteuren aus 26 Institutionen und der Zivilgesellschaft, die gemeinsam die Steuerungsgruppe für die Strategie bildeten.

„Diese Strategie ist mehr als ein Plan der Verwaltung – sie ist das Ergebnis vieler Perspektiven aus unserer Stadtgesellschaft. Sie ist als Dachstrategie angelegt, die Orientierung bietet und den Rahmen vorgibt. Eine nachhaltige Entwicklung kann aber nur gemeinsam gelingen, deshalb wollen wir die Strategie auch gemeinsam mit allen Lemgoerinnen und Lemgoern umsetzen“, erklärt Bürgermeister Markus Baier.

In einem ersten Arbeitsschritt hatte die Steuerungsgruppe eine Auswahl getroffen. Die Nachhaltigkeitsstrategie fußt nämlich einerseits auf den acht strategischen Stadtzielen, die der Lemgoer Stadtrat erstmals 2011 beschlossen und zuletzt 2022 angepasst hat, und auf dem 2022 erstmalig erstellten Nachhaltigkeitsbericht, der sich an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen orientiert.

Das Ergebnis waren zehn Handlungsfelder für eine nachhaltige Kommunalentwicklung. Die Steuerungsgruppe entschied zunächst, auf welchen Handlungsfeldern im ersten Durchlauf der Fokus gelegt werden soll. Denn von Anfang an war klar, dass die Auswahl zu groß ist, um alle Felder auf einmal zu bearbeiten.

Die fünf Handlungsfelder sind „Lebenslanges Lernen und Kultur“, „Gute Arbeit und nachhaltiges Wirtschaften“, „Soziale Gerechtigkeit und zukunftsfähige Gesellschaft“, „Wohnen und nachhaltige Quartiere“ sowie „Ressourcenschutz und Klimafolgenanpassung“. Zu jedem Handlungsfeld wurde das bestehende Leitbild des dazugehörigen strategischen Stadtziels weiterentwickelt und Themenschwerpunkte mit strategischen und operativen Zielen festgelegt.

Im Handlungsfeld „Lebenslanges Lernen und Kultur“ soll Lemgo als moderner Schul- und Bildungsstandort weiterentwickelt werden. Ziel ist es, gut ausgestattete Schulen mit ausreichend Personal bereitzustellen, die Ganztagsbetreuung auszubauen und Bildung für nachhaltige Entwicklung fest im Schulalltag zu verankern. Die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss soll dabei dauerhaft niedrig bleiben.

Beim Handlungsfeld „Gute Arbeit und nachhaltiges Wirtschaften“ geht es um Themen wie Infrastruktur und den Arbeitsmarkt, aber auch um kreative Ideen hierzu. Dazu sollen die Standortattraktivität untersucht, Leerstände in der Innenstadt besetzt und die Besetzung von Ausbildungsplätzen gestärkt werden.

Für das Handlungsfeld „Soziale Gerechtigkeit und zukunftsfähige Gesellschaft“ sollen in allen Ortsteilen und Quartieren Räumlichkeiten geschaffen werden, die für niedrigschwellige Angebote genutzt werden. Auch soll das etablierte Jugendforum fortgeführt und dafür ein Controlling eingeführt werden, damit die Jugendlichen regelmäßig Rückmeldung zu ihren eingebrachten Vorschlägen erhalten.

„Ressourcenschutz und Klimafolgenanpassung“ ist eines der Handlungsfelder und dafür ist als Ziel vorgesehen, das Restmüllaufkommen pro Lemgoer Kopf kontinuierlich zu senken, während das Reparieren und Tauschen durch neue Angebote aktiv gefördert wird. Zudem wird der Stadtwald bis 2035 zu einem klimaanpassungsfähigen Mischwald entwickelt – mit einem Fokus auf Biodiversität, Resilienz und Kohlenstoffbindung.

Zum Handlungsfeld „Wohnen und nachhaltige Quartiere“ gehört die Idee eines Beratungsnetzwerks, um den Generationenwechsel in der Bestandsbebauung und das Älterwerden im Dorf zu begleiten. Auch soll die Zahl der Einwohner trotz des demografischen Wandels gehalten werden und bei neuen Wohnquartieren sollen mindestens 20 Prozent der errichteten Wohneinheiten sozial geförderter Wohnraum sein.

Dies ist nur ein kleiner Auszug der erarbeiteten und beschlossenen Ziele und Themenschwerpunkte, und mit dem Beschluss der jetzigen Version ist die Arbeit daran noch nicht abgeschlossen. Die beiden strategischen Stadtziele „Haushalt“ und „Klimaschutz und Energie“ und die drei verbliebenen Handlungsfelder gilt es noch einzubinden, um ein schlüssiges Gesamtbild zu schaffen.

„Die Strategie ist bewusst offen angelegt – sie soll sich weiterentwickeln, neue Perspektiven aufnehmen und auch in Zukunft als lebendiges Instrument für eine nachhaltige Stadtentwicklung dienen“, erklärt Anja Kern, zuständig für Strategieentwicklung. Die Nachhaltigkeitsstrategie ist in ihrer jetzigen Form auf der Homepage der Stadt Lemgo zu finden.